Wer rastet, der rostet – dies gilt auch in einer sich stets verändernden Arbeitswelt. Das lebenslange Lernen hat deshalb gerade durch den fortschreitenden technologischen Wandel an Bedeutung gewonnen. Dennoch sinkt mit zunehmendem Alter die Weiterbildungsbeteiligung. Während sich rund drei Viertel der 25- bis 34-Jährigen weiterbilden, ist der Anteil bei den 55- bis 64-Jährigen um 20 Prozentpunkte tiefer.

Gemäss einer Studie des BSS (2016) reduziert sich die Weiterbildungspartizipation um zwei Prozentpunkte, wenn eine Person unter sonst gleichen Bedingungen (z.B. gleiche Ausbildung, gleiches Geschlecht usw.) älter als 45 Jahre ist.

Auch wenn das Alter einen Einfluss auf die Weiterbildungsteilnahme hat, wirken sich andere Faktoren wie beispielsweise die Ausbildung noch stärker aus: Personen ohne nachobligatorische Bildung haben unabhängig vom Alter eine um sechs Prozentpunkte tiefere Weiterbildungspartizipation als vergleichbare Personen mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II.

Die sinkende Weiterbildungsaktivität im fortgeschrittenen Alter ist unter anderem mit den Ansätzen der Humankapitaltheorie erklärbar: Mit zunehmendem Alter verkürzt sich die verbleibende Dauer am Arbeitsmarkt und somit kann vom Ertrag einer Weiterbildung – z.B. durch höhere Produktivität oder eine Lohnerhöhung – weniger lange profitiert werden. Deshalb lohnt sich eine Weiterbildung sowohl für den Teilnehmenden als auch für den Arbeitgeber am Anfang oder in der Mitte des Erwerbslebens mehr als kurz vor der Pensionierung.

So gesehen dürfte die Weiterbildungsteilnahme wohl weniger vom Alter, sondern mehr vom ordentlichen Rentenalter abhängen. Zu diesem Schluss kommt auch eine Studie von Fouarge und Schils (2009), die den Zusammenhang zwischen der Weiterbildungspartizipation älterer Arbeitnehmenden und der Flexibilität beim Rentenalter untersucht: In Ländern, in denen Arbeitnehmer eine grössere Wahlmöglichkeit bezüglich des Pensionsalters haben, ist die Teilnahmewahrscheinlichkeit an Weiterbildungen bei älteren Arbeitnehmenden grösser. Einen gegenläufigen Effekt haben hingegen grosszügige Frühpensionierungsregelungen.

Die Flexibilisierung des Rentenalters könnte also auch in der Schweiz eine Chance sein, die Weiterbildungsteilnahme im Alter grundsätzlich zu stärken. Klar abzusehen ist hingegen von einer generellen staatlichen Weiterbildungsunterstützung älterer Fachkräfte, da ein Grossteil der über 50-Jährigen auch ohne öffentliche Fördermittel am lebenslangen Lernen teilnimmt. Vielmehr ist es wichtig, dass jene älteren Erwerbstätigen, die aufgrund fehlender Weiterbildungsaktivität Gefahr laufen, den Anschluss an den Arbeitsmarkt zu verlieren, nicht durch tief angesetzte Altersgrenzen von bestehenden gezielten Unterstützungsmassnahmen ausgegrenzt werden.

Weiterführende Informationen zum Thema finden Sie in unserer Publikation «Weiterbilden, aber gezielt».