Der Begriff «Ökonomisierung der Bildung» verweist in den medial geführten Debatten häufig auf einen vermeintlich negativen Trend in der Bildungslandschaft. Er impliziert einen Gegensatz zwischen Bildung und ökonomischem Denken. Tatsächlich stehen Bildung und Ökonomie aber seit jeher in einem engen Zusammenhang. Betrachtet man den Anteil im Arbeitsmarkt integrierter Absolventen oder die Innovationsfähigkeit, so erzielt die Schweiz beachtliche Resultate – gerade weil die Bildungsstätten und die Unternehmen zusammenarbeiten. Nicht ohne Grund wird die duale Ausbildung als tragende Säule der Schweizer Prosperität bezeichnet.

In einigen Bereichen breit akzeptiert, wird in anderen die Kooperation zwischen Unternehmen und Bildungsinstitutionen diffamiert. Dabei ist die private Finanzierung von Lehrstühlen immer wieder ein Stein des Anstosses. Gegner nichtöffentlicher Unterstützungen implizieren, dass die Wirtschaft durch Spenden oder eine Finanzierung von Lehrstühlen Einfluss auf die Forschungsresultate nehme.

Dieses Argument zielt auf den Kern der Wissenschaft: Sie hängt im Wesentlichen von der Glaubwürdigkeit ihrer Forschungsresultate ab. Deshalb hat die Vereinigung der europäischen Wissenschaftsakademien (ALLEA) vier Prinzipien im Umgang mit privaten Fördermitteln erarbeitet:

  1. Transparenz über die vertraglichen Bedingungen zwischen Geber und Empfänger.
  2. Ausschluss der Einflussnahme des Gebers auf das Berufungsverfahren.
  3. Gleiche Berufungsverfahren für privat und öffentlich finanzierte Lehrstühle.
  4. Ausdrückliches Bekenntnis zur Freiheit der Forschung und Lehre.

Diese Grundsätze stellen sicher, dass die Unabhängigkeit der Forschung und Lehre nicht gefährdet wird. Das Prinzip der Transparenz erklärt somit, weshalb die Gönner oft prominent im Lehrstuhl erwähnt werden. Gleichzeitig ist die Verwendung des Spendernamens Ausdruck der Wertschätzung der Hochschule. Die zusätzliche Finanzierung ermöglicht nämlich eine Erweiterung der Forschungskapazitäten.

Praxisorientierte Forschung in einem Windkanal an der ETH (1955). (ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv)

So vergrössert die private Ergänzung den Handlungsspielraum einer Hochschule und erlaubt mehr Flexibilität im Mitteleinsatz der öffentlichen Zuwendungen. Weitgehende Autonomie der Hochschulen wird nur erzielt, indem vielfältige Finanzierungsquellen erschlossen werden. Denn staatliche Finanzierung macht die Forschung per se nicht unabhängiger. Beispielsweise wird die inhaltliche Ausrichtung der nationalen Forschungsprogramme (NFP) durch die politischen Präferenzen des Bundesrates vorgegeben.

Betrachtet man den Anteil der privat finanzierten Forschung, so macht dieser am Gesamtumfang der Aufwendungen der Hochschulen nur einen kleinen Teil aus. Die Hauptlast der Hochschulfinanzierung trägt nach wie vor die öffentliche Hand. Von einer finanziellen Abhängigkeit der Forschung von der Wirtschaft kann deshalb nicht die Rede sein. Die Gefahr einer unzureichenden Mittelausstattung der Hochschulen liegt vielmehr im Verteilkampf um die öffentlichen Gelder, der sich mit steigenden Alterungskosten intensivieren wird.

Private Spender leisten einen wichtigen Beitrag, sowohl die Finanzierung der Hochschulen auf eine breitere Basis zu stellen als auch die Planung über mehrere Legislaturperioden hinaus zu ermöglichen. Trotzdem braucht es eine Balance zwischen gestifteten Professuren und eigenen Lehrstühlen. Privat finanzierte Professorenstellen sollten immer auch in die strategische Ausrichtung der Hochschule passen.

Letztlich ist die private Unterstützung der Hochschulen Ausdruck des Vertrauens der Wirtschaft in den hiesigen Hochschulstandort. Exzellente Forschung ist in erster Linie von der intrinsischen Motivation, von der Kreativität und den Fähigkeiten der Wissenschafter abhängig. Es gilt, den Forschern hierfür die notwendigen Ressourcen bereitzustellen.

Weiterführende Informationen finden Sie in der Studie «Exzellenz statt Regionalpolitik im Hochschulraum Schweiz».