Die Schweizerische Nationalbank hat angekündigt, dass sie Euro-Kurse unter 1.20 Franken nicht mehr hinnimmt und deshalb diese Untergrenze mit unlimitierten Devisenkäufen verteidigt. Dies ist ein historischer Entscheid.
Der Schweizer Franken weist zwar eine langfristige Tendenz zur Stärke auf. Dies zwingt die Schweizer Unternehmen, ihre Produktivität stets zu steigern, und macht sie damit auf den globalen Märkten äusserst wettbewerbsfähig.
In der Finanz- und Wirtschaftskrise seit Herbst 2008 und vor allem aufgrund der tiefgreifenden Schuldenkrise in Europa und den USA kam es aber zu einer ungewöhnlich starken und raschen Höherbewertung des Frankens, die sich von den Unternehmen kaum noch verkraften liess. Während die Lohnstückkosten in der Schweiz seit 2010 in Schweizer Franken nur mässig um 15% stiegen, schnellten sie in Euro um 45% hoch – gleich wie in Griechenland.
Avenir Suisse stellte sich schon Anfang 2011 die Frage, wie die Schweiz handeln kann, wenn sich der «Aufwertungsdruck» so akzentuiert, dass schwere strukturelle Verwerfungen drohen. Die Antwort lautete in einem Diskussionspapier vom Februar 2011: «Wenn Unternehmen beginnen, allein wegen der Wechselkurse Produktionsstätten zu schliessen, die Produktion ins Ausland zu verlagern und die Schweiz nicht mehr als Sitz ihres Unternehmens zu wählen, müsste als Ultima Ratio das vorübergehende Festlegen einer Untergrenze für den Wechselkurs des Euro in Franken ins Auge gefasst werden.» Hingegen wandte sich Avenir Suisse damals wie heute gegen Konjunkturpakete sowie industriepolitisch angehauchte Stützungsmassnahmen, wie sie der Bundesrat nun angekündigt hat, weil sie kontraproduktiv und ordnungspolitisch bedenklich sind.
Als im Juli und August 2011 der Frankenkurs noch einmal deutlich stieg und zeitweise die Parität zum Euro streifte, war dies genau jene ungemütliche Situation, die unkonventionelle Massnahmen rechtfertigt. Deshalb kam auch im Urteil von Avenir Suisse der Moment, um an eine Untergrenze zu denken: Weil die unbestreitbaren Risiken einer solchen Massnahme geringer scheinen als die Risiken dauerhafter Arbeitsplatzverlagerungen.
Eine Publikation von Avenir Suisse zum Themenbereich “Harter Franken”.