Roboter machen Angst. Viele befürchten, dass sie den Menschen dereinst nicht nur bei den einfachen Arbeiten ersetzen könnten, sondern auch bei komplexeren Tätigkeiten, zum Beispiel in der Medizin, in der Bank oder in den Medien. Für die «Roboter-Pessimisten» scheint es deshalb an der Zeit, die Besteuerung dieser Maschinen anstelle von Personen oder Unternehmen ins Auge zu fassen.
Aus steuerpolitischer Sicht spricht allerdings vieles dagegen: So modern die Idee auf den ersten Blick wirken mag – sie ist alles andere als clever. Denn Firmen werden aus praktischen, nicht aus philosophischen Gründen besteuert. Für den Fiskus wäre es extrem aufwendig, allen Dividendenströmen zu folgen, vor allem, wenn die Aktionäre über die ganze Welt verstreut sind. Die Belastung auf Stufe Unternehmen garantiert stattdessen eine minimale Besteuerung dieser Einkommen. Es ist auch einfacher, ein paar tausend Firmen zu veranlagen statt Millionen von Steuerzahlern (oder Robotern).
Zweitens würden nicht die Roboter die Steuern entrichten, sondern deren Eigentümer – genau so, wie auch Hunde nicht selbst für die Hundesteuer aufkommen. Diese neue Abgabe wäre also nichts anderes als eine zusätzliche Belastung der Kapitalerträge.
Und selbst wenn die Maschinen immer intelligenter werden, so ist es drittens äusserst unwahrscheinlich, dass sie sich auf allen Gebieten gleich gut und schnell entwickeln. Der talentierte Roboter-Blogger wird wohl kaum von heute auf morgen geschaffen. Relativ zu den Maschinen verfügen wir Menschen nach wie vor über «komparative Vorteile», Fähigkeiten mit denen wir punkten können.
In einer dank Maschinen immer produktiveren Wirtschaft werden diese komparative Vorteile reichen, um ein starkes Lohnwachstum sicherzustellen. Man kann sich sogar eine Welt vorstellen, in der die Kaufkraft der Menschen derart steigt, dass viele den Arbeitsmarkt verlassen, um sich ausschliesslich der Freizeit zu widmen. In diesem Fall wäre es opportun, den Konsum anstelle der Löhne zu besteuern. Aber sicher nicht die Roboter, die uns diese Kaufkraft überhaupt erst ermöglichen.
Dieser Text basiert auf einer Kolumne am Tessiner Radio RSI / Rete Due vom 31. Oktober 2016.