Ob es um Fördermittel für die lokale Landwirtschaft, den Energiesektor oder für die hiesige Filmbranche geht: der Slogan, der solche Vorstösse begleitet, bleibt stets der gleiche – Geld bleibt hier! Anstatt mit unseren Ausgaben Produktionshäuser in Hollywood oder Bauern in Andalusien zu bereichern, sollte das Geld die Schweiz – oder noch besser die Region – gar nicht verlassen, und nur die «Unseren» unterstützen.
So abgedroschen die Begründung erscheinen mag, die Tatsache, dass die Geld-bleibt-hier-Keule bei der erstbesten Gelegenheit ausgegraben wird, weist auf eine gewisse Effektivität hin. Oft geht es bloss darum, einen nationalistischen Reflex zu stimulieren. Aber es gibt auch Versuche, dem Argument eine gewisse ökonomische Legitimität zu verleihen. Mit dem Einkauf beim Hof um die Ecke – so das Narrativ – kann der Bauer beim örtlichen Mechaniker seinen Traktor reparieren lassen; der Mechaniker die Revisorin für seine Buchhaltung beauftragen und die Revisorin sich ein Abendessen in einem lokalen Restaurant leisten. Jeder gewinnt.
Was ist daran falsch? Nun, zumal wird die Tatsache ausgeblendet, dass es die Konsumenten sind, die die Mehrausgaben zu berappen haben. Diese sind nun mit höheren Preisen konfrontiert, sei es, weil die Produkte aus der Region generell mehr kosten, oder – wie bei der Filmabgabe – weil die Anbieter die geplante Steuer grössenteils auf sie überwälzen. Mehr Geld mag zwar «hier» verbleiben; es hat aber die Tasche gewechselt.
Weil Geld nicht zwei Mal ausgegeben werden kann, haben Konsumentinnen und Steuerzahler entsprechend weniger Mittel, um sie für andere Dinge auszugeben. Das betrifft auch jene lokalen Güter und Dienstleistungen, für die sie früher Geld aufgewendet haben. Was beispielsweise neu dem Schweizer Film zufliesst, fehlt dann dem Schweizer Theater. Allgemein gilt: Je grösser die Zahl der potenziellen ausländischen Anbieter und je stärker die internationale Konkurrenz, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet der lokale Anbieter die Bedürfnisse der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten am besten erfüllt.
Das Externalitätenargument
Es gibt jedoch auch eine ausgeklügelte Version des Argumentes. Die lokale Produktion könnte dazu beitragen, weitreichendere Ziele zu verfolgen, etwa die Schaffung von kultureller Identität, oder dem sprichwörtlichen gesellschaftlichen Kitt dienen. Diese Elemente sind nur schwer zu fassen. Sie müssten immer im Vergleich zu alternativen Verwendungen betrachtet werden. Um wieder das aktuelle Beispiel der Filmförderung zu nehmen: Wie viel Wir-Gefühl schafft ein Franken für den nächsten Dokumentarfilm zu der Schweizer Berglandwirtschaft im Vergleich zu einem Franken zur Unterstützung der Fussball-Nati?
Etwaige positive externe Effekte könnten zudem dadurch eliminiert werden, dass sie mit deutlich höheren Produktionskosten einhergehen. Da die spanischen Erdbeeren unter der Sonne reifen und nicht im beheizten Gewächshaus wie in der Schweiz, schlägt das weniger aufs Klima. Das Heizen belastet die Umwelt stärker als die LKW-Fahrt. Dies rechtfertigt die Mehrkosten für die einheimische Produktion nicht.
Schliesslich erscheint auch die Ethik des «Geld-bleibt-hier»-Ansatzes mehr als fragwürdig. Was wäre, wenn alle so denken würden? Wie viel ärmer wären wir, wenn andere Länder nach der gleichen Logik die «fremden» Produkte meiden würden? Natürlich spricht nichts dagegen, regional einzukaufen – wenn die Thurgauer Erdbeeren tatsächlich besser schmecken. Doch diesen Entscheid überlässt man lieber den Konsumentinnen und Konsumenten selbst.