Osterhase, danke dass Du Dir so kurz vor Ostern Zeit nimmst für unsere Fragen.

Muss ich ja wohl – es besteht sonst die Gefahr, dass Sie meinen Wohnort veröffentlichen. Ich lege Wert auf Privatsphäre in der langen Zwischensaison.

Öh… ja. Zwischensaison – wann ist die für Dich jeweils zu Ende, bzw. wann beginnst Du mit den Oster-Vorbereitungen?

Typischerweise im Januar. Der Samichlaus benachrichtigt mich jeweils, wenn er seine Aufgaben erfüllt hat. Meist versucht er mich neidisch zu machen. Dieses Jahr schickte er mir eine Ferienpostkarte – you know – Palme, Strand, Schirmchen-Drink. Das ganze Programm. Ich ärgere mich jedes Mal. Aber ich muss nach vorne schauen: Nach Ostern geht es auch für mich in die Ferien – zuerst einige Wochen an den Strand von Recife, dann eine Rundreise durch die anderen Mercosur-Staaten. Denken Sie ja nicht, der Osterhase komme nie aus dem eigenen Bau! Ich weiss genau, was in den einzelnen Ländern aktuell diskutiert wird. Bei Ihnen in der Schweiz ist es u.a. ja ein mögliches Freihandelsabkommen mit dem Mercosur.

Der Osterhase beim Avenir-Suisse-Interview. (Avenir Suisse)

Wie ist eigentlich Dein Verhältnis zur Schweiz?

Uhhhh – da muss ich nun vorsichtig sein! Sie haben sicher vor allem Leser aus der Schweiz, richtig?

Grundsätzlich ja.

Nun, eigentlich fing alles gut an, als ich die Aufgabe übernommen habe. Ihr seid ja bekannt für Schokolade, Ihr sagt Schoggi, richtig? Die vielen Schweizer Produzenten sind ziemlich erfolgreich und exportieren in alle Welt. Vor Ostern muss ich die ganze Verteillogistik aufbauen – wenn ich wenigstens zu Schweizer Ansätzen bezahlt würde! Aber nein, der Osterhase macht’s natürlich kostenlos. (wirft die Vorderläufe in die Luft und verdreht die Augen)

Worin besteht Deine Aufgabe konkret?

Schweiz bedeutet für mich vor allem viel schwere Arbeit. Letztes Jahr luden meine langohrigen Mitarbeiter und ich insgesamt 26’579 Tonnen Schokolade in die Chrätzen, die wir im Ausland verteilten. Im Gegenzug importierten wir nur 8674 Tonnen Schoggi – offenbar steht Ihr nicht so auf ausländische Ware. Bei Euch muss ja bei den Lebensmitteln immer alles aus der Schweiz kommen. Wenn ich mich nachts in die Supermärkte schleiche oder mal kurz TV schaue, sehe ich nur Schweizer Früchte, Fleisch, Zucker oder Eier.

Wir haben einen ausgebauten Agrarschutz – der Import von Lebensmitteln ist deshalb schwierig.

Das wusste ich nicht. Da verpasst Ihr aber Einiges! Im Ausland sehe ich viele schöne und leckere Sachen, die Karotten schmecken mir besonders – und sie sind erst noch Bio.

Du hast vorhin das Thema Eier angesprochen. Neben Schoggi wohl das Wichtigste für Dich in der Osterzeit?

Ja, ja, typisch: Schokolade und Eier – bald werde ich auch noch für das Wetter an Ostern verantwortlich gemacht. Menschen wollen immer Bilderbuch-Ostern. Für mich hingegen ist Ostern harte Arbeit! Und bei den Eiern auch harte Arbeit für die Hennen. Wobei – da habt Ihr als Schweizer doch Eindrückliches geschafft: Letztes Jahr habt Ihr ganze 1,51 Milliarden Eier gegessen, das entspricht 177 Stück pro Person. Gleichzeitig habt Ihr es fertiggebracht, dass immer mehr Bio-Eier und solche aus besonders tierfreundlicher Haltung aus der Schweiz verkauft werden.

Ja, das sind eindrückliche Zahlen, sind doch Importeier in der Regel günstiger.

Genau, da verstehe ich Euch nicht ganz: Auf der einen Seite beklagt Ihr Euch in Sachen Mercosur über die mögliche Konkurrenz, gleichzeitig legen Eure Konsumenten offenbar grossen Wert auf Schweizer Qualität und gute Tierhaltung. Sie sind sogar bereit, mehr dafür zu bezahlen. Weshalb also dieses Wehklagen? Ist doch unlogisch.

Wem sagst Du das! Wenn sogar Dein evolutionsbiologisch bedingt kleines Hirn dies begreift, dann sollte …

Jetzt habe ich genug! Sie haben wohl zum ersten Mal ein Interview gemacht, was? Wieder den Praktikanten geschickt? Ich gehe jetzt, wenigstens ich muss meinen Job richtig machen! (hoppelt eilig davon)