In der Bildungspolitik lautet die Devise oftmals «jeder Rappen zählt», ohne dass diese Aussage bisher gross überprüft wurde. Das hat sich erfreulicherweise geändert. Eine neue Studie des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) hat sich des Themas angenommen und Erstaunliches zu Tage gefördert.
So finden die Studienautoren keinen Zusammenhang zwischen der Höhe der Ausgaben und dem Bildungserfolg. Sie kommen zum Schluss, dass die Allokation der Mittel wichtiger ist als deren Höhe. Es kommt also mehr darauf an, wie das Geld verwendet wird, als auf den effektiven Geldbetrag. Dieses Plädoyer für mehr Qualität statt Quantität in der Bildungspolitik beruht allerdings auf einer schwierigen Datengrundlage.
Viele Einflussfaktoren – wenige Daten
Gerade im Bildungsbereich ist es schwer, den genauen Einfluss einzelner Faktoren zu bestimmen. Viele beeinflussen sich gegenseitig und erschweren damit eine saubere Analyse. So ist beispielsweise zu erwarten, dass Kantone aufgrund einer schwächeren Schülerschaft beschliessen, mehr Geld in die Hand zu nehmen.
Die Autoren der neuen IWP-Studie sind sich dessen bewusst. Es wird deshalb ein Instrumentalvariablenansatz verwendet, um dieser Problematik zu begegnen. Der Ansatz ist allerdings nicht unumstritten, da es oftmals schwierig ist, gute Instrumentalvariablen zu finden. Zudem sind viele Daten nur auf Kantonsebene verfügbar.
Wegen dieser Problematik verzichtet etwa der Bildungsbericht darauf, die Inputs mit den Outputs in Bezug zu setzen. Es bräuchte entsprechende Daten auf Mikroebene zu den Klassen und Lehrpersonen, um konkretere Schlüsse aus den Resultaten der «Überprüfung der Grundkompetenzen» (ÜGK) ziehen zu können.
Aufgrund solcher Schwierigkeiten einfach den Kopf in den Sand zu stecken und im Blindflug weiterzufahren, kann aber keine Lösung sein. Deshalb stellt die erwähnte Studie auch einen wichtigen ersten Schritt dar, um mehr Licht ins Dunkel zu bringen.
Datenerhebung bei der Qualitätsprüfung anpassen
Für die Zukunft sollten nun die bekannten Datenlücken geschlossen werden. Insbesondere bietet es sich an, bei den kommenden ÜGK auch jene Parameter zu erheben, mit welchen die Effizienz des Mitteleinsatzes analysiert werden können. Für den erfolgreichen Einsatz der öffentlichen Gelder ist zudem entscheidend, dass vermehrt untersucht wird, welche Massnahmen den Bildungserfolg besonders positiv beeinflussen – nur so kann deren Effektivität ermittelt werden.
Aus bildungspolitischer Sicht ist klar: Es muss nicht ohne Augenmass stetig mehr Geld investiert werden. Die reine Input-Grösse der Bildungsausgaben ist letztlich sekundär. Im Zentrum stehen muss der Bildungserfolg, und dafür gilt es, die Gelder möglichst effektiv und effizient einzusetzen. Nur so kann das Schweizer Bildungssystem mit dem sich rasant verändernden Umfeld Schritt halten.