Mit der Unterzeichnung der Bologna-Deklaration fiel 1999 der Startschuss zur Reform der europäischen Hochschulbildung. Das Programm etablierte eine zweigeteilte Ausbildung mit Bachelor- und Masterprogrammen, die auf einem vereinheitlichten Leistungspunktesystem beruhen. Angestrebt wurden durch die Harmonisierung eine stärkere Vergleichbarkeit der Abschlüsse und ein gemeinsamer europäischer Hochschulraum. Zudem sollten alle Abschlüsse, und somit auch der Uni-Bachelor, den Eintritt in den Arbeitsmarkt erlauben.

Florence Mauli und Patrick Schnell untersuchen in der vorliegenden Avenir-Suisse-Analyse, ob das Ziel der Arbeitsmarktbefähigung aller Abschlüsse erreicht wurde. Sie zeigen auf, dass mit dem Uni-Bachelor ein Berufseinstieg zwar grundsätzlich möglich ist, aber nur selten wahrgenommen wird. Damit ergibt sich das Problem einer zu umfangreichen Ausbildung (Overeducation) sowie einer falschen Ausbildung (Miseducation).

Um das zu verhindern, leiten die Autoren Vorschläge zur Optimierung des heutigen Systems ab:

  • So sollte der Beitrag der öffentlichen Hand an die Finanzierung der Tertiärbildung mit höherer Bildungsstufe abnehmen. Grund dafür ist, dass der private Nutzen bei höheren Abschlüssen stark steigt, der Nutzen für die Allgemeinheit (die fiskalische Rendite) jedoch weniger.
  • Zudem bietet sich eine Überarbeitung der universitären Curricula an. Der Bachelor sollte stärker auf seine Arbeitsmarktfähigkeit ausgerichtet werden. Auf der Masterstufe sollten wiederum noch mehr als heute die Spezialisierungsmöglichkeiten im Vordergrund stehen. Je nach Fachgebiet könnte auch eine Zulassungsbedingung in Form praktischer Erfahrung eingeführt werden.

Solche Massnahmen wären nicht nur im Sinne der ursprünglichen Bologna-Reform. Sie könnten vielmehr auch dazu beitragen, die Gefahr von Over– und Miseducation zu verringern.