Der Wohlstand der Schweiz beruht mitunter auf den hoch qualifizierten Fachkräften, die das Bildungssystem hervorbringt. Diese Stärke steht zurzeit auf dem Spiel, da die Digitalisierung nur zögerlich vom Bildungssystem aufgenommen wird. Eine Gesellschaft, die auf der Schaffung von Wissen basiert, ist aber dringend auf vertiefte Kenntnisse in der Verarbeitung von Informationen angewiesen. Gerade daher gilt die Informatik als eine der Leitwissenschaften des 21. Jahrhunderts. Drei Überlegungen zur digitalen Bildung:
Digitale Bildung muss integraler Bestandteil des Lehrplans werden – unabhängig davon, welcher Bildungsweg eingeschlagen wird. Anknüpfungspunkte bieten verschiedene Disziplinen. Jedoch darf die Behandlung der Digitalisierung in unterschiedlichen Fachbereichen nicht als Vorwand dienen, Informatik als eigenständige Wissenschaft vom Curriculum auszuklammern. Auf der Grundstufe wurden mit dem Lehrplan 21 in vielen Kantonen die Weichen gestellt. Dank dem Modul «Medien und Informatik» findet die digitale Bildung einen offiziellen Rahmen im Klassenzimmer.
Aber auch die nachfolgenden Stufen haben Informatik in ihr Curriculum aufgenommen. Im Gymnasium wird Informatik als obligatorisches Fach unterrichtet. In der Strategie «Berufsbildung 2030» findet dank der Arbeitsmarktorientierung eine Auseinandersetzung mit der Digitalisierung in der Ausbildung statt. Dennoch fristet Informatik eher ein Schattendasein: In der Primarschule wird «Medien und Informatik» nicht als eigenständiges Fach, sondern als Modul unterrichtet. Auf gymnasialer Stufe zählt Informatik nicht zum Kern der Maturitätsprüfung.
Für den Unterricht von Informatik müssen gebührend Wochenlektionen gewährt werden. Analysiert man die Umsetzung des Lehrplans 21 in den verschiedenen Kantonen, offenbaren sich erhebliche Unterschiede in der Gewichtung des Moduls. Der Fachbericht Stundentafel der D-EDK Geschäftsstelle zeigt, dass einige Kantone keine Wochenlektionen für dieses Modul ausweisen. Es wird integriert behandelt. Andere Kantone hingegen wenden wesentlich mehr Zeit auf und beginnen schon in der dritten Klasse mit entsprechenden Lehrinhalten.
Lehrpersonen müssen entsprechend ausgebildet und gute Lehrmittel genutzt werden. Die Qualität des Unterrichts steht und fällt mit der Kompetenz der Lehrpersonen. Die Kantone stehen hier vor der grossen Herausforderung, die Lehrerinnen und Lehrer für den Unterricht zu qualifizieren. Nicht nur Medien, sondern auch Informatik muss daher Pflicht in der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen werden. Ebenso wichtig ist die Nutzung von geeigneten Lehrmitteln, die Informatik als exakte Wissenschaft von Medien als Teil der Sozialwissenschaften unterscheiden. Diese sollen auch auf neue Technologien bauen. Digitale Lehrmittel besitzen viele Vorteile gegenüber analogen Büchern. In Zukunft sind sie keine Einbahnstrasse der Wissensvermittlung. Vielmehr erlauben sie, aus der Nutzung Erkenntnisse für den Lehrenden zu gewinnen.
Dieser Beitrag ist hep-Magazin 10/2019 erschienen.