Erstmals wurde der Aargau im Avenir-Suisse-Freiheitsindex vom Spitzenplatz verdrängt – und zwar vom vermeintlich «ewigen Zweiten», dem Kanton Schwyz. Absolute Bestwerte erreicht der Innerschweizer Kanton etwa bei der Steuerausschöpfungsquote oder der regionalen Arbeitsmarktregulierung. Gut schneidet er ausserdem durch eine liberale Ausgestaltung der Ladenöffnungszeiten, dem tiefen Anteil der Beschäftigten im öffentlichen Sektor und dem Verzicht auf Gastgewerbegebühren ab. Auf unnötig strikte Regulierungen wird auch in den Bereichen Vermummung, Nichtraucherschutz oder Hundehaltung verzichtet.
Vier zusätzliche Indikatoren
Die Wachablösung an der Spitze ist nicht etwa der Einführung von vier zusätzlichen Indikatoren geschuldet: Seit diesem Jahr fliessen nämlich auch die Öffentlichkeitsgesetze, das Tanzverbot, die Laienrichter und das Hunderassenverbot in die Beurteilung ein. Damit wird Transparenz gegenüber den Bürgern ebenso honoriert wie eine Überregulierung von Festtagsbestimmungen bestraft. Positiv bewertet wird neu ein Verzicht auf Einschränkungen bei der Richterwahl sowie die Selbstverantwortung der Hundehalter.
Die zusätzlichen Indikatoren haben insbesondere im dichten Mittelfeld für einige teils überraschende Verschiebungen gesorgt. So verlor das Wallis 13 Plätze und findet sich auf dem zweitletzten Platz wieder – vor dem traditionellen Schlusslicht Genf. Der Kanton Zug hingegen konnte 11 Plätze gutmachen und schaffte so den Sprung in die Top Ten.
Uneinheitliche Westschweiz
Obschon Genf nach wie vor auf dem 26. Schlussrang liegt, lässt sich im Avenir-Suisse-Freiheitsindex kein eigentlicher Röstigraben feststellen. Tendenziell schneiden jedoch die Westschweizer Kantone bei den zivilen Indikatoren etwas besser ab als die Deutschschweiz. So liegt im zivilen Subindex der Kanton Jura unangefochten an erster und der Kanton Neuenburg an zweiter Stelle. Insgesamt kann die Waadt in der Westschweiz als grosse Gewinnerin gesehen werden. Der Kanton verbesserte sich bei den ökonomischen Indikatoren «Steuerausschöpfungsquote» und «Beschäftigte im öffentlichen Sektor» stark, was zusammen mit liberalen Lösungen beim Homeschooling und beim Alkoholkonsumverbot einen Sprung von Platz 25 auf Platz 18 ermöglichte. Im zivilen Bereich hat der Kanton Waadt vor allem von der fehlenden Kirchensteuer für Unternehmen und einer zurückhaltenden Regulierung öffentlicher Feiertage profitiert.
Der Avenir-Suisse-Freiheitsindex ist eine interaktive Online-Publikation. Sie erlaubt es beispielsweise, einzelne Kantone miteinander zu vergleichen oder durch Berücksichtigung bzw. Nicht-Berücksichtigung einzelner Indikatoren einen persönlichen Freiheitsindex zu erstellen.
Link zu den Einzelauswertungen der Kantone (pdf):
Aargau, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Fribourg, Genève, Glarus, Graubünden, Jura, Luzern, Neuchâtel, Nidwalden, Obwalden, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, St. Gallen, Ticino, Thurgau, Uri, Vaud, Valais, Zug, Zürich.