Für eine stärkere Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards wäre ein multilateraler Ansatz die beste Lösung (vgl. Teil 1). Denn bisher existiert kein «Level playing field» zwischen den Unternehmen. Grössere, marktmächtige Firmen bestimmen die Nachhaltigkeitskriterien in ihrer Lieferkette selbst, die Kontrollkosten sind – relativ zum Umsatz gemessen – gering. Viele kleinere, international tätige Unternehmen haben hingegen weder die finanziellen Mittel noch die Erfahrung, die gesamte Wertschöpfungskette auf Nachhaltigkeit abzuklopfen und ihre Kontrolltätigkeit zu dokumentieren.

Eine Lösung bieten zertifizierte Labels, die von unabhängigen Organisationen vergeben und kontrolliert werden. Dies ist einer unilateralen Regelsetzung durch marktmächtige Unternehmen in einer Lieferkette vorzuziehen. Unabhängige Labels bieten den Vorteil, dass einheitlich und transparent definiert ist, welche Richtlinien erfüllt werden müssen, damit eine Firma ihr Produkt entsprechend auszeichnen darf. So informierte Konsumenten können ihre Verantwortung besser wahrnehmen und einfachere Produktvergleiche anstellen.

Bei einer grösseren Labelvielfalt ist es für Produzenten einfacher, genau die Standards zu finden, die auch für ihre Zielgruppe wichtig sind. Bisher sind vor allem Eco-Labels, die sich auf Umweltkriterien beziehen, verbreitet. Die Anzahl der sogenannten «sozialen» Labels, die beispielsweise auf faire Arbeitskonditionen fokussieren, nimmt aber stetig zu. Die diversen Bio-Marken sowie Fairtrade-Label veranschaulichen dies im Lebensmittelbereich.

Bio-Marken setzen meist auf besonders strenge Auflagen, um einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt zu garantieren. So müssen Landwirte beispielsweise auf künstlichen Dünger und Herbizide verzichten, um das Bio-Siegel «Demeter» nutzen zu dürfen (Demeter 2020). Der strikt organische Anbau schränkt dabei die produzierte Menge ein und schont die natürlichen Ressourcen.

Bio-Marken setzen meist auf besonders strenge Auflagen, um einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt zu garantieren. (Shayan Ghiasvand, Unsplash)

Doch für exportorientierte Bauern in Entwicklungsländern ist dieser zusätzliche Aufwand oftmals zu teuer. Das Fairtrade-Label, das nicht zwingend einen biologischen Anbau voraussetzt, bietet hier eine Alternative. Fairtrade setzt sich dafür ein, dass ihre Produzenten unter fairen Arbeitsbedingungen arbeiten und ein stabileres Einkommen verdienen können, damit auch Kleinbauern vom Siegel profitieren können (Fairtrade International).

Produkte können auch mehrere Kriterien erfüllen und damit berechtigt sein, mehrere Labels zu tragen. Dabei wird jedes weitere Label von den Konsumenten oft mit einer zusätzlichen Prämie belohnt. Somit besteht ein Anreiz, möglichst umweltfreundlich und sozialverträglich zu produzieren, um beispielsweise die Fairtrade- und die Bio-Marke zugleich nutzen zu dürfen.

Qualitätssiegel und Garantiemarken können also in vielerlei Hinsicht zu mehr Nachhaltigkeit und Fairness im Handel führen. Sie bringen mehr Transparenz in die Lieferketten und ermöglichen Unternehmen, die Zwischenprodukte von Zulieferern beziehen, sowie Konsumenten, welche das Endprodukt kaufen, sich für umweltfreundlichere und/oder sozialverträglichere Produkte zu entscheiden. Weiter stellen sie ein nicht-diskriminierendes Instrument dar, da es allen Produzenten – häufig über die Landesgrenzen hinweg – offen steht, sich für ein Label zu bewerben.

Bei einer Labelvielfalt können die Hürden, die bei der Umsetzung von Standards anfallen und besonders für Entwicklungsländer sehr hoch sein können, einfacher überwunden werden. Zu guter Letzt sendet die steigende Nachfrage nach Labels ein starkes Signal an die internationale Gemeinschaft, die im Rahmen der WTO bisher nur darüber debattiert hat, inwiefern Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit überhaupt ein Thema im Welthandel sein sollen. Es ist Zeit anzuerkennen, dass dies heute schon längst Realität ist.