Kerngedanke des inzwischen beinahe schon inflationär verwendeten Begriffs der Smart City ist es, «Städte durch technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationen effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver zu gestalten».

Bei der gängigen Auslegung des Smart-City-Konzeptes werden jedoch zentrale städtepolitische Erfolgsfaktoren ausgeblendet und Zielkonflikte bzw. Fehlentwicklungen negiert. Diese Interpretation von Smartness – dies zeigt auch die real existierende Schweizer Stadtpolitik – weist blinde Flecken auf:

Ausgeblendet wird meist die wirtschaftliche Dimension der Stadtpolitik. Sprudelnde Steuereinnahmen werden als gegeben vorausgesetzt, und es mangelt an Bewusstsein dafür, dass sie Produkt erfolgreicher Standortentwicklung sind. Zudem finden sich unter Smart-City-Protagonisten viele Wirtschaftsskeptiker. Aber auch eine Smart City braucht eine Wirtschaftsbasis.

Ausgeblendet werden Zielkonflikte, besonders solche, die sich aus der Begrenztheit finanzieller Mittel ergeben. Wer üppige Sozialleistungen oder eine grosszügig ausgestaltete Stadtverwaltung möchte, dem bleiben weniger Ressourcen für Zukunftsinvestitionen. Auch die «Smart City» ist kein Ponyhof – Zielkonflikte müssen offen benannt und schwierige Entscheidungen gefällt werden.

Viele Vertreter der Smart-City-Bewegung verdrängen gewisse Probleme urbaner Gesellschaften. Ein Beispiel ist die Idealisierung der multikulturellen Gesellschaft und ein Ausblenden von deren Schattenseiten. Wer die vielfältigen Probleme moderner Städte lösen will, darf die Smart City nicht verklären.

Wer die vielfältigen Probleme moderner Städte lösen will, darf die Smart City nicht verklären. (sru.)

Tief verankert in der Smart-City-Bewegung sind Tendenzen, ihre Ziele durch paternalistische oder erzieherische Mittel zu verfolgen. Den Stadtbewohnern beispielsweise ihren Energiemix vorzuschreiben, ist ein unverhältnismässiger Eingriff in die Entscheidungsfreiheit (und in die föderale Kompetenzverteilung). Auch in Verkehrs-, Bildungs- oder Ernährungsfragen kippt das Streben nach der Smart City häufig ins Ideologische.

Das Konzept der Smart City ist eine gute Basis für die Stadtentwicklung, aber es bedarf vier allgemeiner Modifikationen: (1) eine stärkere Gewichtung wirtschaftlicher Gesichtspunkte, (2) die Berücksichtigung von Zielkonflikten und finanzpolitischen Tradeoffs, (3) die Befreiung von den Scheuklappen politischer Denkverbote und (4) ein Verzicht auf paternalistischen oder ideologisch-erzieherischen Impetus. Daraus ergibt sich das Leitbild für eine Liberale Smart City. Dieses dient als Orientierungsrahmen für das Städtemonitoring und als Massstab für das indikatorenbasierte Benchmarking.

Weiterführende Informationen finden Sie in der Studie «20 Jahre Schweizer Stadtpolitik».