Covid-19 zeigt Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt. Für die IT-Branche wird bis 2024 ein Corona-Wachstumsimpuls von fast 20 Prozent erwartet.

Verwundert nehmen wir allerdings zur Kenntnis, dass auf Platz 2 des Stellenwachstums bereits die öffentliche Verwaltung inklusive des Bildungswesens folgt. Allein im Kanton Zürich wird hier ein Wachstum von über 7 Prozent erwartet. Der Meccano ist bekannt: Staatlich besoldete Pädagogen warnen vor der abnehmenden Chancengerechtigkeit für die jüngeren Generationen. Ergo muss neben den Lehrkräften noch mehr Betreuungspersonal ins Klassenzimmer. Pädagogische Stellenprofile aller Art sollen helfen, die Ausbildungsqualität zu sichern. Doch trotz den stetig wachsenden Personalaufwendungen im öffentlichen Bildungsbereich schneiden in den Pisa-Studien Schweizer Schülerinnen und Schüler immer schlechter ab.

Der vermeintlich so träge Verwaltungsapparat ist bei seiner Personalvermehrung höchst fleissig: Die Dynamik des Bevölkerungswachstums, immerhin 20 Prozent seit dem Jahr 2000, wird von der Dynamik des Beamtenwachstums bei weitem übertroffen. Damit toppt das staatliche Stellenwunder auch das gesamtwirtschaftliche Beschäftigungswachstum. Beim Bund, in Kantonen und Gemeinden zeigt die Stellenkurve seit Jahrzehnten nur in eine Richtung: nach oben. Am Sitz des Eidgenössischen Finanzdepartements im Bernerhof sind bald Blumenbouquets zu beordern: Nicht mehr lange, und der Bund wird die Marke von 40’000 Vollzeitstellen erreichen.

Auch in Zürich legt die Kantonsregierung für das nächste Jahr einen Budgetentwurf vor, der es in sich hat: Über 1100 neue Stellen sollen in der Kantonsverwaltung geschaffen werden, selbstverständlich zu finanzieren durch die Steuerzahlenden. Der sparsame Bürger wird derweil von der Obrigkeit beruhigt, wonach Steuererhöhungen nicht geplant seien. Dagegen scheint das Kapitel Steuersenkung aus dem Handbuch guter Regierungsführung entfernt worden zu sein. Dies, obwohl eine solche zur wirtschaftlichen Ankurbelung nach dem schwersten Einbruch seit der Erdölkrise opportun wäre.

Wann hat ausufernde analoge Bürokratie ausgedient? (Jan Antonin Kolar, Unsplash)

Finanzpolitiker, die einen stetigen Ausbau des Verwaltungsapparates gutheissen, verdrängen konsequent, dass die wachsende Zahl an Verwaltungsangestellten einem Naturgesetz gleich zu mehr Bürokratie und Regulierung führt. Beim «Ease of Doing Business» der Weltbank ist die Schweiz innert 15 Jahren von Rang 11 auf Rang 36 abgerutscht. Zugleich zeigt sich ein krasses Unvermögen der Regierenden bei der Priorisierung neuer Stellen.

So belegt die Schweiz in Europa im Bereich E-Government einen der hintersten Plätze: Anstelle digitale Schnittstellen zwischen Behörden und Unternehmen zu schaffen (und damit private Geschäftstätigkeiten zu erleichtern), kreiert der Bundesrat neue Staatsstellen für eine digitale Diplomatie, auch wenn alles andere als klar ist, wofür diese steht. Letztlich geht das staatliche Stellenwunder zulasten der wirtschaftlichen Weiterentwicklung. Aus diesem Grund ist das Stellenwachstum beim Staat nicht nur zu stoppen, vielmehr muss eine deutliche Reduktion erfolgen. Dafür braucht es aber eine Politik, die den nötigen Führungswillen aufbringt.

Dieser Beitrag ist in der «Handelszeitung» erschienen.