Weshalb gilt das Angebot des Schweizer Fernsehens, ob «Musikantenstadl», Quizshow oder Match der Champions League, als Service Public, den künftig sogar zwangsweise bezahlen muss, wer nie Fernsehen schaut?
Die SRG und ihre Verteidiger operieren mit einem absoluten Killerargument, weil es sich auf alles und jedes anwenden lässt: Sie sprechen im Zusammenhang mit dem Angebot der öffentlich-rechtlichen Anstalten gerne von einem «meritorischen Gut». In der Ökonomie versteht man darunter ein Gut, das auf dem Markt ohne Subventionierung nicht in der gewünschten Menge angeboten würde. Gäbe es also ohne SRG mit Zwangsgebühren nur publizistischen Einheitsbrei, der die Mehrheit mit ihren fragwürdigen Vorlieben abfüttert, schlecht recherchiert und ideologisch verzerrt? Und gäbe es nur billigsten Boulevard ohne Tiefgang?
Bei der Information ist es offensichtlich, dass nicht nur der Service Public das gefragte Gut bietet: Alltäglich konsumieren wir auch schwachen Journalismus im Fernsehen und guten in den Printmedien, die ohne Staatshilfe im Markt bestehen. Dazu kommt, dass seriöse Information bei weitem nicht das wichtigste Angebot der SRG darstellt. Unterhaltung und Sport machen mehr als die Hälfte des Programms von SF aus. Und das sind Sendungen, die auch Private anbieten, vielleicht zu höheren Tarifen als öffentlich-rechtliche Anbieter – aber Service Public ist das wohl nicht.
Dank der Digitalisierung finden sich heute auch genügend Angebote selbst für winzige Minderheiten, sei es bei Information, Unterhaltung oder Sport. Diese Entwicklung, die wohl noch lange weiter gehen wird, erfordert eine grundsätzliche Überprüfung des Service-public-Gedankens bei den alten und den neuen elektronischen Medien. Denn es gibt eigentlich kaum einen Bereich der Wirtschaft, in dem es so wichtig ist, dass Private – natürlich im Rahmen einer staatlichen Ordnung – Produktion und Verbreitung übernehmen, wie bei den Medien. Es wäre, so provokativ das tönen mag, eigentlich weniger tragisch, wenn der Staat Nescafé oder Möbel produzierte, als wenn er beim Erstellen und Verteilen von politischer Information mitmischt. Information ist ein zu wichtiges Gut, als dass man es dem Staat überlassen dürfte.