Dr. Jérôme Cosandey ist seit dem 1. September 2018 Directeur romand von Avenir Suisse. Er setzt sich zudem als Forschungsleiter Finanzierbare Sozialpolitik vorwiegend mit der Altersvorsorge, Gesundheitspolitik sowie mit dem Generationenvertrag auseinander. Nach seiner Promotion an der ETH war er mehrere Jahre als Strategieberater bei The Boston Consulting Group, danach bei der UBS tätig, bevor er 2011 zu Avenir Suisse stiess. Er hält zudem einen Master der Universität Genf in internationaler Wirtschaftsgeschichte.
PodcastNach der Reform ist vor der Reform - unabhängig davon, wie die Volksabstimmung über die Altersvorsorge im September ausgeht
Die Schweizer Gesellschaft ist mit ihrer Haltung zum Thema Altersvorsorge zutiefst widersprüchlich: Obwohl die Lebenserwartung eine der höchsten weltweit ist und laufend steigt, bleibt ein höheres Rentenalter ein Tabu.
Quasi das politische Kind dieses Zustands ist die Abstimmungsvorlage «Altersvorsorge 2020». Diese enthält ein ganzes Sammelsurium von Massnahmen, die jedoch in ihrer Summe nur an der Oberfläche kratzen und mit denen es unterm Strich nicht gelungen ist, die Renten langfristig zu sichern. Im Gegenteil werden mit dem geplanten AHV-Ausbau die jüngeren Generationen überproportional belastet. Nicht zuletzt deshalb sei es für die Jungen enorm wichtig, dass sich persönlich für das Thema Altersvorsorge interessierten, auch wenn die eigene Rente noch in der Ferne liege.
Im Gespräch mit Nicole Dreyfus erklären Jérome Cosandey, Forschungsleiter Finanzierbare Sozialpolitik bei Avenir Suisse, und die Vertreter von Avenir Jeunesse, Salomè Vogt und Fabio Wüst, wie die Finanzierbarkeit der Renten auf Dauer gewährleistet werden könnte. Eine der wichtigsten Massnahmen ist aus ihrer Sicht die Koppelung des Rentenalters an die Lebenserwartung. Im Interesse der Arbeitnehmer wäre auch ein sanfter Übergang in die Pensionierung durch die allmähliche Reduktion des Pensums.
Bei der nächsten Reform der Altersvorsorge müsse zudem der gesellschaftliche Wandel stärker berücksichtigt werden. Auch die Arbeitswelt ist im Umbruch, und schon bald könnten mehrere Teilzeitjobs anstatt einer einzigen Anstellung nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein. Die Vorsorgewerke, allen voran die zweite Säule, müssen dieser Entwicklung Rechnung tragen.
Podcast
Podcast mit Jérôme Cosandey über sein Modell einer finanzierbaren Alterspflege
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Jérôme Cosandey,
Nicole Dreyfus
«Nichts machen ist keine Lösung»
PodcastPodcast mit Jérôme Cosandey über sein Modell einer finanzierbaren Alterspflege
Eine Steuererhöhung um 12 Prozent und eine Verdoppelung des Krankenkassen-Anteils: Durch die demografische Entwicklung und das Kostenwachstum drohen die finanziellen Belastungen für die Alterspflege aus dem Ruder zu laufen. Gelingt es nicht, diese Entwicklung zu stoppen, werden jüngere Generationen unverhältnismässig unter den Kosten für die Alterspflege leiden. Im Podcast skizziert Jérôme Cosandey, Forschungsleiter Sozialpolitik von Avenir Suisse, eine liberale Antwort auf die Herausforderungen der demografischen Verschiebungen.
Ziel des von Avenir Suisse vorgeschlagenen Finanzierungsmodells ist es, die Nutzniesser von Pflegeleistungen und diejenigen, die dafür aufkommen müssen, besser in Einklang zu bringen. Durch die Bildung eines Pflegekapitals mit einer obligatorischen Pflegeversicherung – beispielsweise ab 55 Jahren – sollen die Jüngeren entlastet werden. Das so angesparte, vererbbare Kapital eröffnet die Möglichkeit, das Geld im Pflegefall für seine individuellen Bedürfnisse zu verwenden – sei es stationär, ambulant oder für eine intermediäre Struktur. Der Staat kommt erst subsidiär in die Pflicht.
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In der Alterspflege sind dringend neue Denkmuster gefragt, betont Jérôme Cosandey im Podcast.
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Jérôme Cosandey,
Nicole Dreyfus
«Ambulant mit stationär»
PodcastIn der Alterspflege sind dringend neue Denkmuster gefragt, betont Jérôme Cosandey im Podcast.
Die Babyboomer stellen die Alterspyramide der Schweiz auf den Kopf. In den nächsten 20 Jahren wird die Zahl der über 80-Jährigen deutlich stärker wachsen als die der Erwerbstätigen. Die Organisation der Alterspflege – und die Sicherstellung ihrer Qualität – wird damit zu einer grossen Herausforderung.
Jérôme Cosandey betont in seinem Podcast, dass je nach Pflegebedarf und je nach persönlichem Umfeld ambulante Massnahmen nicht immer günstiger (und besser) seien als stationäre. Er plädiert für eine komplementäre Sichtweise in der Versorgungsplanung, die die Vielfalt der Angebote mehr als bisher berücksichtigt. Zum Beispiel können Tagesstrukturen einen sinnvollen Mittelweg zwischen ambulanter und stationärer Pflege bieten und den Bedürfnissen der Pflegebedürftigen sowie deren Angehörigen entsprechen. Ein neues Leitmotiv «ambulant mit stationär» könnte auch dem grossen Informationsbedarf auf Seite der Betroffenen entgegenkommen.
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Podcast mit Jérôme Cosandey über die Bedeutung von Senioren an den Märkten
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Jérôme Cosandey,
Nicole Dreyfus
Goldenes Potenzial der Silver Economy
PodcastPodcast mit Jérôme Cosandey über die Bedeutung von Senioren an den Märkten
Bis 2030 wird es bis zu 670’000 mehr Pensionäre geben. Wer die Bedürfnisse des rasant wachsenden Seniorenmarktes berücksichtigt, findet in Bereichen wie Wellness, Reisen, Kultur oder Finanzwesen lukrative Geschäftsfelder.
Doch obschon die finanzstarke Generation der Babyboomer das Konsumverhalten immer mehr bestimmt, ist der Seniorenmarkt keine homogene Entität. Unzählige Subgruppen mit verschiedenen Wünschen, Ansprüchen, Wertschätzungen und folglich auch Bedürfnissen bieten Chancen für neue Produkte und Dienstleistungen.
Allerdings will niemand als Senior angesprochen werden. Deshalb gilt es, das Design altersunabhängig zu gestalten, ohne die Bedürfnisse der Senioren zu vernachlässigen. Gerade ältere Mitarbeiter können für diese Aufgabe eine zentrale Rolle spielen: Aus ihrer Perspektive sind sie in der Lage, entscheidende Inputs für die Gestaltung der Produkte und ihre Vermarktung zu geben, betont Jérôme Cosandey im Podcast. Gerade in Bereichen, die Erfahrung voraussetzen, ist eine effektive Integration der Älteren wichtig. Für die Arbeitgeber ist es deshalb entscheidend, sich von starren Arbeitsmodellen zu lösen: Ein systematischer Dialog mit älteren Mitarbeitern im Hinblick auf Arbeitszeiten und -pensen ist ein Schlüssel zum Erfolg.