Die Mainstream-Medien, aber auch weite Teile der Politik haben den Schweizer Mittelstand seit einiger Zeit zur Problemzone erklärt. Für viele gilt es als ausgemacht, dass die Mitte der Gesellschaft schrumpft und gleichzeitig die Ränder anschwellen. In einem Land, das zum Ausgleich neigt, den Eliten skeptisch gegenübersteht und politische Extreme ablehnt, gibt dies besonders zu reden. Die Druckfaktoren sind schnell gefunden: Es sei der Cocktail aus stagnierenden Reallöhnen, steigenden Wohnkosten und wachsender Abgabenlast, der dem Mittelstand an die Substanz gehe. Dies führt zur Angst, aus dem angestammten Lebensraum gedrängt zu werden, vor allem in den Zentren und deren gehobenem Umland.

Wie die soziale Landschaft aussieht

Entspricht diese Wahrnehmung der Wirklichkeit? Ein Plakat zur neuen Ausgabe der Informationsbroschüre «avenir aktuell» zeigt, wie die soziale Landschaft tatsächlich aussieht. In dieser Analyse für die Periode 1990 – 2010 wurde die Standarddefinition des Mittelstands (Intervall um das Medianeinkommen) um die Faktoren Bildung und Stellung im Beruf erweitert. Nach dieser Definition hat der Mittelstand im Untersuchungszeitraum sogar leicht – von 65,1% auf 67,6% Anteil – zugelegt. Eine hohe soziale Dynamik zeigt sich darin, dass 4,8% der Bevölkerung in die Oberschicht aufsteigen konnten, während 7,3% der Aufstieg aus der Unterschicht in den Mittelstand gelang.

Wenig Veränderungen auszumachen

Die Karten zeigen auf Gemeindestufe, wie sich diese Entwicklung räumlich verteilt. In weiten Teilen der Agglomeration Zürich sind gesamthaft kaum Veränderungen auszumachen. Wo der Mittelstand zurückging, geschah dies zugunsten der Oberschicht. Ähnliches gilt für den Grossraum Basel. Auch im Zentrum der Agglomeration Bern blieb der Anteil des Mittelstandes konstant, während er im weiteren Umland zulasten der Unterschicht wuchs. Weniger einheitlich zeigen sich die Entwicklungen am Genfersee: Neben Orten mit rückläufigem Mittelstand und wachsender Oberschicht sind Gemeinden mit abnehmender Unterschicht zu sehen.

Die Schweiz ist und bleibt das Land der Mitte. Diese wurde aber deutlich vielfältiger und bunter. Dies zeigt sich in einer Milieuanalyse, die neben den Einkommen auch Lebensstil und Werthaltung einbezieht. Angesichts der zunehmenden Individualisierung verschwimmt die Vorstellung eines einheitlichen Mittelstandes zusehends.

Die Informationsbroschüre «avenir aktuell» und das Plakat zum Thema «Land der Mitte» lassen sich hier herunterladen oder, auch in grösseren Mengen, kostenlos bestellen bei office@avenir-suisse.ch.