«Der Frankenschock ist überwunden, die Exportmaschinerie läuft wieder», konstatierte «20 Minuten» diese Woche. Das schlage sich auch in der hohen Zahl von 176’980 ausgeschriebenen Stellen nieder. Die Zahl entspreche einem Anstieg um 15% gegenüber dem Vorjahr, schrieb das Blatt. Am meisten zusätzliche Jobs im Vergleich zum Vorjahresmonat (+53%) inserierten laut dem x28-Jobradar Unternehmen in der Branche Uhren und Schmuck, gefolgt von Umwelttechnik (+28%), Elektro- und Medizinaltechnik (+22%) sowie die Metall- und Maschinenbauindustrie (+20%). Im Interview mit «20 Minuten» erklärt Marco Salvi die Hintergründe der positiven Entwicklung.

«20 Minuten»: Herr Salvi, im Vorjahresvergleich wurden diesen Januar 15% mehr Jobs ausgeschrieben. Woran liegts?

Marco Salvi: Das ist ein grossartiges Beispiel dafür, wie das Jobwunder Schweiz funktioniert, wenn die äusseren Einflüsse stimmen. Es sollte auch allen zu denken geben, die das Ende der Arbeit ausgerufen haben oder die positiven Effekte der Personenfreizügigkeit hinterfragen. Wir erleben derzeit in der Eurozone eine Aufschwungsphase, während der abgeschwächte Franken die bisher gebeutelte Exportindustrie wieder antreibt. Das führt dazu, dass exportorientierte Firmen wie die Uhrenbranche oder die Industrie prozentual am meisten neue Jobs ausgeschrieben haben.

Am meisten mehr Jobs im Vergleich zum Vorjahresmonat inserierten Ende Januar Firmen in der Branche Uhren und Schmuck. Die Zahl nahm laut «20 Minuten»-Jobradar um 53% zu. (ETH Bibliothek Zürich, Bildarchiv)

Insgesamt haben Arbeitnehmer im Pflegebereich die grösste Auswahl. Dort sind 6400 Stellen ausgeschrieben. Warum ist das so?

Einerseits ist die Fluktuation im Gesundheitswesen traditionell hoch. Viele wechseln die Stelle nach kurzer Zeit wieder, worauf die Unternehmen Stellen oft inserieren. Andererseits ist es eine wachsende und personalintensive Branche. Im Pflegebereich könnten wir uns aber auch effizienter organisieren.

Trotz der Digitalisierung sind Handwerker wie Sanitär, Heizungsinstallateur oder Schreiner nach wie vor gesucht. Warum?

Diese Jobs lassen sich nur schwer automatisieren. Zudem beschert der Boom am Immobilienmarkt den Handwerksbetrieben derzeit viele Aufträge, für die sie wiederum Personal benötigen. Die Digitalisierung wird aber auch im Handwerksbereich durchschlagen: Handwerkliche Fähigkeiten werden mit digitalen Wissen ergänzt werden. Das wird in Zukunft auch in anderen Berufen wichtig werden.

Was raten aufgrund dieser Entwicklung?

Es gibt zwei Strategien: Kurzfristig kann es Sinn ergeben, einen Beruf zu wählen, der jetzt gesucht ist, und sich mit einer Weiterbildung Fähigkeiten aneignen, die in diesem Beruf mit der Digitalisierung nützlich sind. Eine zweite Strategie ist, in die Allgemeinbildung zu investieren und flexibel zu bleiben, indem man sich nicht auf eine Branche oder ein Jobprofil versteift. So bleibt man längerfristig auf dem Arbeitsmarkt gefragt.

Das Interview ist am 5. Februar 2018 in «20 Minuten» erschienen. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.