Grosse Unterschiede bei der Anzahl der "SuperEntrepreneurs"

Seit der Finanzkrise bläst den reichsten Menschen in der westlichen Welt ein rauer Wind entgegen. Die von der Occupy-Wallstreet-Bewegung in den USA ausgelöste Ungleichheitsdebatte hat mittlerweile auch weite Teile Europas erreicht: In 11 EU-Ländern wurde die Einführung einer Finanztransaktionssteuer beschlossen, in Frankreich wurde kürzlich eine Reichensteuer mit einem Grenzsteuersatz von 75% implementiert, und in der Schweiz wurde und wird mit diversen Initiativen Stimmung gegen «Abzocker» gemacht und für mehr Umverteilung gekämpft. Die Reichen stehen unter Rechtfertigungsdruck. Ihnen wird angelastet, sich auf Kosten anderer zu bereichern. Eine neue Studie des britischen Centre for Policy Studies (CPS) zeigt, wie ungerecht, ja abstrus dieser Vorwurf ist, zumal in seiner Undifferenziertheit: Zwar gibt es Reiche, die ihren Wohlstand Monopolstellungen oder korrupten Politikern verdanken – etwa die Oligarchen in Osteuropa. Doch das sind Minderheiten. Von den zwischen 1996 und 2010 weltweit vermögendsten 1‘700 Personen sind fast 60% bzw. 1000 als «Self-Made-Unternehmer» reich geworden. Sie haben viele der heute weltweit führenden Unternehmen wie Microsoft, Apple, Google, Starbucks, Honda, CNN, IKEA, Armani oder Aldi gegründet oder aufgebaut. Dank diesen «SuperEntrepreneurs», wie CPS sie nennt, entstanden nicht nur beliebte Produkte und Dienstleistungen, sondern es wurden Millionen von Jobs geschaffen, es wurde Wirtschaftswachstum generiert und es wurde dadurch der Wohlstand für die ganze Gesellschaft gesteigert. Der Wohlstandsbeitrag bahnbrechender Ideen wie etwa des auf Steve Jobs zurückgehenden I-Phones dürfte noch viel höher sein als aufs erste ersichtlich, wenn man mit einbezieht, wie sehr eine solche Idee Ansporn für andere Forscher und Unternehmer ist.

Rahmenbedingungen für erfolgreiches Unternehmertum

Die rund 1‘000 SuperEntrepreneurs stammen aus 53 verschiedenen Ländern. Mit 2,8 SuperEntrepreneurs pro Million Einwohner weist Hong Kong vor Israel und den USA die höchste Dichte auf. In Ländern wie Frankreich, Dänemark oder Mexiko liegt dieser Wert hingegen bei rund 0,1. Worauf lassen sich diese beträchtlichen Unterschiede zurückführen? Oder anders gefragt: Welche Rahmenbedingungen begünstigen erfolgreiches Unternehmertum?

Gemäss dem Centre for Policy Studies sind es im wesentlichen drei: Zentral sei, erstens, ein funktionierender Rechtsstaat, der die Eigentums- und Grundrechte schützt. Ohne diesen wichtigen staatlichen Rahmen könnten sich die Unternehmer nicht auf den Schutz ihrer Innovationen und ihres erwirtschafteten Vermögens verlassen. Zweitens sei eine massvolle Gewinnbesteuerung wichtig, und drittens sei auch eine zurückhaltende Regulierung ähnlich bedeutsam. Eine starke Belastung von Unternehmen durch Abgaben und Steuern korreliere nämlich ebenso negativ mit dem Anteil der SuperEntrepreneurs in einem Land wie eine ausgeprägte staatliche Bürokratie und eine grosse Zahl von detaillierten Vorschriften für die Wirtschaft.

Hohe Standortattraktivität der Schweiz

Angesichts der vom CPS genannten Voraussetzungen für erfolgreiches Unternehmertum erstaunt das Ergebnis für die Schweiz nicht: Sie belegt im Ranking mit 1,3 SuperEntrepreneurs pro Million Einwohner (dazu gehören die Unternehmer H. Wyss, J-C. Gandur, N. Hayek, S. Mantegazza, W. Haefner, K. Jacobs, G. & R. Aponte, C. Blocher) Platz vier. Die Eigentums- und Grundrechte seien im internationalen Vergleich gut geschützt, die Gewinnsteuern seien niedrig und der Regulierungsaufwand halte sich in Grenzen.

Dass die Schweiz ein gutes Pflaster für Unternehmensgründungen ist, weiss man nicht erst seit der Studie des Center for Policy Studies – das belegt auch eine Reihe von internationalen Standort-Rankings. Die gute Positionierung gerät heute aber stärker unter Druck als auch schon. Um attraktiv zu bleiben, darf sich die Schweiz deshalb nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern sollte weiterhin für ihre liberalen Rahmenbedingungen einstehen.