Als Avenir Suisse Anfang dieses Jahres den 6. internationalen Think-Tank-Summit zum Thema «Challenges of a multipolar world» durchführte, war der Überfall Russlands auf die Ukraine noch kein Thema. Der Fokus lag auf der Rivalität zwischen den USA und China und wie sich diese auf verschiedene Politikbereiche auswirkt. Infolgedessen wurden vier Panels zu den Themen «Handel und Investitionen», «Technologie und Sicherheit», «Geopolitik und Institutionen» sowie die Rolle kleiner offener Volkswirtschaften organisiert.

Letzte Woche haben wir die Begrüssungsrede von Peter Grünenfelder (Direktor Avenir Suisse) sowie die Eröffnungsrede von Bundeskanzler Walter Thurnherr publiziert. Diese Woche veröffentlichen wir die Keynote und die Podiumsdiskussion aus dem Block «Handel und Investitionen»: In der Keynote spricht Markus Braun – Dozent für Internationales Management an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) – über die Megatrends Globalisierung und Digitalisierung, die den internationalen Handel verändern. Er geht darauf ein, dass der weltweite Exportwert des Handels zwischen 1985 und 2008 deutlich gestiegen ist. Dies wurde unter anderem angetrieben durch:

  • Zunehmende Vernetzung und Zugang zu neuen Kommunikationsmitteln,
  • Zugang zu relativ günstigen Finanzierungen dank quantitativer Lockerung und fiskalischer Anreize,
  • die Öffnung des chinesischen Marktes und den Beitritt zur WTO im Jahr 2001 und
  • die Einrichtung von kontinentalen Handelszonen.

In den letzten Jahren wurde jedoch das regelbasierte Handelssystem infrage gestellt und Zölle wurden wieder eingeführt – oft aus geopolitischen Gründen. Infolgedessen entstehen neue Handelsstrukturen, die globalisierte Länder wie die Schweiz vor neue Herausforderungen stellen.

Auf Markus Brauns Rede folgte eine Podiumsdiskussion, an der neben ihm Theresa Fallon – Direktorin und Gründerin von Creas – und Christian Etter – ehemaliger Botschafter und Delegierter der Schweizer Regierung für Handelsabkommen – teilnahmen. Moderiert wurde die Diskussion von Teresa Hug Alonso.

Die Diskussionsteilnehmer befassten sich mit Fragen wie der Rolle von Freihandelsabkommen in der aktuellen Rivalität zwischen den USA und China, der Position der EU sowie den Herausforderungen für Unternehmen, die versuchen, auf beiden Märkten tätig zu sein.

Schliesslich wurde zum Thema Investitionen insbesondere das Instrument der Investitionskontrollen erörtert. Es wurde argumentiert, dass diese nicht der effektivste Weg sind, um Sicherheit zu erreichen, wobei Theresa Fallon feststellte, dass es fast unmöglich ist nachzuvollziehen, in was China investiert. Das FDI-Screening sei also so, als würde man das Scheunentor schliessen, wenn das Pferd schon weg ist. «Auf dem Papier klingt es grossartig, aber in der Realität ist es nicht sehr effektiv.»