Sogenannte «Survival-Migranten» – also Personen, die zur Flucht gezwungen wurden – sind wie alle Menschen ökonomische Akteure. Sie konsumieren, sie arbeiten, sie investieren – das heisst: Ihre Anwesenheit bleibt nicht ohne ökonomische Effekte, wie Michael Clemens zu Beginn seines Vortrages betont.

Der Senior Fellow des Centers for Global Development beobachtet allerdings unterschiedliche, teilweise sogar sich widersprechende Interpretationen des Impacts, den die Migration auf die Gastgeberländer hat. Deshalb bietet er drei Modelle an, um die Evidenz dieser Interpretationen zu überprüfen:

Modell 1 – Die Landkarte ist nicht die Landschaft
Modell 2 – Was zählt, ist nicht leicht zu zählen
Modell 3 – Es gibt keinen besten Zug im Schach

Zum Punkt 1 sagt Clemens: Man kann die Effekte der Immigration entweder modellieren oder empirisch beobachten. Modelle hätten den Nachteil, dass sie auf Hunderten von Annahmen beruhen, die nicht unbedingt der Realität entsprechen. Besser sei es, die langfristige Entwicklung von Immigranten zu beobachten und erst dann zu bewerten. Die Wirklichkeit sei oft positiver als die vorher getroffenen Annahmen hätten vermuten lassen.

Der Punkt 2 ist laut Clemens besonders für die fiskalischen Effekte von Bedeutung. Die Fiskaleinnahmen, die durch die Beschäftigung von Migranten entstehen, seien schwer zu erheben und würden deswegen gerne unterschätzt. Ausserdem werde selten erhoben, was andere Marktteilnehmer dank Migranten verdienen und somit versteuern.

Punkt 3 illustriert Clemens mit der Geschichte von Andy Grove, der es vom ungarischen Flüchtling zum Intel-Mitbegründer gebracht hat – weil er die Chance erhielt, in New York zu arbeiten und nicht in einem Auffanglager für Flüchtlinge die Zeit totschlagen musste. Die erfolgreiche Integration von Flüchtlingen sei also auch abhängig von internationaler Solidarität, von Arbeitsbewilligungen und der geografischen Verteilungspolitik.