Offene Schweiz ¦ Avenir Suisse

Die Schweiz ist durch die Leistungen vieler Zugewanderter reich geworden. Man denke an den aus dem Libanon stammenden Nicolas Hayek, der mit Swatch die Schweizer Uhrenindustrie vor dem Untergang bewahrt hat. (Bild: Fotolia)

Vielleicht passt die Feststellung nicht ganz ins zurzeit dominierende Fremd- und Selbstbild der Schweiz, erst recht nicht im Rückblick auf die Abstimmung über die «Masseneinwanderungsinitiative»: Die Offenheit gehört zu den traditionellen Werten der Schweiz. Die Schweiz ist entgegen alle Kritik eines der offensten Länder der Welt. Diese Offenheit war die Grundlage für den Erfolgsweg der Schweiz, weg vom «Armenhaus» des 18. Jahrhunderts hin zum Wirtschaftswunder der Neuzeit. Darauf muss die Schweiz auch in Zukunft bauen.Die Schweizer sind früh in die Welt hinaus – meist aus Armut – und viele haben es im Ausland zu grossen Erfolgen gebracht. Der Walliser Cäsar Ritz wurde zum Hotelier der Könige und zum König der Hoteliers. Mit dem Jurassier Louis Chevrolet wurde sein Name ein Fixstern am Firmament der amerikanischen Autoindustrie. Emigration gehört auch heute zu den Schweizern. Über 700’000 von ihnen leben im Ausland, das sind 12% der Schweizerinnen und Schweizer.

Gleichzeitig ist die Schweiz ein Land der Immigration. Sie ist durch die Leistungen vieler Zugewanderter reich geworden. Man denke an Heinrich Nestlé aus Frankfurt am Main, den Engländer Charles Brown und den Bayern Walter Boveri. Oder an den Polen Leo Sternbach, ohne den es das Medikament Valium nicht und den Pharmariesen Roche wohl nicht mehr gäbe. Oder man denke an den aus dem Libanon stammenden Nicolas Hayek, der mit Swatch die Schweizer Uhrenindustrie vor dem Untergang bewahrt hat. Und in welchem Land wird ein im Ausland, wenn auch im grenznahen Vorarlberg, Geborener zum Direktor eines Think-Tanks, der sich mit der Zukunft des Landes befasst? Diese gelebte Offenheit lässt sich auch in Zahlen ausdrücken. Fast ein Drittel der Schweizer Bevölkerung ist im Ausland geboren – mehr als in den klassischen Einwanderungsländern USA und Kanada.

Die Schweiz ist gut beraten, diese traditionelle und gegenseitige Offenheit auch in Zukunft zu pflegen. Weltoffene Bürger haben einen breiten Horizont und entwickeln Verständnis gegenüber Zuwanderern. Und eine Schweiz, die offen ist gegenüber Zuwanderern und gegenüber neuen Ideen von aussen, bleibt innovativ und dynamisch. Das nützt letztlich allen.

Lesen Sie nächste Woche, warum Bescheidenheit mehr ist als eine Zier.