Seit Beginn der Pandemie wurden zahlreiche Schweizer Firmen mit umfangreichen Kreditbürgschaften und À-fond-perdu-Beiträgen durch den Staat unterstützt. Erfreulicherweise konnte die Pandemie aber den «Gründer-Spirit» der Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer nicht bremsen: Rund 50’000 neue Firmen wurden 2020 dem Schweizer Handelsregister hinzugefügt – das waren 5% mehr als im Vorjahr.

Auch auf der Seite der Investoren war die Entwicklung erfreulich, wo die Zahl der Finanzierungsrunden im Vergleich zum Vorjahr um 14% wuchs und der Medianbetrag der Investments laut Swiss Venture Capital Report pro Finanzierungsrunde auf 2,9 Mio. Fr. stieg (gegenüber 1,9 Mio. im Jahr 2019).

Unter dem Strich floss 2020 mit 2,1 Mrd. Fr. eine stattliche Summe in Schweizer Startups, wenn auch der Rekordwert für das Jahr 2019 von 2,4 Mrd. Fr knapp nicht erreicht wurde.

Verschiebungen zeigen sich zwischen den Branchen: Der Löwenanteil des investierten Kapitals wurde von Biotech-Startups beschafft, und erstmals seit 2017 wurden damit Startups des ICT-Sektors als finanzierungsstärkster Bereich von der Spitze vertrieben (Venture Capital Magazin).

Spriessende Startups trotz Coronakrise dank 2,1 Mrd. Fr. Risikokapital.

Drei Hauptgründe stehen hinter dem aktuellen Investitionstrend: Erstens suchen Investoren im Niedrigzinsumfeld nach renditestarken Anlagemöglichkeiten. Zweitens wächst die Zahl der Schweizer Risikokapitalfirmen, was sich in erhöhtem Mittelzufluss niederschlägt. Drittens blieben die Investoren aus Asien und den USA trotz eingeschränkter Reisetätigkeit aktiv, den die Pandemie hat den Abschluss von Deals via Videokonferenz «etabliert».

Ein Blick über die Grenzen zeigt ein ähnliches Bild: Insgesamt flossen 2020 über 38 Mrd. € in europäische Startups (2019: 37 Mrd. €), und einzelne europäische Risikokapitalfirmen verzeichneten im Pandemiejahr die höchste Anzahl an Investments ihrer Geschichte.

Wird dieser Investitionstrend anhalten? Eine Umfrage unter 40 Schweizer Risikokapital-Managern zeichnet ein optimistisches Bild. Demnach kündigten 90% an, im Jahr 2021 in mindestens so viel in Startups zu investieren wie 2020. Zudem rechneten fast alle Befragten mit weiter wachsenden Volumina.

Bei diesen grundsätzlich intakten Zukunftsaussichten sollten die regulatorischen Rahmenbedingungen für Startups nicht in Vergessenheit geraten, den hierzulande besteht nach wie vor erheblicher Verbesserungsbedarf: Hilfreich wäre ein einfacherer Zugang zu internationalen Top-Talenten, ein stabiler Wissenstransfer und Forschungsaustausch unserer international ausgerichteten Universitäten auch nach dem Scheitern des Rahmenabkommens, sowie der Abbau bürokratischer Hürden. Noch gilt die Schweiz offiziell als Innovationsweltmeisterin. Doch gemäss dem «Ease-of-doing Business Index» der Weltbank fällt sie im Ranking seit Jahren zurück, und steht heute exakt 10 Plätze tiefer als 2011.

In der Sommerreihe «Corona in Zahlen» beleuchten die jüngeren Forscherinnen und Forscher von Avenir Suisse die Folgen der Pandemie für unterschiedlichste Bereiche unserer Gesellschaft: die Staatsausgaben, den Aussenhandel, Verkehrsfragen, die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen, die Gleichstellung – und vieles mehr.