Die am 11. März von Volk und Ständen angenommene Zweitwohnungsinitiative schreibt einen Zweitwohnungsanteil von maximal 20% pro Gemeinde vor. Die nun anstehende Umsetzung wirft zahlreiche Fragen auf – wie etwa die Definition des Zweitwohnungsbegriffs, aber auch wie viele Gemeinden von den Restriktionen tatsächlich betroffen sind. Es gibt nämlich kein zentrales Zweitwohnungsregister und die letzten bundesweit vergleichbaren Daten zum Zweitwohnungsanteil auf Gemeindeebene stammen aus der Volkszählung 2000. Keine belastbare Grundlage also für juristisch relevante Entscheide, wie etwa die Sistierung von Baubewilligungen.

Etwas Licht ins Dunkel bringen erste Berechnungen des Credit Suisse Economic Research zu Zweitwohnungsanteilen auf Gemeindeebene. Dazu wurden die Volkszählungsdaten hochgerechnet – und zwar mit Hilfe der seit 2000 gebauten Wohnungen und der Anzahl neuer Haushalte pro Gemeinde. Die Differenz der beiden Zahlen erlaubt eine Schätzung der seit dem Jahr 2000 neu hinzu gekommenen Zweitwohnungen. Obwohl derartige Zahlen nur Näherungswerte darstellen, lassen sich aus den Ergebnissen einige aufschlussreiche Muster herauslesen.

Bei über 550 Gemeinden, also jeder vierten, liegt der Anteil der Zweitwohnungen über 20%. Da bei den Berechnungen die Gemeindegrenzen von 2008 verwendet wurden und in vielen Berggebieten seitdem Gemeindefusionen stattgefunden haben, dürfte die Zahl der betroffenen Gemeinden im Jahr 2012 noch etwas darunter liegen. Die betroffenen Gemeinden liegen fast ausschliesslich im Alpenbogen und umgekehrt sind fast alle Berggemeinden betroffen. Da Berggemeinden aufgrund der Topografie häufig ein grösseres Gemeindegebiet aufweisen, ist gut ein Viertel der Schweizer Landesfläche von den Einschränkungen zum Bau neuer Zweitwohnungen betroffen.

Aus der Karte lässt sich aber auch eine positive Botschaft für die Wirtschaft der Berggebiete ablesen: Die Bergkantone verfügen über einen ausgesprochen grossen Bestand an Zweitwohnungen – insgesamt circa 500‘000 Einheiten. Im Wallis und in Graubünden beträgt der Zweitwohnungsanteil im kantonalen Durchschnitt beachtliche 40% und viele Gemeinden liegen noch deutlich über diesem Wert. Die Herausforderung für die Berggebiete besteht darin, die bisher in den Neubau von Zweitwohnungen fliessenden Investitionen in die Modernisierung des Bestandes zu lenken und Strategien zu entwickeln, um die enorme Zahl kalter Betten touristisch besser zu bewirtschaften.