Die Unterstützung der familienexternen Kinderbetreuung geniesst in den politischen Programmen der Schweizer Städte einen hohen Stellenwert, gerade im Vergleich zu den Agglomerations- und Landgemeinden. Auch wenn über den Umfang durchaus gestritten werden kann: Vom Prinzip her ist die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit Blick auf die Arbeitsmarktpartizipation ökonomisch sinnvoll. In der öffentlichen Diskussion eher überschätzt wird dagegen der positive Einfluss auf die kognitive Entwicklung. Zwar starten Krippenkinder potenziell mit Vorteilen in den schulischen Werdegang, diese verschwinden nach einigen Jahren aber wieder. Ausnahmen bilden Kinder aus sozial stark benachteiligten Familien. Ausgerechnet jene Familien nehmen aber entsprechende (auch bezahlbare) Angebote für Fremdbetreuung seltener in Anspruch.

Allerdings ist nicht jede Form der Unterstützung bzw. Subvention gleich effizient und liberal. Auch im Bereich der familienexternen Kleinkinderbetreuung führen Wettbewerb und Angebotsdiversität zu Innovation, Effizienz und damit höherem Nutzen für die Konsumenten. Damit dieser Wettbewerb trotz der Ausrichtung von Subventionen spielen kann, ist eine Nachfrage- einer Angebotssteuerung vorzuziehen. Dies bedeutet, dass nicht Anbieter wie Krippen direkt finanziell unterstützt werden, sondern Eltern sogenannte «Betreuungsgutscheine» (oder ähnliche Instrumente) erhalten und diese beim für sie passenden Anbieter (prinzipiell nicht nur Krippen) einlösen können. Voraussetzung für die Berechtigung der Einlösung wäre lediglich die Einhaltung der gesetzlichen Minimalanforderungen durch die Anbieter.

Diversität bei der Förderung vorschulischer Betreuung ist zu begrüssen. (Annie Spratt, Unsplash)

Das Städtemonitoring

Der vorliegende Indikator untersucht, mit welchen Systemen die Städte die familienexterne Kleinkinderbetreuung subventionieren. Dabei wurde eine dreistufige Unterscheidung in Angebotssteuerung, Mischsystem (Mischung beider Instrumente) und Nachfragesteuerung vorgenommen. Ebenfalls bewertet wurde, ob die Städte auch die Betreuung bei «Nicht-Krippen» (z.B. Tagesfamilien) unterstützen. Die Informationen wurden im Mai 2018 von den städtischen Websites bezogen.

Ranking

Rang
Angebotssteuerung
Mischsystem
Nachfragesteuerung
Berücksichtigung von
«Nicht-Krippen»
1.
Luzern


2.
Winterthur


3.
Bern



4.
Zürich



5.
Basel



6.
Genf




7.
St. Gallen




8.
Biel



9.
Lausanne




10.
Lugano



Quelle: Eigene Darstellung

Ergebnisse

Trotz systemischer Überlegenheit der Nachfragesteuerung findet dieses System der Subventionierung nur in zwei der zehn Städte Anwendung. Besonders hervorzuheben ist Luzern, das ein System der Unterstützung mit «Betreuungsgutscheinen» fast schon gemäss Lehrbuch betreibt. Komplizierter ist die Sachlage in der Stadt Winterthur, die zwar bezüglich der Unterstützung von Kindertagesstätten nach dem Prinzip der Nachfragesteuerung funktioniert, Plätze bei Tagesfamilien aber wiederum direkt (via Leistungsvereinbarung mit einem Verein) subventioniert.

Mischsysteme existieren in Bern und Zürich. Bern hat zwar in einer Volksabstimmung vor nicht allzu langer Zeit die Umstellung auf ein System der Nachfragesteuerung beschlossen, in der Realität bleibt die Umsetzung jedoch auf halber Strecke stecken, da Bern 22 eigene, subventionierte Kindertagesstätten betreibt. Auch Plätze bei Tagesfamilien werden nach dem Prinzip der Angebotssteuerung mitfinanziert.

Die Mehrheit der Städte setzen vollständig auf das ökonomisch unterlegene System der direkten Angebotssubvention. Die meisten betreiben ausserdem selber Kindertagesstätten (oder unterstützen wie Biel gar keine privaten Institutionen), was darüber hinaus zu Interessenskonflikten führen kann. Positiv zu werten ist, dass die Mehrheit der Städte neben eigentlichen Kindertagesstätten auch andere Formen der vorschulischen Betreuung unterstützt. Auch wenn es sich dabei vor allem um Plätze bei Tagesfamilien handelt, ist diese Offenheit im Sinne der Diversität zu begrüssen.