Besinnlichkeit, Lichter, festliche Musik und Glühwein – eine nüchtern ökonomische Betrachtung der Weihnacht fällt in einem solchen Umfeld schwer. Dennoch soll es hier gewagt werden, ja gar die These aufgestellt werden, dass Weihnachten einer der am höchsten subventionierten Feiertage der Schweiz ist. Listen wir auf, was dafür benötigt wird.

Zum Beispiel Kälte – gerne in Verbindung mit üppigem Schneefall. In Zeiten des klimatischen Wandels eine immer schwieriger zu erfüllende Voraussetzung, ausser man fährt in die Berge. In der alpinen Landschaft angekommen, lässt man den Blick über akkurat gestutzte Wiesen und neu erstellte, landwirtschaftliche Bauten wandern, 400 Mio. Fr. an Transfers aus der Bundeskasse werden dafür fällig.

Anschliessend gilt es einen Christbaum zu besorgen, natürlich ein einheimisches, grosses Gewächs, mindestens fünfjährig – man will sich als Unterländer vor den Einheimischen schliesslich keine Blösse geben. Doch war es nicht so, dass Landwirte bis 2013 üppige 1020 Fr. pro Hektare vom Bund erhielten, wenn sie Christbäume anpflanzten? Ab 2022 sollen diese Subventionen wieder aufgenommen werden, der Gesamtbetrag darf auf über 600‘000 Fr. geschätzt werden.

Ab 2022 sollen einheimische Christbäume wieder subventioniert werden. (sru.)

Zurück im Chalet muss das Weihnachtsessen vorbereitet werden. Traditionellerweise ein Fondue Chinoise – mit Schweizer Fleisch, denn importiertes Fleisch ist dank hoher Zolltarife und rigider Grenzkontrollen in der Schweiz selten. Die Liste an Transfers an Produzenten, Dienstleister und Verarbeiter ist lang beim Fleisch aus Schweizer Produktion. So werden u.a. Beiträge ausgeschüttet für die Förderung der Tierzucht (34 Mio. Fr.), die Fleischverwertung und die Entsorgung der tierischen Nebenprodukte (47 Mio. Fr.). Vielleicht kocht man im Fondue-Pfännli auch Kalbfleisch, das vorher eingelagert wurde – dies schlägt dann ebenfalls zu Buche (3 Mio. Fr.).

Kommen wir zur Planung der Getränke. Ein Wein soll es sein, gerne aus der Region, denn schliesslich hat sich punkto Qualität dank einer Öffnung des Weinmarktes Positives getan in den Schweizer Rebbergen. Doch auch hier ist das Förderungsniveau mit Hangbeiträgen (12 Mio. Fr.), Unterstützung der Weinlesekontrolle (830‘000 Fr.) und der Absatzförderung (3 Mio. Fr.) nach wie vor hoch.

Die Geschenke schliesslich sollen praktisch und naturnah sein. Der Klassiker Wollsocken ist in dieser Hinsicht kaum zu schlagen und passend fürs Chalet-Feeling. Auch dafür hat der Steuerzahler über Verwertungsbeiträge und die finanzielle Hilfe zugunsten innovativer Projekte Beihilfe geleistet (850‘000 Fr.).

Weihnachten ist, wenn die Subventionen fliessen. Als Konsumierende wie auch als mitfinanzierende Steuerzahler nehmen wir diese Seite der Festtage kaum wahr. Am Weihnachtstag sollten wir also nicht nur den Schenkenden für das empfangene Präsent danken, sondern auch den Millionen Steuerzahlenden. Ein Grinch ist, wer in diesen Stunden ob der Sinnhaftigkeit unserer Agrarpolitik ins Grübeln gerät… Frohe Festtage allerseits!

Detaillierte Informationen zur Subventionierung der Schweizer Landwirtschaft finden Sie in der Studie «Eine Agrarpolitik mit Zukunft» sowie im «Privilegienregister der Schweizer Landwirtschaft».