«Gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht», heisst es in der Präambel der eidgenössischen Bundesverfassung. Insgesamt 75-mal ist der Freiheitsbegriff in ihr verankert. Doch in welchem Kanton lässt es sich am freisten leben? Diese Fragen beantwortet der Avenir-Suisse-Freiheitsindex anhand von insgesamt 33 zivilen und ökonomischen Indikatoren. Zum ersten Mal wird auch das Fürstentum Liechtenstein berücksichtigt. Der Index ist eine Momentaufnahme der ökonomischen und zivilen Freiheiten vor Beginn der Corona-Pandemie.

Erstmalig schaut der Avenir-Suisse-Freiheitsindex über die Grenzen der Schweiz hinaus und bezieht neben den Kantonen auch das Fürstentum Liechtenstein mit ein. Dieser Vergleich hat es in sich: Das souveräne Nachbarland lässt die Schweizer Kantone von Beginn an hinter sich und übernimmt den ersten Platz. Interessanterweise sind es gerade nicht – wie prima facie zu vermuten – die ökonomischen Indikatoren, die dem Fürstentum zum ersten Platz verhelfen. Es sind vor allem das weiträumige Unterlassen von Verboten und die liberalen Ansätze sonstiger Regelungen bei den zivilen Freiheiten, die den Ausschlag geben. So gelingt es im Fürstentum im Vergleich zum Schweizer Kantonsdurchschnitt knapp dreimal schneller eine Baubewilligung zu erhalten. Auch bei den staatlichen Wohnbauinvestitionen oder der Bonität erreicht Liechtenstein Bestwerte. Die Erweiterung des Avenir-Suisse-Freiheitsindexes erfolgte in Zusammenarbeit mit der Denkfabrik Stiftung Zukunft.li.

Verschiebungen unter den Kantonen

Der freiheitlichste Schweizer Kanton ist neu der Kanton Appenzell-Ausserrhoden. Schon lange war er im Schatten des langjährigen Spitzenreiters Aargau und des letztjährigen Siegers Schwyz unterwegs. Nun ist ihm der Durchbruch an die Spitze der Schweizer Kantone gelungen. Durch die Berücksichtigung des Fürstentums Liechtenstein bleibt ihm aber der erste Platz im Avenir-Suisse-Freiheitsindex verwehrt.

Der grösste Sprung nach vorne gelang dem Kanton St. Gallen, der sich bei den zivilen Indikatoren deutlich verbesserte. Punkto zivile Freiheiten bleibt trotzdem der Kanton Jura führend, der im Gesamtranking auch den bestplatzierten welschen Kanton darstellt. Die grössten ökonomischen Freiheiten finden sich weiterhin im Kanton Schwyz. Dabei sind nicht nur die steuerlichen Rahmenbedingungen ausschlaggebend, sondern auch Indikatoren wie die Ladenöffnungszeiten oder Gastgewerbegebühren.

Daraus folgt: Das Fürstentum Liechtenstein dominiert den Avenir-Suisse-Freiheitsindex 2020 keineswegs absolut. Es gelingt nur keinem Kanton, in beiden Subindizes, dem ökonomischen und dem zivilen, vergleichbar gut abzuschneiden.

Ein Abbild der ökonomischen und zivilen Freiheiten vor der Corona-Pandemie

Die Diskussion über Freiheit ist mit Corona wieder intensiver geworden, besonders in der Schweiz, wo zivile und ökonomische Freiheiten traditionell einen hohen Stellenwert geniessen. Trotzdem flossen die Freiheitsfolgen der Corona-Massnahmen noch nicht in den Index 2020 ein: Zum einen aufgrund der inhärenten Zeitverzögerung, der alle auf statistischen Zeitreihen basierende Indizes – so auch der Avenir-Suisse-Freiheitsindex – unterworfen sind, zum anderen, weil jeweils ein Stichtag für die Erhebung der Daten definiert wird. Die rasant ändernden, aktuellen Entwicklungen aufgrund der Pandemie können deshalb nicht in einem Konstrukt wie dem Avenir-Suisse-Freiheitsindex abgebildet werden. Avenir Suisse plant jedoch, die in einzelnen Kantonen ergriffenen Massnahmen 2021 in einer anderen, separaten Publikation zu analysieren.

Der Avenir-Suisse-Freiheitsindex ist eine interaktive Online-Publikation. Sie erlaubt es beispielsweise, einzelne Kantone miteinander zu vergleichen oder durch Berücksichtigung bzw. Nicht-Berücksichtigung einzelner Indikatoren einen persönlichen Freiheitsindex zu erstellen.