Die parlamentarischen Beratungen über das neue Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz nähern sich langsam dem Ende. Nach dem Ständerat, der es als Erstrat bereits lustlos behandelt hat, kommt es im Sommer in den Nationalrat. Man könnte fast versucht sein, eine Satire darüber zu schreiben, wenn das Ganze einer Tragödie nicht viel näher käme.

Nach zehnjähriger Inkubationszeit wird die Schweiz voraussichtlich eine neue gesetzliche Hochschulordnung erhalten, die auf die aktuellen Probleme und die grossen, zukünftigen Herausforderungen eigentlich keine Antwort weiss. Auf den Zustrom ausländischer Studenten mit ungenügendem Bachelor-Abschluss sind die Schweizer Hochschulen schlecht vorbereitet. Die geltende Arbeitsteilung zwischen Universitäten und Fachhochschulen nach dem inhaltsleeren Motto «Gleichwertig, aber andersartig» dürfte dem durch Bologna ausgelösten Druck zur Vereinheitlichung kaum standhalten. Wo die ETH im neuen Hochschulsystem stehen, ist nicht klar. Was Koordinierung und Steuerung des Hochschulsystems in der Praxis bedeuten und vor allem bewirken soll, weiss man nicht. Und über die zukünftige Positionierung unserer Hochschulen im globalen Wissenswettbewerb hat man sich auch nicht gross den Kopf zerbrochen.

Als  sich dieses Trauerspiel abzuzeichnen begann, versuchte  Avenir Suisse 2004 Gegensteuer zu geben. Der Think Tank präsentierte Vorschläge für ein dreistufiges Hochschulsystem mit globalen, europäischen und schweizerischen Hochschulen, gepaart mit einem nachfrageorientierten Studienangebot und mit einer marktnäheren Finanzierung sowie der  gezielten Selektion von Studierenden. Statt sich mit diesen weitreichenden Reformideen offen auseinander zu setzen, ging die Bildungsbürokratie und –politik lieber auf Tauchstation. Und so werkelte man munter noch fünf Jahre an einem föderalistisch gut austarierten Hochschulförderungsgesetz weiter.

Wenn heute Exponenten aus Hochschulen den vorliegende Gesetzestext als «strukturerhaltend, unflexibel, planwirtschaftlich und zu wenig leistungsorientiert» kritisieren und sich gleichzeitig Sorgen über die neue Konkurrenz aus Asien machen, so kommt dies nicht nur reichlich spät. Es ist auch wenig glaubwürdig und zeugt darüber hinaus von wenig Selbstkritik. Denn gerade die Hochschulen hätten genügend Zeit gehabt, um Politik und Öffentlichkeit verständlich zu machen, was dabei für die Schweiz auf dem Spiel steht. Sie hätten sich für ein international wettbewerbsfähiges  Hochschulsystem stark machen können, das dieses Attribut auch verdient. Diese Chance ist durch ein kleinkariertes Feilschen zwischen den verschiedenen Organen im Dickicht der schweizerischen Hochschulbürokratie zunichte gemacht worden. So wird man denn lieber vereint wieder nach mehr Mitteln rufen, statt endlich die unaufschiebbaren Strukturreformen anzupacken. Mit Seneca ist man versucht zu sagen: «Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer».