Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben die Bemühungen für internationalen Freihandel und offene Grenzen beständig zugenommen. Mit dem Erstarken der populistischen Kräfte in vielen Ländern der westlichen Welt drehen sich die Uhren plötzlich wieder zurück. Der «Avenir Suisse Think Tank Summit 2017» am Flughafen Zürich bot Think-Tankern aus den USA, Grossbritannien, Belgien, Deutschland, Frankreich und der Schweiz die Gelegenheit zur Deutung der veränderten Rahmenbedingungen.

Untenstehend finden Sie zentrale Aussagen der Vortragenden:

Peter Grünenfelder (Direktor Avenir Suisse):

«Die internationalen politischen Entwicklungen sind eine grosse Herausforderung für liberale Demokratien und Volkswirtschaften. Die Schweiz wäre von einer neuen protektionistischen Ära besonders betroffen. … Die Globalisierung wird weitergehen, allenfalls verstärkt in anderen Ländern, auf anderen Kontinenten.»

Richard Baldwin (Professor für internationale Wirtschaft, Graduate Institute of Geneva): «Bei der ‘neuen’ Globalisierung, wie wir sie in den letzten zwanzig Jahren gesehen haben, ging es viel mehr um internationalen Wissenstransfer als um Handelsströme. Zölle sind ein handelspolitisches Rezept aus einer früheren Ära. Sie werden in den Hochlohnländern der westlichen Welt keine neuen Arbeitsplätze in grosser Zahl für Menschen schaffen – höchstens für Roboter.»

Kristian Niemetz (Institute of Economic Affairs, IEA London): «Die Brexit-Befürworter waren in ihrer Mehrheit nicht gegen Freihandel, sondern gegen eine tiefergehende politische Integration mit der EU. Nach der Kündigung von Artikel 50 bleiben Grossbritannien nur zwei Jahre für den Abschluss neuer Verträge mit der EU. Ein vertragliches Vakuum nach dem Ende dieser Frist käme einem «Ultra Hard Brexit» mit viel Unsicherheit auf beiden Seiten gleich.»

Galina Kolev (Leiterin Forschungsgruppe Gesamtwirtschaftliche Analysen und Konjunktur, IW Köln): «Die deutsche Exportwirtschaft hat sich auf die Produktion von Investitionsgütern fokussiert. Momentan ist ihr grösstes Problem die allgemeine Unsicherheit in vielen Teilen der Welt, die sich negativ auf die Investitionsdynamik auswirkt. … Grundsätzlich wäre ein ‘Hard Brexit’ für die deutsche Wirtschaft die geringere Bedrohung als ein ‘Soft Brexit’, weil ersterer den Zusammenhalt innerhalb der EU stärken würde.»

Frances G. Burwell (Distinguished Fellow Atlantic Council, Washington D.C.): «Donald Trump hat den Merkantilismus in die US-Politik gebracht. Mit der kritischen Haltung des neuen US-Präsidenten gegenüber dem Multilateralismus in internationalen Abkommen sind Schwierigkeiten mit der EU und der WTO quasi vorprogrammiert. Generell zeugt Trumps ideologischer Fokus auf dem Güterhandel von einem geringem Verständnis für globalisierte ökonomische Prozesse.»

Patrick Dümmler (Senior Fellow Avenir Suisse, Forschungsleiter Offene Schweiz): «Die Schweiz sollte weiter auf die bewährte Strategie der Offenheit setzen, bestehende Freihandelsabkommen intensivieren und neue abschliessen. Dies würde die hohen administrativen Kosten, mit denen viele Unternehmen konfrontiert sind, reduzieren.»