Treiber der Zuwanderung aus Deutschland ist die Unterbeschäftigung in Deutschland und der hohe Arbeitskräftebedarf in der Schweiz. Mit Erwerbsquoten und Arbeitszeiten wie in der Schweiz gäbe es in Deutschland zwölf Millionen Arbeitsplätze mehr.
Dank guter Rahmenbedingungen ist die Schweizer Wirtschaft ein Beschäftigungsmotor. In den fünf Jahren vor der Krise wurden 300‘000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, von denen knapp 60% durch Zuwanderer besetzt wurden. Selbst während der Krise nahm die Beschäftigung noch zu. In der OECD liegt die Schweiz beim Arbeitskräfteeinsatz an der Spitze. Dies zeigt auch der direkte Vergleich mit Deutschland, das eine Viertelmillion Immigranten in der Schweiz stellt. Die Erwerbsquote liegt in Deutschland nur bei 70% gegenüber 79% in der Schweiz. Wenn Deutschland eine ebenso hohe Quote hätte, wären 2009 nicht 40,3, sondern 45,3 Mio. Personen erwerbstätig gewesen. Es gäbe also 5 Mio. Arbeitsplätze mehr. Die hohe Schweizer Erwerbsquote ist Folge einer geringeren Arbeitslosigkeit, höherer Erwerbsquoten bei Frauen und Älteren, eines höheren Renteneintrittsalters sowie kürzerer Ausbildungszeiten.
Aber auch bei der Zahl der gearbeiteten Stunden pro Erwerbstätigen gibt es eine grosse Differenz. Deutschland hat überdurchschnittlich viele Ferien- und Feiertage sowie kurze Wochenarbeitszeiten. Aufgrund dieser Faktoren arbeitet ein Schweizer Erwerbstätiger mit 1640 Stunden im Jahr etwa 15% mehr als der deutsche Arbeitnehmer mit 1430 Stunden. Würden also die deutschen Erwerbstätigen (40,3 plus 5 Mio.) so viel arbeiten wie ihre Schweizer Kollegen, entspräche dies einem zusätzlichen Arbeitsvolumen von weiteren 6,7 Mio. Erwerbstätigen.
In der Summe ergibt der Ländervergleich eine erstaunliche Zahl: Könnte man die deutsche Erwerbsquote und die Arbeitszeit auf Schweizer Niveau anheben, brächte dies ein zusätzliches Arbeitsvolumen, das knapp 12 Mio. Erwerbstätigen entspräche. Umgekehrt würden in der Schweiz bei deutschen Erwerbsquoten und Arbeitszeiten nur 3,6 Mio. Menschen arbeiten, also 1 Mio. weniger als heute.