Seit 2013 vergleicht der Avenir-Suisse-Freiheitsindex den Stand der Freiheiten in den Kantonen anhand von zivilen und ökonomischen Indikatoren. In der diesjährigen Erhebung haben sich substanzielle Verschiebungen ergeben: Appenzell-Ausserrhoden steht neu auf Platz 1; mit Ausnahme von Genf und dem Wallis konnten die Westschweizer Kantone und das Tessin ins vordere Mittelfeld vorrücken. Ein Teil der Verschiebungen ist auf den Wegfall von drei Indikatoren zurückzuführen. Das zeigt: Freiheiten müssen regelmässig auf den Prüfstand gehoben werden.
Freiheit bedeutet, nichts mehr zu verlieren zu haben («Freedom’s just another word for nothing left to lose»). Die amerikanische Rock-Ikone Janis Joplin machte die Songzeile 1971 postum zum Leitmotiv einer ganzen Generation. Wo es hingegen viel zu verlieren gibt wie in der Schweiz, steht die Freiheit durch Regulierungen aller Art ständig unter Druck. Nicht zuletzt deshalb vergleicht der Avenir-Suisse-Freiheitsindex seit 2013 die unterschiedlichen Freiheiten innerhalb der Kantone miteinander.
Erstmals hat es dieses Jahr der Kanton Appenzell Ausserrhoden an die Spitze des Rankings geschafft. Er hat damit das Fürstentum Liechtenstein abgelöst, das seit letztem Jahr bewertet wird und auf Anhieb sämtliche Schweizer Kantone übertrumpft hatte. Der langjährige Spitzenkanton Aargau kann seinen dritten Rang halten.
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Anpassungen der Indizes
Freiheiten können verlorengehen – dass sie wachsen, ist eher die Ausnahme. So beruhen manche Rangverschiebungen im Avenir-Suisse-Freiheitsindex auf Anpassungen bei den Indizes, die mit dem Verlust von Freiheiten auf nationaler Ebene zu erklären sind. Der Index «Vermummungsverbot» fiel der Annahme der «Burka-Initiative» zum Opfer: Die Kantone, die in den letzten Jahren von einer liberalen Lösung profitierten, haben hier das Nachsehen. Die Kategorie «fixe Radaranlagen» wiederum entfiel, weil die Polizei vermehrt auf mobile Blechpolizisten setzt – und somit die staatliche Überwachung unberechenbarer macht. Das Kriterium «staatliche Wohnbauinvestitionen» schliesslich musste gestrichen werden, weil das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) die entsprechenden Daten in der benötigten Form nicht mehr erhebt.
Vom Wegfall dieser drei Indizes haben die Kantone Genf, Schaffhausen und Basel-Stadt übermässig profitiert, ein Nachteil waren sie für das Fürstentum Liechtenstein, Glarus und Appenzell Innerrhoden.
Aufholjagd des Tessins und der Romandie
Die grössten Sprünge nach vorne sind den Kantonen Tessin und Schaffhausen gelungen: Das Tessin befindet sich neu auf Platz 8 (Vorjahr Rang 20), Schaffhausen auf Platz 9 (Vorjahr Rang 23). Auch die Waadt hat es geschafft, sich aus der Schlussgruppe zu lösen und vom zweitletzten auf den 18. Platz vorzurücken. Der Jura (Rang 7) und Neuenburg (Rang 12) konnten ihre Platzierungen im vorderen Mittelfeld halten, während das Wallis auf dem 26. und Genf auf dem 27. Platz klebenbleiben. Die grössten Verluste müssen die Kantone Obwalden mit Platz 19 (Vorjahr Rang 12) und Appenzell Innerrhoden mit Platz 25 (Vorjahr Rang 16) hinnehmen.
Während die Deutschschweizer Kantone im ökonomischen Subindex die Nase vorne haben, schneidet die Westschweiz in der zivilen Auswertung besser ab: In den Top-sieben befinden sich vier Kantone der Romandie, nämlich Jura (Rang 1), Neuenburg (Rang 3), die Waadt (Rang 5) und Freiburg (Rang 7). Insgesamt verteilen sich die romanischen Kantone in diesem Jahr deutlich gleichmässiger im Avenir-Suisse-Freiheitsindex.
Der Avenir-Suisse-Freiheitsindex ist eine interaktive Online-Publikation. Sie erlaubt es beispielsweise, einzelne Kantone miteinander zu vergleichen oder durch Berücksichtigung bzw. Nicht-Berücksichtigung einzelner Indikatoren einen persönlichen Freiheitsindex zu erstellen.