Mit der Verschärfung der Lex Koller möchten Bundesrat und Nationalrat den überhitzten Schweizer Immobilienmarkt abkühlen. Das Ganze trägt den Geschmack des Protektionismus. Die Politiker in Bern spielen mit dem Feuer. Man denke nur an die Konsequenzen für unsere offene Volkswirtschaft, wenn Schweizer Investoren durch ähnliche Verbote im Ausland getroffen würden.

Die geplante Verschärfung der Lex Koller trägt den Geschmack des Protektionismus. (Bild: Baustelle am Abend, Fotolia)

Die geplante Verschärfung der Lex Koller trägt den Geschmack des Protektionismus. (Bild: Fotolia)

Ausländische Investoren – die meisten von ihnen institutionelle Anleger – üben keinen Einfluss auf die Mieten in der Schweiz aus. Sie sind keine Mieter, sondern eben Investoren und tragen also nicht zur Nachfrage nach Wohnraum bei. Deshalb können sie auch nicht für die Verknappung des Wohnraums verantwortlich sind. Nur wer Mietfläche beansprucht, bewegt den Mietpreis.

Tiefere statt höhere Mieten

Zum besseren Verständnis eine Analogie: Würde eine ausländische Ladenkette Dutzende Schweizer Buchhandlungen übernehmen, wäre die Kette noch lange nicht in der Lage, die Buchpreise zu erhöhen. Im Gegenteil: Weil sie dem Buchhandel Kapital zuführte, trüge sie zur Erweiterung des Angebots (oder immerhin zu dessen Erhalt) und so zu tieferen Preisen bei. Entsprechend gilt für Immobilien: Je mehr Investoren sich auf dem Markt für Mehrfamilienhäuser tummeln, desto mehr Wohnungen werden gebaut. Daraus folgen tiefere, nicht höhere Mieten.

Alles andere ist Unsinn. Etwa die Behauptung, institutionelle Investoren (Schweizer wie ausländische) würden unzimperlich mit den wehrlosen Mietern umgehen und eine aggressive Vermietungspolitik betreiben – im Gegensatz zu den Privatvermietern, die nur ein oder zwei Mehrfamilienhäuser besitzen.

Mehrere Studien belegen das Gegenteil: Es sind die Kleinvermieter, welche die Zitrone am stärksten auspressen. Eine Analyse des Bundesamts für Statistik hat ergeben, dass institutionelle Anbieter für ähnliche Objekte im Durchschnitt eine 4 Prozent tiefere Miete verlangen. Nur schon aus Reputationsgründen verzichten manche Pensionskassen auf die maximal mögliche Rendite.

Ein Verbot für Investitionen aus dem Ausland würde auch unseren Pensionskassen nichts bringen. Abnehmende Konkurrenz auf dem Immobilienmarkt würde die Bewertungen ihrer Objekte fallen lassen, was langfristig zu tieferen Erträgen führte. Für einmal sollten die Mieterorganisationen ihre Verbündeten anderswo suchen und sich gegen die Verschärfung der Lex Koller wehren. Die Schweizer Mieter und Rentner würden es ihnen danken.

Dieser Artikel erschien im «Tages-Anzeiger» vom 23. April 2014.