Ein untrüglicher Indikator für die Wirtschaftsfreundlichkeit einer spezifischen kommunalen Standortpolitik ist die Arbeitsplatzentwicklung innerhalb einer Stadt. Diese wird einerseits beeinflusst vom Zuzug oder der Gründung von Unternehmen (bzw. von ihrem Wegzug oder Konkurs) auf Stadtgebiet und anderseits von Veränderungen der Belegschaft ansässiger Unternehmen. Natürlich ist die Arbeitsplatzdichte in Städten grundsätzlich höher als in Agglomerationsgemeinden (oder gar auf dem Land). Interessant ist darum vor allem der Vergleich der Entwicklung der Zentren gegenüber dem Umland.
Das Städtemonitoring
Verglichen wird das absolute Arbeitsplatzwachstum innerhalb der Städte sowie auch dasjenige relativ zum Wachstum in den Umlandgemeinden. Letzteres erlaubt einen etwas präziseren Rückschluss auf die Stadtpolitik, weil sich bei jener Betrachtung die Auswirkungen regionaler Trends und kantonaler Rahmenbedingungen, die ja meist auch die Umlandgemeinden betreffen, nicht im Indikator niederschlagen. Es werden nur Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft berücksichtigt, denn das Wachstum der Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor lässt à priori keine Rückschlüsse auf die Wirtschaftsfreundlichkeit eines Standortes zu. Das Resultat für Bern wäre beispielsweise deutlich durch die Entwicklungen bei den Arbeitsplätzen für den Bund, auf die die Gemeinde ohnehin keinen Einfluss hat, verzerrt.
Ergebnisse
Im Mittelwert ist die Anzahl Arbeitsplätze in den Städten etwa gleich schnell gewachsen wie in der gesamten Schweiz und in den Umlandgemeinden. Doch die Varianz ist gross: Die grössten Zuwächse zwischen 2001 bis 2015 verzeichnet Lugano. Allerdings ist hier die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze im Umland fast gleich stark gestiegen. Auch Genf zeigte ein hohes Wachstum – das aber weit hinter jenem der umliegenden Gemeinden zurücklag. Das unterstreicht einmal mehr die enorme wirtschaftliche Dynamik am Genfersee und die gleichzeitig beschränkten Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb der Stadt Genf. Ebenfalls gegenüber dem Umland eingebüsst hat Bern.
Am stärksten positiv gegenüber dem Umland abgesetzt haben sich St. Gallen und Biel. In St. Gallen lag das Arbeitsplatzwachstum 13 Prozentpunkte höher als in seinem Umland, in Biel waren es 11 Prozentpunkte. Das sind aber genau auch jene beiden Regionen mit dem geringsten absoluten Wachstum. Das Bieler Umland stagnierte, das St. Galler Umland gewann nur 7%.
Interessant ist auch der Vergleich der Arbeitsplatzdichte – auch wenn sie nicht per se bewertet werden soll. Gesamtschweizerisch gab es 2015 exakt vier Millionen Arbeitsplätze (umgerechnet in Vollzeitäquivalente), davon lagen 3,43 Millionen im privaten Sektor, was 41,2 Vollzeitarbeitsplätzen je 100 Einwohner entspricht. Mit 76,8 weist Bern von allen Städten die höchste Arbeitsplatzdichte auf – obwohl hier (neben den kommunalen und den kantonalen Stellen) die zahlreichen Stellen der Bundesverwaltung wegfallen: Einschliesslich aller Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor läge die Dichte gar bei 107,1. Ebenfalls hohe Arbeitsplatzdichten haben Zürich und Basel. Die deutlich geringsten Dichten (immer bezogen auf den privaten Sektor) haben Lausanne, Biel und vor allem Winterthur. Letzteres liegt sogar unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt, was angesichts der zu erwartenden Konzentration von Arbeitsplätzen in Zentren bemerkenswert ist.
Weiterführende Informationen vgl. «20 Jahre Schweizer Stadtpolitik».