Der CO2-Ausstoss ist das Resultat verschiedener Faktoren: Wie viele Menschen leben auf der Erde (oder im untersuchten Land)? Wie viel konsumieren diese Menschen? Wie viel Energie ist zur Produktion dieser Konsumgüter nötig? Und: Wie viel CO2 wird bei der Gewinnung dieser Energie ausgestossen?
Über eine Brucherweiterung kann man den CO2-Ausstoss in diese Komponenten – nämlich Quotienten, deren Zähler und Nenner sich kreuzweise kürzen lassen – zerlegen (vgl. Formel unten).
Während radikale Umweltschützer zur Klimarettung am liebsten die Komponente Mensch – also die Einwohnerzahl – reduzieren würden, oder aber zumindest eine Abkehr von der Konsumgesellschaft propagieren (BIP/Einwohner), suchen gemässigtere Klimafreunde nach Lösungen, um die Quotienten Energie/BIP und CO2/Energie zu verkleinern. Die Entwicklung dieser beiden Grössen ist darum in der Grafik weiter unten dargestellt.
Vor allem bei der Energieeffizienz hat die Schweiz grosse Fortschritte erzielt: Der Energieverbrauch pro produzierte BIP-Einheit konnte von beinahe 1,7 kWh Ende der 1960er Jahre auf noch 0,6 kWh (2016) gesenkt werden.
Beim Emissionsfaktor (CO2/Energie), der ein Ergebnis des Energiemixes ist, sind die Fortschritte nicht ganz so deutlich: Er sank von etwa 170 Gramm/kWh auf etwa 120 Gramm/kWh, wobei hier – genau gegenteilig zur Energieeffizienz – in den letzten 30 Jahren kein signifikanter Rückgang mehr erzielt werden konnte.
Fast parallel zu diesen beiden Kurven – allerdings auf deutlich höherem Niveau – entwickelten sich die globalen Durchschnittswerte: Die Energieeffizienz stieg von 2,6 kWh pro wertgeschöpften US-Dollar auf 1,45 kWh (was zwar den angesprochenen parallelen Verlauf ergibt, aber prozentual eine geringere Abnahme als in der Schweiz bedeutet), der Emissionsfaktor sank nur leicht von 260 auf 230 Gramm/kWh. Seit dem Jahr 2000 stagniert er, bzw. ist er sogar wieder etwas gestiegen.
Dass ausgerechnet die CO2-Emissionen pro erzeugter Kilowattstunde Energie sowohl weltweit als auch in der Schweiz in den letzten 30 Jahren nicht mehr gesunken sind, erstaunt. Erst in jener Zeit wurde ja im Westen der Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger vorangetrieben. Über die Gründe kann hier nur spekuliert werden: Möglicherweise hat der enorme Wohlstandszuwachs Asiens und die damit verbundene Mengenausweitung eines Energieverbrauchs mit CO2-intensivem Fussabdruck (Kohlekraft) den weltweiten Mittelwert dieses Quotienten nach oben gedrückt (und gewisse Fortschritte von Ländern mit Klimaschutzmassnahmen kompensiert).
Die Schweiz hat aufgrund ihres schon seit Jahrzehnten hohen Anteils an Wasser- und Kernkraft an der Stromerzeugung schon lange einen CO2-günstigen Strommix, an dem der zunehmende Umstieg auf neue erneuerbare Energien nichts ändert, und an der CO2-Intensität der importierten fossilen Energieträger änderte sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte vermutlich wenig.
Die dargestellte Entwicklung zeigt auch auf: Erstens ist das weltweite Potenzial zur Reduktion von CO2-Emssionen alleine über eine Steigerung der Energieeffizienz noch enorm: Wiese die Welt dieselbe Energieeffizienz wie die Schweiz auf, läge der CO2-Ausstoss um 60% niedriger. Um den Ausstoss weiter zu senken, wird allerdings auch eine deutliche Senkung des CO2-Emissionsfaktors nötig sein. In diesem Bereich lassen die weltweiten Fortschritte bisher zu wünschen übrig.
Weiterführende Informationen zum Thema finden Sie in unserer Studie «Wirkungsvolle Klimapolitik».