Grundsätzlich ist die Angst vor dem Siegeszug der Maschinen und vor einem zu raschen Strukturwandel ernst zu nehmen. Die Sorgen um die Arbeitsbedingungen und um die Qualität der neuen Arbeitsplätze lassen sich nicht einfach wegwischen. Doch um es gleich vorwegzunehmen: Ein rasches Ende der Arbeit wird es nicht geben. Dafür sprechen drei grundlegende ökonomische Gründe:

Menschen haben komparative Vorteile

Mittlerweile gilt es als ausgeschlossen, dass ein Mensch den besten Schachcomputer systematisch schlagen wird, und sogar Schachprofis sind guten Smartphone-Apps unterlegen. Dieser und viele andere Fortschritte auf Gebieten wie der künstlichen Intelligenz, der Robotik, der Sensorik, der Suchtechnologie oder der Telekommunikation (vom Internet zum Internet der Dinge) wurden dank drastisch fallenden Rechner-, Speicher- und Übermittlungskosten möglich. Von 1940 bis 2012 sanken die Kosten für Rechner um 53% pro Jahr, und auch jene für die Übermittlung von Informationen sind heute vernachlässigbar gering. Der Schweizer Supercomputer Piz Daint am CSCS in Manno (TI), der drittschnellste Rechner der Welt, kommt auf 19 Petaflops, 19 Millionen Milliarden von Operationen pro Sekunde. Trotzdem ist diese eindrückliche Ziffer für die Menge an Arbeit, die Menschen erledigen, weitgehend irrelevant, denn für die Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine (sowie unter den Menschen selbst) sind nicht die absoluten Produktivitätsunterschiede ausschlaggebend, sondern die relativen.

Menschen haben komparative Vorteile. (Wikimedia Commons)

Relativ zu den Maschinen haben die Menschen nach wie vor komparative Vorteile, beispielsweise aufgrund ihrer nicht-kognitiven Fähigkeiten wie Empathie, die Eignung für Teamwork oder Führungsqualitäten. Dieser komparative Vorteil zeigt sich bereits heute darin, dass die Entlöhnung von Jobs mit erhöhtem Bedarf an nicht-kognitiven Fähigkeiten relativ stärker gestiegen ist als jener mit einem Fokus auf kognitiven Fähigkeiten. Es sind also die «soft skills», auf die es sich vermehrt lohnen wird, sich zu spezialisieren. Selbst wenn die Maschinen in der langen Frist immer intelligenter und einfühlsam würden, ist es äusserst unwahrscheinlich, dass sie sich auf allen Gebieten gleich gut und schnell entwickeln. Eine Spezialisierung wird sowohl im Interesse der Menschen als auch der Maschinen liegen.

Neue Maschinen ergänzen die Arbeit

Man muss nicht auf die perfekten Roboter warten. Schon jetzt besteht ein perfekter Ersatz für die menschliche Arbeit: andere menschliche Arbeit. In den letzten Jahrzehnten hat beispielsweise die Erwerbstätigkeit der Frauen stark zugenommen. Noch 1960 waren weniger als die Hälfte der Frauen zwischen 15 und 64 Jahren erwerbstätig; nun sind es 80%. Doch auch die zusätzlichen Arbeitskräfte haben nicht zur Massenarbeitslosigkeit der Männer geführt. Wie schon die Arbeit der Frauen ist auch die Arbeit der Maschinen kein Substitut für die bestehenden Erwerbstätigen, sondern viel eher eine Ergänzung.

«Make progress, not work»

Der Wohlstand einer Nation misst sich nicht an der schieren Zahl der Arbeitsplätze, die geschaffen oder erhalten werden, sondern am Wert der erwirtschafteten Produktion oder des getätigten Konsums. Menschliche Arbeit wird nur dann ersetzt, wenn Maschinen eine günstigere Produktionsweise ermöglichen. Diese erhöhte Effizienz führt zu Kostensenkungen, die sich früher oder später in tiefere Preise für die nun von Robotern produzierten Güter ummünzen; zum einen, weil der Wettbewerb zwischen den Unternehmen die Gewinne schmälert, zum anderen, weil die Produzenten ihre Güter verkaufen wollen. Das fallende Preisniveau entspricht einer Zunahme der Reallöhne und somit einer Verbesserung der Kaufkraft. Die gesteigerte Kaufkraft generiert ihrerseits eine zusätzliche Nachfrage nach neuen Gütern und Dienstleistungen, was wiederum Arbeitsplätze schafft, wohl aber nicht im ursprünglichen Bereich. In diesem Sinne sind Automatisierung, Mechanisierung oder Digitalisierung sogar eine Voraussetzung für die Schaffung neuer Jobs.

Weiterführende Angaben finden Sie in unserer neuen Publikation «Wenn die Roboter kommen».