Spätestens seit Swissmedic am 26. Oktober die dritte Impfdosis (der Hersteller Pfizer/Biontech und Moderna) freigegeben hat, ist der «Booster» in aller Munde – und die Kantone stehen neuerlich im Scheinwerferlicht. Zurecht, schliesslich obliegt ihnen mit der Organisation und Durchführung der Impfung eine der wichtigsten Aufgaben im Kampf gegen die Pandemie. 

So richtig wohl schien es ob des Schwalls erneuter Aufmerksamkeit allerdings den wenigsten zu sein, obschon sich die Notwendigkeit einer Auffrischimpfung zumindest für ältere und immunschwache Bevölkerungsgruppen seit längerem mehr als nur abgezeichnet hatte. 

Beträchtliche Unterschiede bei Booster-Kampagnen 

In ersten Reaktionen beteuerten viele Kantone, vom Zulassungsentscheid nicht überrascht worden zu sein und entsprechende Vorbereitungen getroffen zu haben. Weniger schnell waren sie allerdings darin, diese Versprechen in der Realität zu bestätigen. In der überwiegenden Mehrheit der Kantone nahm die Booster-Kampagne nicht vor Mitte November Fahrt auf. Laut den Daten des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) gelang es nur den beiden Appenzell und dem Tessin, bis zu diesem Zeitpunkt einen beträchtlichen Anteil – das heisst mehr als 10% – der Ältesten zu «boostern».  

Neben schnell aufgebauten Kapazitäten sollten sich die kantonalen Booster-Kampagnen aber vor allem durch hohe Impfgeschwindigkeiten auszeichnen. Nach mehreren Wochen lässt sich dazu ein erstes Fazit anhand des Bevölkerungsanteils unter der Gruppe der 60-Jährigen und älteren ziehen, der bis Ende der vorangehenden Woche die dritte Impfdosis erhalten hat (vgl. Abbildung 1). Obwohl diese Gruppe ab Beginn der Booster-Kampagne in allen Kantonen im Fokus stand, offenbaren sich beträchtliche Unterschiede: Während sich in Basel-Stadt bereits über 40% ein drittes Mal impfen lassen konnten, kommt die Booster-Kampagne in den Kantonen UR, OW und JU überhaupt nicht voran. Weniger als 15% erhielten bisher einen dritten Piks. Einen ähnlichen Bevölkerungsanteil wie im landesweiten Schnitt haben GE, TG, AR, FR, BE und GL «geboostert».

Diese Unterschiede dürften wesentlich auf die Bemühungen der Kantone zurückzuführen sein, weil sich der Anteil Impfwilliger zum jetzigen Zeitpunkt unter den Kantonen kaum wesentlich unterscheidet und die – bedauerlicherweise noch nicht gefallene – Karenzfrist von sechs Monaten bei der älteren und vulnerablen Bevölkerung keine nennenswerte Rolle spielt.  

Risikogruppen in TI, FR und ZG besonders schnell geimpft 

Die kantonalen Bemühungen zur Erhöhung der Impfquoten sind auch ein Schwerpunkt des neuen Kantonsmonitorings von Avenir Suisse, das nächste Woche erscheint. Darin wird der Umgang der Kantone mit der Covid-19-Krise thematisiert. Bereits im Frühling ergaben sich bei der Festlegung und Umsetzung der kantonalen Impfstrategien grössere Differenzen bei den Impfquoten der älteren und vulnerablen Bevölkerung. Und dies, obwohl bei dieser Bevölkerungsgruppe von einer allgemein hohen Impfbereitschaft ausgegangen werden darf und den Kantonen anteilsmässig Impfdosen verteilt wurden. 

So erreichte die Mehrheit der Kantone die 70%-Impfquote – bei deren Erreichen man anfänglich von einer Herdenimmunität ausging – in der Gruppe der 80-Jährigen und älteren mehr als einen Monat später als die schnellsten Kantone (vgl. Abbildung 2). Neben ZG profitierte die älteste Bevölkerungsgruppe auch in FR, GE und TI von einem besonders hohen Impftempo.

Mit dem Fortschreiten der Impfkampagne akzentuierten sich die Unterschiede in dieser Altersgruppe. Während AI, NE, SZ und JU Anfang Oktober die 80%-Schwelle erreicht hatten, knackten GE, BL, NW, AG, UR, BE, GL, LU, AR und BS bereits die 90%-Impfquote. Die stark vom Corona-Virus getroffenen Kantone FR und TI sowie ZG, GR, SH und ZH hielten das Impftempo bis zuletzt sehr hoch. 

Es liegt nun an den Kantonen, die Impfgeschwindigkeit der laufenden Booster-Kampagne hochzuhalten. Die ersten Erkenntnisse zur Ende November erstmals in Südafrika entdeckten Omikron-Variante deuten darauf hin, dass nicht nur die besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen die dritte Impfdosis zur Immunabwehr benötigen werden. Der Lichtkegel der Aufmerksamkeit wird weiterhin fest auf die kantonalen Impfkampagnen gerichtet sein. 

Dieser Blog enthält Auszüge aus dem neuen Kantonsmonitoring, das am 15. Dezember 2021 erscheint.