Der Kanton Zürich ist unter den Schweizer Kantonen wahrlich eine wirtschaftliche Grösse. Er kommt für über 20 % der Schweizer Wirtschaftsleistung auf und beheimatet jeden fünften Arbeitsplatz im Lande. Im ökonomischen Teil des Avenir-Suisse-Freiheitsindexes schneidet der Zürcher Stand auf dem 4. Rang ab.

Doch etliche Indikatoren weisen seit der ersten Iteration des Indexes eine negative Entwicklung auf. Gerade in der Zusammensetzung der Arbeitsplätze kommen beim Kanton Zürich immer mehr Fragezeichen auf.

Der Indikator «Beschäftigte im öffentlichen Sektor» zeigt den jeweiligen Anteil privatwirtschaftlicher und öffentlicher Stellen. Dieser Anteil spiegelt dabei, wie die Kantone die Aufgabenteilung zwischen Staat und Privaten auslegen und wie effizient der Staat seine Rolle erfüllt. Ein vergleichsweiser hoher Anteil öffentlicher Beschäftigten führt dabei tendenziell zu einer stärkeren Verdrängung von privatwirtschaftlichem Handeln. Im Kanton Zürich kann hierbei eine deutliche Tendenz hin zu einer wachsenden Zahl an Staatsangestellten festgestellt werden. Im Jahr 2014, als der besagte Indikator das erste Mal im Avenir-Suisse-Freiheitsindex erfasst wurde, fand sich der Kanton Zürich noch weit vor dem Schweizer Mittel auf Rang 9. Heute kommt er klar darunter zu liegen (Rang 15).

Keine Trendwende in Sicht

Der Zürcher Regierungsrat unternimmt aktuell wenig, um eine Kehrtwende herbeizuführen. Im Gegenteil: Im Jahr 2022 plant er, 1120 neue Vollzeitstellen zu schaffen. Gemäss Finanzplan würde der Kanton Zürich somit im Jahr 2023 die Grenze von 50’000 Vollzeitstellen knacken. Nicht miteingerechnet sind dabei die Mitarbeitenden der öffentlichen Unternehmen des Kantons (z.B. EKZ oder ZKB), sowie die Angestellten der 162 Gemeinden. Nimmt man diese hinzu, arbeiten mittlerweile mehr als 160’000 Personen im öffentlichen Sektor. Allen voran ist hier die Stadt Zürich mit über 22’000 Stellen als gewichtiger Akteur zu nennen, die über 2000 neue Stellen bis Ende 2025 plant – ein Anstieg von über 10% – und dies trotz sich zusehends verschärfenden Defiziten im städtischen Finanzhaushalt.

Der öffentliche Sektor nahm bereits im letzten Jahrzehnt um insgesamt 13% zu. Die Zürcher Wirtschaft konnte mit diesem atemberaubenden Tempo nicht Schritt halten: Ihr Stellenangebot wuchs nur halb so schnell wie das des öffentlichen Sektors.

Oft hört man die Begründung, dass die Zahl der öffentlich Beschäftigten mit einer wachsenden Bevölkerung zwangsläufig steigen müsse. Diese Argumentation verfängt hier jedoch nicht: Im betrachteten Zeitraum hat die Zahl Beschäftigter im öffentlichen Sektor eineinhalbmal stärker zugelegt als die Bevölkerung.

«Arbeit dehnt sich in genau dem Mass aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.» – Parkinsonsches Gesetz

Auch das brachliegende Potenzial der Digitalisierung ist offenkundig. Zu selten erfolgt auf Effizienzgewinne infolge der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen ein tatsächlicher Stellenabbau. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang, dass sich in der letzten Firmenbefragung der Stadt Zürich jedes fünfte Unternehmen ein Mehr an Leistungen wünschte, die digital abgewickelt werden könnten. Gerade in den verschiedenen Bewilligungsverfahren gibt es noch viel Raum nach oben.

Digitalisierungsdividende realisieren

Die Digitalisierungsdurchdringung des öffentlichen Sektors ist im Kanton Zürich somit deutlich ausbaubar – dazu gehören nicht zuletzt die Schnittstellen mit Bevölkerung und Unternehmen. So wünschen sich viele Unternehmen die Möglichkeit einer vermehrten elektronischen Abwicklung von Dienstleistungen. Auch sind die analogen Prozesse innerhalb der öffentlichen Hand konsequent durch digitale Abläufe abzulösen. Damit kann der stark überproportionalen Beschäftigungsentwicklung der Verwaltung Einhalt geboten werden.

Denkbar wären ergänzend eine Kopplung des Stellenwachstums in der Verwaltung mit einem Faktor X (d.h. X Beschäftigte pro 100 Einwohner) an die Bevölkerungsentwicklung oder ein Stellenplafond. Dies würde letztlich eine Reorganisation der Verwaltung bedingen. Anstelle eines stetigen Stellenwachstums soll eine Re-Priorisierung der Verwaltungsaufgaben stattfinden, die dann in einen Stellenrückbau münden kann. Der «Wirtschaftsmotor» Zürich befindet sich zwar noch immer auf Wachstumspfad. Er kann sich noch immer rühmen, jedes fünfte Vollzeitäquivalent der Schweiz anzubieten. Weniger rühmlich wird dieser Fakt jedoch, wenn ein immer grösserer Teil davon Staatsangestellte sind.

Weiterführende Informationen zum Spezialfokus auf den Kanton Zürich finden Sie in der Analyse Der Löwe im «Sleep Mode».