Eigentlich sprechen die Fakten für sich: Seit 1990 hat sich der weltweite Warenhandel auf 16 Billionen Dollar pro Jahr verfünffacht. Durch die Erschliessung neuer Produktions- und Absatzmärkte ist das Weltsozialprodukt um knapp 60 Prozent gewachsen. Hunderte von Millionen Menschen entkamen so der Armut. Auch unser Land profitierte davon. Die Schweiz ist heute eines der am meisten globalisierten Länder: Der Anteil der Waren- und Dienstleistungsexporte am BIP betrug in den Jahren 2011 bis 2015 im Durchschnitt 67 Prozent. Zum weitgehend ungehinderten Zugang in ausländische Märkte tragen massgeblich Freihandelsabkommen bei. Der durch solche Verträge abgedeckte Exportanteil stieg zwischen 1988 und 2015 von 64 auf 77 Prozent, der Importanteil von 81 auf 88 Prozent. Der Aufbau von Zutrittshürden würde mittelbar zu einem Wohlstandsverlust für Herrn und Frau Schweizer führen.

Doch am Schutzwall gegen alles, was von aussen kommt, wird auch hierzulande gearbeitet. Globalisierungskritische Stimmen machen sich zunehmend bemerkbar. Noch etwas anderes sollte uns Sorgen machen. Die WTO, Garant für die multilaterale Marktordnung, die vor allem kleinen Ländern entgegenkommt, verzeichnet seit der Doha-Runde von 2004 keine namhaften Fortschritte mehr. Internationale Handelsvereinbarungen werden derzeit gerade von den USA, der grössten Wirtschaftsnation, infrage gestellt. Strafzölle gegen ausländische Mitbewerber werden im Twitter-Akkord angekündigt. Möglichst wenig importieren, dafür das Exportvolumen erhöhen, ist aber die merkantilistische Sichtweise aus dem 18. Jahrhundert, die infolge von Erfolglosigkeit auf dem Scheiterhaufen der Wirtschaftsgeschichte gelandet ist. Trotzdem: Alleine seit 2009 wurden gemäss Global Trade Alert weltweit 7190 neue protektionistische Massnahmen eingeführt.

Rheinhafen: Seit 1990 hat sich der weltweite Warenhandel auf 16 Billionen Dollar pro Jahr verfünffacht. (Wikimedia Commons)

Auch in der Schweiz gibt es Tendenzen, eng gefasste Regeln für die Binnenwirtschaft dem internationalen Regelwerk vorzuziehen. Mit der Fair-Food-Initiative etwa sollen nur noch Nahrungsmittel importiert werden dürfen, die gemäss Schweizer Standards hergestellt werden. Und mit der Unternehmensverantwortungsinitiative zeigen sich im Kleinstaat Schweiz Tendenzen von Rechtsimperialismus. Ungehinderte Export- und Importtätigkeit sieht anders aus. Sollen für Schweizer Unternehmen keine handelsinduzierten Wettbewerbsnachteile riskiert werden, ist das Fundament des Freihandels nicht zu schwächen, sondern weiter zu stärken. Aktiv werden derzeit Verhandlungen mit neun Staaten geführt, von Brasilien bis Vietnam; sie umfassen fast zwei Milliarden Menschen und eine Kaufkraft von 6864 Milliarden Dollar. Wir sollten uns an Adam Smith erinnern, der schon 1776 festhielt: «Es ist die Maxime jedes vernünftigen Familienoberhauptes, niemals zu versuchen, etwas zu Hause zu erzeugen, dessen Herstellung ihn mehr als der Kauf kostet.»

Dieser Beitrag ist am 5. April in der «Handelszeitung» erschienen.