Schweizer Städte belegen in internationalen Rankings regelmässig Spitzenränge. In punkto Lebens- und Standortqualität sind sie fast unschlagbar. Ob Bern, Luzern oder Zürich, Städte werden immer mehr zu Boomtowns. Mittlerweile leben drei Viertel der Bevölkerung in Städten und deren Einzugsgebieten. Sie sind die Wirtschaftsmotoren des Landes.

Doch der Erfolg ist nur bedingt hausgemacht. Mit dem Aufschwung Ende der 1990er Jahre setzte in den Städten eine Sonderkonjunktur ein, die bis heute anhält. Und dank den Bilateralen I mit der Personenfreizügigkeit ist ein überdurchschnittlicher Anteil der neuen Stadtbewohner berufstätig und gut qualifiziert.

Mit dem Urbanisierungstrend wuchs die Nachfrage nach städtischem Wohnraum. In einem Umfeld grosszügig sprudelnder Steuereinnahmen setzen die meist links-grün dominierten Stadtregierungen auf den genossenschaftlichen Wohnungsbau, was die privaten Marktkräfte schwächte.

Genossenschaftswohnungen an der Baumhaldenstrasse in Zürich. (Wikimedia Commons)

Die Folge: Gut vernetzte Stadtbewohner profitieren von vergünstigten Genossenschaftswohnungen, Neuzuzüger zahlen aufgrund des zu knappen privaten Angebots hohe Mietpreise. Die Ausweitung des Angebots, etwa durch Verdichtung mit dem Bau von Hochhäusern, wird von den einheimischen Genossenschaftspolitikern mit Verve bekämpft. Das nennt man dann Niederdorf-Politik im Zeitalter der Urbanisierung. In der Schweizer Stadtpolitik gibt es also sprichwörtlich noch Luft nach oben.

Dieser Text ist am 6.11.18 in leicht gekürzter Form im «Blick am Abend» erschienen.