In der Sendung «Wirtschaft im Fokus» auf NZZ Online befragt Michael Ferber den Avenir-Suisse-Vorsorgespezialisten Jérôme Cosandey zur Sanierung der AHV. Die Ausgangslage ist bekannt: Die Rentenversicherung ist 2015 zum zweiten Mal in Folge in die roten Zahlen gerutscht, weil die Rentensumme in Folge der Pensionierung der Babyboomer schneller zunimmt als Umfang der Beiträge. Gemäss Schätzungen des Bundesamts für Sozialversicherungen ist mit einem kumulierten Defizit von über 50 Mrd. Fr. bis im Jahr 2030 zu rechnen. Die Rentenreform von Bundesrat Alain Berset sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, räumt Cosandey ein – etwa durch die Erhöhung des Rentenalters der Frauen auf 65 Jahre. Stattdessen hat der Ständerat einen Ausbau der AHV beschlossen, was den Effekt der Rentenalter-Angleichung der Frauen an die Männer zunichte macht. Um die AHV zu sanieren, gibt es jedoch nur drei Hebel: Leistungskürzung, Beitragserhöhung oder eine Erhöhung des Rentenalters. Letzteres gilt in der Schweiz allerdings als Tabu. Dies im Gegensatz zu 18 OECD-Ländern, die bereits beschlossen haben, das Rentenalter auf 67 oder gar 68 Jahre zu erhöhen, obwohl diese Länder – bis auf Spanien – eine tiefere Lebenserwartung kennen als die Schweiz.

Dieser Beitrag erschien am 4. Mai 1016 auf NZZ-Online.
Mit freundlicher Genehmigung der Neuen Zürcher Zeitung.