Mit «Vermögenssteuer» assoziieren die meisten Schweizer die kantonale und kommunale Steuer auf dem Vermögen natürlicher Personen, das jeder Steuerzahler jährlich mit der Steuererklärung deklarieren muss. Diese Sichtweise ist unvollständig, denn die Vermögenssteuer ist keineswegs die einzige Steuer auf dem Vermögen. Da Vermögen verschiedene Formen annehmen kann, sind auch die Steuern darauf vielfältig: Für beinahe jede Anlageart besteht eine spezifische Abgabe, seien es Liegenschaften (inkl. Eigenmietwert), Unternehmen oder Autos. Einige dieser Steuern werden auf dem Bestand (Vermögenssteuer der natürlichen Personen) erhoben, andere auf dem Ertrag (Kapitalertragssteuer) und wieder andere auf dem Vermögenszuwachs (Grundstückgewinnsteuer). All diese Steuerarten belasten direkt oder indirekt das gleiche Substrat, das Kapital, wenn auch mit sehr unterschiedlichen Sätzen.

Viele Steuern belasten das Vermögen - Avenir Suisse

40 Mrd. Franken an Steuereinnahmen

Wie die Abbildung zeigt, betrug das Steueraufkommen sämtlicher Kapitalsteuern im Jahr 2010 fast 40 Milliarden Franken. Dies entspricht rund 25% der Gesamtsteuereinnahmen. Die wichtigste Kapitalsteuer ist die Unternehmensgewinnsteuer; sie macht 42% aller Kapitalsteuern aus. Zählt man die Vermögenssteuer der juristischen Personen und jene Motorfahrzeugsteuern dazu, die von den Unternehmen bezahlt werden, wird rund die Hälfte der Kapitalsteuern von den Unternehmen entrichtet. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn auch die Steuern der juristischen Personen werden ja letztendlich von Individuen bezahlt.

Die andere Hälfte der Kapitalsteuern lastet direkt auf den Haushalten. Dabei fällt auf, dass die Vermögenssteuer nicht den grössten Anteil daran hat. Wichtiger ist die Einkommenssteuer, die fast 25% aller Vermögenssteuern ausmacht. Sie belastet das Vermögen, weil sie das Zinseinkommen umfasst, das heisst alle Kapitalerträge wie Zinsen und Dividenden. Die eigentliche Vermögenssteuer generiert schliesslich einen Anteil von 14% an den 39.5 Milliarden Franken Gesamteinnahmen.

Diese Vielzahl an Kapitalsteuern führt dazu, dass die Belastung auf dem Kapital um einiges höher ist, als gemeinhin angenommen wird. Gemäss unseren Schätzungen, die auf der Grundlage der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) beruhen, beträgt der effektive durchschnittliche Steuersatz auf dem Kapitalertrag fast 40%. Das ist sogar leicht höher als die durchschnittliche Belastung der Löhne. Damit wird klar: In der Schweiz werden die «Kapitalisten» keineswegs geschont.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in der Avenir-Suisse-Publikation «Zwischen Last und Leistung. Ein Steuerkompass für die Schweiz».