Der Fachkräftemangel stellt Spitäler auf eine harte Probe. Vor wenigen Jahren kaum vorstellbar, sind sie heute gezwungen, Betten aufgrund fehlenden Personals zu schliessen. Zudem werden die Spitäler durch die Fragmentierung nach Fachgebieten vor zusätzliche Probleme gestellt. Diese hat zwar medizinische Erfolge gebracht. Sie macht es aber schwierig, sich ein umfassendes Bild über den gesamten Behandlungs­pfad eines Patienten zu verschaffen. Dies birgt die Gefahr von Doppel­spurig­keiten oder einer Unterversorgung.

Qualität, um Silos aufzubrechen

Deshalb sollte das Spital der Zukunft den Schwerpunkt auf die Qualitätsmessung entlang des gesamten Behandlungs­pfades der Patienten legen. «Patient reported outcome measures» (Prom), die das Solothurner Spital z.B. in der Orthopädie einsetzt, spielen eine entscheidende Rolle bei der Qualitäts­beurteilung unter den Fachgebieten, aber auch über die Spital­grenzen hinweg.

Das Spital der Zukunft soll einen Schwerpunkt auf die Qualitätsmessung entlang des gesamten Behandlungspfades der Patienten legen. Im Bild der 2021 eröffnete Neubau des Bürgerspitals Solothurn. (Staatskanzlei Kanton Solothurn)

Auf diese Weise können Massnahmen ermittelt werden, die einen echten Mehrwert für die Patienten schaffen und die Versorgung verbessern. Zudem beschleunigt eine bessere Qualität die Heilung, minimiert Komplikationen und reduziert die Anzahl überflüssiger und für die Patienten belastender Therapien. Neben dem Nutzen für die Patienten spart dieser Ansatz auch Personalressourcen, die wir angesichts des Fachkräfte­mangels weniger als je zuvor verschwenden können.

Qualität, um Talente anzuziehen

Qualitätsindikatoren, die für den Patienten zählen und seine Genesung über den ganzen Behandlungspfad hinweg abbilden, tragen zu einem sinnerfüllten Arbeitsumfeld für Ärzte und Pflegepersonal bei. Eine medizinische Leistung zu erbringen, die den Patienten den grösstmöglichen Nutzen bringt, stellt den Kern ihres Engagements dar.

Für die Spitäler als Arbeitgeber ermöglicht der Qualitätsfokus, sich von der Konkurrenz abzuheben. Damit gewinnen sie die Gunst der Patienten (oder ihrer Zuweiser) und des knapp werdenden Fachpersonals. Die Erhebung systematischer Qualitätsindikatoren hilft, die Stärken und Schwächen zu verstehen und wo nötig passende Kooperations­partner zu identifizieren.

Der Fachkräftemangel könnte sich als eine Chance erweisen, sofern er zu einem verstärkten Fokus auf die Qualität führt. Das Spital der Zukunft wird heute gebaut.

Dieser Beitrag ist im «Magazin für Mitarbeitende der Solothurner Spitäler» erschienen.