Der CO2-Ausstoss aus dem Verkehr soll netto null betragen – je schneller, desto besser. Müssen also lieber schon heute als morgen alle Motorfahrzeuge elektrisch betrieben werden? So einfach ist es nicht, denn nachhaltige Mobilität hängt weniger von der Antriebstechnologie ab als von der ursprünglichen Energiequelle.

Das ist keine Spitzfindigkeit: Wenn Strom aus der Verbrennung von Kohle oder Gas hergestellt wird, sind Elektromobile kaum umweltfreundlicher als solche, die mit fossilem Diesel, Benzin oder Gas betrieben werden. Auch Brennstoffzellenfahrzeuge sind nur dann klimaneutral, wenn der verwendete Wasserstoff nachhaltig erzeugt wird.

Angesichts von über 6 Millionen in der Schweiz immatrikulierten Motorfahrzeugen, einer weitgehend auf Benzin und Diesel ausgerichteten Infrastruktur sowie einer beschränkten Reichweite von Elektroautos ist eine reine Fokussierung auf Elektromobilität nicht zielführend. Diese Publikation zeigt auf, dass die Elektrifizierung des gesamten Fahrzeugparks eine Utopie ist – erst recht, wenn eine Milliarde Autos global mit nachhaltig produziertem Strom betrieben werden sollen.

Für eine effektive und effiziente Klimapolitik ist daher Technologieoffenheit gefragt – zumal weltweit genügend CO2-neutrale Energiequellen zur Verfügung stehen. Aber wie kommt der Strom aus Photovoltaik und Windenergie auf die Strasse? Die Lösung dafür sind neben Elektro- oder Hybridfahrzeugen auch Autos mit Brennstoffzellen sowie mit Verbrennungsmotoren. Letztere sind klimaneutral, wenn sie mit synthetischem Benzin, Diesel oder Gas angetrieben werden. Bei der Verbrennung wird gleichviel Kohlendioxid emittiert, wie bei der Herstellung mit Ökostrom gebunden wurde.

Zum Vergrössern klicken. (Infografik: Carmen Sopi; Datenanalyse und Redaktion: Basil Ammann)

Die Vorteile von synthetischen Treibstoffen liegen auf der Hand: Die Fahrzeuge, die sie antreiben, existieren bereits. Synthetisch hergestellte Treibstoffe können bei steigender Verfügbarkeit schrittweise fossilem Benzin oder Diesel, aber auch Kerosin beigemischt werden. Der grösste Vorteil dieser «Drop-in-Fuels» liegt im Vergleich zur Elektrizität jedoch in der Speicherung und dem Transport. Sie können ohne Umstellung der Verteilinfrastrukturen, Handelsmechanismen, Normen, Tankstellen und Fahrzeuge eingesetzt werden. Das ist eine gute Nachricht für die Wirtschaft, für die Konsumenten und auch für die Umwelt. Nicht zuletzt können flüssige oder gasförmige Kohlenwasserstoffe Speicherkapazitäten schaffen und damit die absehbare Spitzenbelastungen einer Versorgung mit nachhaltigem Strom brechen – dies gilt auch für Wasserstoff.

Diese Publikation zeigt auf, wie das Netto-null-Ziel im Bereich des Verkehrs mit vorhandenen Technologien und einem Minimum an technologieneutralen Regulierungen erreicht werden kann. Aus ökonomischer und ökologischer Sicht ergibt es beim heutigen Stand der Technik wenig Sinn, weltweit alle Verbrennungsmotoren durch Elektromotoren ersetzen zu wollen. Zielführender für die Erreichung unserer Klimaziele ist die Offenheit gegenüber sämtlichen Technologien, die uns dem Ziel der klimaneutralen Fortbewegung bis 2050 einen Schritt weiterbringen.

Weiterführende Informationen: Nachhaltige Antriebskonzepte