Seit 2003 unterstützt der Bund finanziell die frühkindliche Betreuung mit einer provisorischen «Anstossfinanzierung», die bereits mehrmals verlängert wurde. Nach Beendigung des jetzigen Impulsprogramms dürften in den letzten 20 Jahren knapp 500 Mio. Franken als Finanzhilfen bezahlt worden sein. Nun will aber der Bundesrat das ewige Provisorium in eine dauerhafte finanzielle Unterstützung umwandeln. Und er macht es mit der grossen Kelle: Die Rede ist wieder von 500 Mio. Franken – aber pro Jahr.

Dieses Geld soll nicht nur die Eltern von Kindern im Vorschulalter entlasten, sondern auch weitere Angebote verbilligen, beispielsweise im Hort oder in anderen Tagesstrukturen. Insgesamt würde sich der Bund gemäss aktuellem Gesetzesentwurf mit 10 bis 15 Prozent an den Betreuungskosten beteiligen. Bei Vollkosten für einen Kitaplatz in der Schweiz von rund 30 000 Franken pro Jahr, die heute zu ca. 2/3 direkt von den Eltern berappt werden, würde dies eine spürbare Entlastung bringen – und einen entsprechend hohen Verbrauch an Steuermitteln verursachen.

Die Beschäftigungseffekte von Kita-Subventionen werden überschätzt. (Markus Spiske, Unsplash)

Nebst den üblichen Verdächtigen stehen nun auch weite Teile der Wirtschaft hinter diesem Vorschlag. Diese erhoffen sich in erster Linie positive Erwerbsanreize für die Eltern von Kleinkindern – insbesondere für die Mütter –, was zur Linderung des akuten Fachkräftemangels beitragen könnte.

Doch sind diese Hoffnungen gerechtfertigt? Zahlreiche Studien zu Subventions­massnahmen bei der Kinderbetreuung finden zwar positive Beschäftigungseffekte. Wie gross aber diese Effekte sind, hängt wesentlich vom Beschäftigungsgrad der Mütter und der Nutzung der Fremdbetreuung ab.

Denn der Zusammenhang zwischen Kitaplätzen und Beschäftigung ist leider nicht so eng wie oft dargelegt. Zwar haben mehrere Studien gezeigt, dass die Nachfrage nach Kitaplätzen in der Schweiz relativ preiselastisch ist: Die Senkung der Tarife um 10 Prozent dürfte eine Zunahme der Nachfrage um schätzungsweise 10 Prozent auslösen. Allerdings würde diese Erhöhung wohl vor allem zulasten der Betreuung durch Verwandte oder Bekannte gehen, nicht so sehr zugunsten einer höheren Beschäftigung. Hier sind die Effekte wesentlich geringer. Gemäss einer Studie der Universität Neuchâtel würde eine Senkung der Tarife um 10 Prozent zu einer Zunahme der Anzahl Arbeitsstunden der bereits beschäftigten Frauen mit Kindern um bloss nur 3,5 Prozent führen. Schlimmer noch: Für die nicht erwerbstätigen Mütter ist der Effekt sogar statistisch nicht nachweisbar.

Mit anderen Worten wird die Mehrheit der zusätzlichen Subventionen in Mitnahmeeffekten an die Eltern verpuffen, die bereits heute einen Kitaplatz beanspruchen. (Dafür übrigens dankt der Autor, der Vater von zwei Kleinkindern im Betreuungsalter ist.) Wer das inländische Potenzial an Arbeitskräften nachhaltig steigern will, sollte sich besser anderswo umschauen. Die wohl effektivste Alternative würde den Übergang zur Individualbesteuerung bilden. Diese hat ein besseres Preis-Leistung-Verhältnis, was die Erwerbstätigkeit von Frauen anbelangt.