Im Durchschnitt muss eine erwachsene Person in der Schweiz rund 55% ihres Einkommens in Form von Steuern, Sozialversicherungsbeiträgen und Zwangsabgaben abliefern. Fast die Hälfte dieser Abgabenlast erhält sie als Renten und Geldleistungen wieder zurück. Helvetien ist alles andere als ein Steuerparadies. Daneben erfolgt eine höchst diffuse Umverteilung, die nicht bloss einen Leerlauf darstellt, sondern auch hohe administrative Kosten verursacht und negative Arbeitsanreize setzt – vorwiegend für Zweitverdiener. Angesichts der hohen Abgabenlast kommt einer möglichst transparenten und zielgerichteten Gestaltung des Steuer- und Transfersystems grosse Bedeutung zu. Die Autoren Marco Salvi und Luc Zobrist plädieren deshalb in ihrer Studie für einen grundlegenden Systemwandel. Vorgeschlagen werden im Wesentlichen 13 grössere Reformen.

Im Zentrum stehen die vermehrte Ausrichtung der Besteuerung auf den Konsum und die Entlastung der individuellen Ersparnisse sowie der Investitionen. Dazu sollte nicht die Mehrwertsteuer ständig erhöht, sondern es sollten die bestehenden Einkommens- und Unternehmenssteuern «konsumorientierter» gestaltet werden. Besteuert werden soll, was man der Volkswirtschaft entnimmt – sprich konsumiert – und nicht, was man leistet.

Wichtige Thesen:

  • Das individuelle Sparen soll wieder attraktiver werden
    Die Schweiz bestraft das individuelle Sparen. Avenir Suisse schlägt die Einführung eines umfassenden Zinsabzuges (Schutzzins) vor, der Kapitalerträge, aber auch Kapitalgewinne erst dann besteuert, wenn sie über der Rendite der Bundesobligationen liegen. Sparzinsen wären somit steuerfrei; auch der Eigenmietwert würde nur dann besteuert, wenn er über dieser Rendite läge. Im Gegenzug wären Schuldzinsen – beispielsweise Hypothekarzinsen – nicht mehr abzugsfähig. Damit würde der gegenwärtige Anreiz zur Verschuldung, der nicht zuletzt die Stabilität des Immobilienmarktes bedroht, eliminiert.
  • Radikales Umdenken bei den Vermögenssteuern
    Die Publikation korrigiert auch das Klischee, das Vermögen werde in der Schweiz wenig besteuert. Sie zeigt, dass sich durch das Zusammenspiel von Kapitalertragssteuern und der Vermögenssteuer reale Grenzsteuersätze auf den Erträgen von über 100% ergeben können. Solche Sätze sind konfiskatorisch und schwächen den Unternehmer- und Innovationsgeist. Die Vermögenssteuer sollte zugunsten einer Bodenwertsteuer, einer umfassenden Besteuerung der Kapitalgewinne oder allenfalls einer massvollen Erbschaftssteuer aufgegeben werden.
  • Niedrigere Unternehmensgewinnsteuern für einen nachhaltigen Steuerwettbewerb
    Einen Schwerpunkt legt die Publikation auf die Unternehmensbesteuerung. Die Schweiz war im letzten Jahrzehnt mehr als andere Länder in der Lage, mobile Unternehmen anzuziehen. Obwohl die Steuerbelastung der privilegiert besteuerten Unternehmen mit durchschnittlich 11% deutlich tiefer ist als jene der ordentlich besteuerten Unternehmen, beträgt der Steuerertrag pro Unternehmen das Sechsfache. Eine Abwanderung dieser Unternehmen wäre folglich mit hohen Steuerausfällen verbunden. Die vom Bund und den Kantonen vorgeschlagenen Massnahmen gehen in die richtige Richtung. Nicht alle sind aus Sicht eines modernen Steuersystems aber von gleicher Qualität. Am meisten überzeugen jene, die eine klare ökonomische Begründung haben. Dazu gehören die Senkung der kantonalen Gewinnsteuersätze und die Einführung eines Abzuges für Eigenkapitalkosten. Diese würden den Steuerwettbewerb in der Schweiz auf ein nachhaltiges Fundament stellen.