Einkaufstouristen aus der Schweiz kaufen jedes Jahr für 10 Mrd. Franken im nahen Ausland ein. Neu sollen nur noch Waren bis 50 Franken ohne Mehrwertsteuer eingeführt werden können. In der Zeitschrift «Landfreund» hat Patrick Dümmler erklärt, weshalb die Massnahme wenig zielführend ist und was stattdessen zu unternehmen wäre.

Den Schweizer Konsumenten soll die Freude am Ausflug ins grenznahe Ausland verdorben werden. Gleich drei Vorstösse im Parlament befassten sich kürzlich mit dem Einkaufstourismus, denn das Gewerbe leide unter der ungeliebten Konkurrenz ennet der Grenze.

Wettbewerb – auch grenzüberschreitender – mag für Detailhändler unangenehm sein, doch auch sie werden sich im Geschäftsalltag kaum die Lieferanten mit dem schlechteren Preis-Leistungsverhältnis aussuchen.  

Preise, Auswahl und Erlebnis

Was sind die Motive, die viele Schweizer zum Einkaufen über die Grenze treibt? Zunächst einmal das tiefere Preisniveau: Der Schweiz-Aufschlag bei Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken gegenüber Deutschland beträgt rund 80%, im Vergleich zu Österreich sind es noch knapp 50%. Weitere Gründe sind die Produktauswahl und das Einkaufserlebnis. Für andere ist der Gang ins Ausland schlicht Gewohnheit. 

Einkaufstourismus ist eine Frage der Anreize. (Mick Haupt, Unsplash)

Die geplante Änderung wird den Einkaufstourismus kaum vermindern, zu stark sind die erwähnten Motive. Muss in Zukunft die Mehrwertsteuer bereits ab 50 Fr. entrichtet werden, verteuern sich Lebensmittel bei der Einfuhr gerade einmal um 2,5% oder 1,25 Franken. Ob damit die zusätzlichen Kosten für Grenzkontrollen, Steuerberechnung und Inkasso gedeckt sind, geschweige denn netto Steuersubstrat generiert wird – wie die Vorstösse als Begründung angeben – darf bezweifelt werden. 

Ursachenbekämpfung statt Symbolpolitik

Die Gründe für den Einkaufstourismus sind hausgemacht. Statt an der Wertfreigrenze zu schrauben, sollte der weltweit höchste Grenzschutz für Agrargüter abgebaut werden. Konkurrenz ist ein Ansporn für Innovationen. Geschützte Wirtschaftszweige neigen zu Verkrustungen und der Ruf nach weiteren Staatsinterventionen ist dann oft nicht weit.