Stiftungen sind ein zentraler Bestandteil des gemeinnützigen Sektors. Das Stiftungsvermögen der 13’000 gemeinnützigen Stiftungen in der Schweiz wird auf 70 Mrd. Fr. geschätzt und ihre jährlichen Ausschüttungen auf 1,5 bis 2,0 Mrd. Fr. In welche Aufgabenbereiche diese Mittel fliessen, ist weitgehend unbekannt, denn die statistischen Grundlagen zum Schweizer Stiftungssektor sind ausgesprochen dürftig.

Erste Vollerhebung zum Stiftungszweck

Eine Anfang 2016 publizierte Studie des Verbandsmanagement-Institut (VMI) der Universität Fribourg hat nun erstmals den Stiftungszweck sämtlicher gemeinnütziger Stiftungen untersucht. Da viele Stiftungen mehr als einem Ziel dienen, waren Mehrfachnennungen möglich. Wie die Grafik zeigt, widmen sich besonders viele Stiftungen den drei Themenbereichen Soziales (4970), Kunst/Kultur (4720) und Bildung (4450). Gross ist auch das Engagement für die Themen Forschung/Wissenschaft (2460), Gesundheit (2220), Politik/Gesellschaft (2050), Umwelt-/Tierschutz (1160), Ethik/Religion (1050) und Entwicklungshilfe (930). Gemeinnützige Stiftungen decken somit ein breites Spektrum gesellschaftlicher Bedürfnisse ab.

Untersucht wurde auch, ob die Stiftungen den Stiftungszweck durch die Vergabe von Mitteln an externe Akteure verfolgen («fördernde» Stiftungen), oder ob sie selber operativ tätig sind («operative» Stiftungen).

Top-Stiftungszwecke.

Die Verteilung der Stiftungszwecke in der Schweiz. Quelle: VMI/stiftungschweiz.ch

Drei Viertel der gemeinnützigen Stiftungen (74%) sind fördernde und nur ein Drittel (26%) sind operative Stiftungen. Dies deckt sich mit der Erkenntnis aus anderen Untersuchungen, denen zufolge 80% der Schweizer Stiftungen keine Mitarbeiter beschäftigen, sondern meist von nebenamtlich und unentgeltlich arbeitenden Stiftungsräten geführt werden.

Stiftungsaufsichten rücken keine Daten heraus

Die Vollerhebung durch das VMI wurde im Auftrag des Internetportals «stiftungschweiz.ch» durchgeführt. Dass derart grundlegende Daten zu einem Sektor, der gemeinnützige Aufgaben erfüllt und im Gegenzug weitreichende Steuerprivilegien geniesst, bislang nicht öffentlich waren, ist im Grunde genommen ein Skandal: Die staatlichen Stiftungsaufsichten des Bundes und der 26 Kantone verfügen zwar über diese – und viele andere – Daten, publizieren sie jedoch nicht. Diese Geheimniskrämerei der staatlichen Stiftungsaufsicht trägt zur Intransparenz des Schweizer Stiftungssektors bei.

Weitergehende Informationen zu der zitierten Untersuchung des VMI finden sich auf der Webseite «stiftungschweiz.ch».