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Thomas Lorenz von der Stiftung Zukunft.li im Gespräch mit Jérôme Cosandey über das obligatorische individuelle Pflegekapital
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Jérôme Cosandey,
Nico Leuenberger
Augen verschliessen kann teuer werden
PodcastThomas Lorenz von der Stiftung Zukunft.li im Gespräch mit Jérôme Cosandey über das obligatorische individuelle Pflegekapital
Seit Jahren propagiert Avenir Suisse ein obligatorisches individuelles Pflegekapital für die Finanzierung der Alterspflege. Die Stiftung Zukunft.li in Liechtenstein hat ein ähnliches Modell entwickelt. Thomas Lorenz, Direktor des Think-Tanks im Fürstentum, erklärt im Podcast mit Jérôme Cosandey, Forschungsleiter für Sozialpolitik bei Avenir Suisse, die Hintergründe seines Vorschlags.
Der Idee zugrunde liegt die demografische Entwicklung, die auch in Liechtenstein Sorge bereitet. Der Hauptunterschied zum Modell von Avenir Suisse bestehe darin, dass im Fürstentum kein Zielbetrag festgelegt werden soll, der beim Eintritt in die Pflegebedürftigkeit vorhanden sein muss. Avenir Suisse hingegen peilt ein Kapital an, das die Finanzierung eines durchschnittlichen Heimaufenthalts sicherstellt. Die Liechtensteiner orientieren sich aus Gründen der politischen Machbarkeit daran, was für einen relevanten Teil der Bevölkerung finanziell zumutbar ist. Beiden Vorschlägen gemeinsam ist die Vererbbarkeit des Pflegekapitals bei Nichtverwendung.
Für Jérôme Cosandey ist klar, dass wir ohne Anpassung der heutigen Schweizer Pflegefinanzierung über Steuern und Krankenkassenprämien mehr bezahlen werden als bisher. Der Bundesrat geht davon aus, dass bis 2045 eine Erhöhung der Steuern um 12% nötig wird und sich der Anteil der Krankenkassenprämien für den Bereich der Alterspflege verdoppelt. Jérôme Cosandey plädiert deshalb dafür, Anreize für eine Verhaltensänderung zu setzen: Aus den hohen Krankenkassenprämien werde ein Anspruch abgeleitet, das einbezahlte Geld auf die eine oder andere Weise zurückzuerhalten. Habe man indessen eigenes Kapital für die Alterspflege angespart, bemühe man sich eher darum, altersgerecht zu wohnen oder den Heimeintritt möglichst zu verzögern – oft mit der Unterstützung von Angehörigen.
Ähnlich wie in der Schweiz sträubt sich auch in Liechtenstein die Regierung bisher gegen ein obligatorisches individuelles Alterskapital – mit der Begründung, das Modell sei nicht mehrheitsfähig. Der Vorschlag der Stiftung Zukunft.li habe das Thema jedoch ins politische Bewusstsein gerückt, sagt Thomas Lorenz. Im letzten Dezember wurde im Landtag ein breit abgestütztes, von allen Fraktionen mitgetragenes Postulat überwiesen, wonach die Regierung im Laufe dieses Jahres diverse Fragen beantworten muss. Auch hat der Fürst in seiner Neujahrs-Thronrede das Thema prominent hervorgehoben.
Einen ähnlichen Vorstoss hatte zwar Ständerat Josef Dittli Ende 2016 auch in der Schweiz eingereicht, ist beim Bundesrat aber auf taube Ohren gestossen: Dies nicht nur, weil Pflege in der Schweiz Sache der Kantone ist. Der Bundesrat bezweifelt, dass ein obligatorisches individuelles Pflegekapital das richtige Modell sei, da nur ein knappes Zehntel der 65-Jährigen und Älteren intensive Pflege beanspruchen würden. Dies sei aber nur eine Momentaufnahme in einem spezifischen Jahr, betont Cosandey. Man könne daraus nicht hochrechnen, wie viele Personen in ihrem gesamten Leben pflegebedürftig sein werden. Sowieso könne ein Pflegekapital nicht alle Risiken abdecken, sondern sichere nur einen typischen Grundbedarf – den «First-Level-Support» sozusagen.
Thomas Lorenz glaubt, dass die Höhe des angesparten Betrags nicht so relevant sei. Ob zum Zeitpunkt der Pflege- oder Betreuungsbedürftigkeit 50’000 oder 100’000 Fr. auf dem Konto liegen, spiele eine untergeordnete Rolle. Das Pflegekapital werde die bestehenden Finanzierungsmechanismen nie gänzlich ablösen können, sondern höchstens eine Entlastung für künftige Steuerzahler darstellen. Die grundsätzliche Frage lautet vielmehr, ob wir willens und fähig seien, über ein System nachzudenken, das stärkere Eigenverantwortung verlangt – aber im Rahmen der wirtschaftlichen Tragbarkeit für den Einzelnen.
Im Schweizer Hochschulraum findet eine Nivellierung statt
Podcast
Bildungspolitik ist oft Regionalpolitik der Standortkantone
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Patrik Schellenbauer,
Matthias Ammann
Im Schweizer Hochschulraum findet eine Nivellierung statt
PodcastBildungspolitik ist oft Regionalpolitik der Standortkantone
Schleichende Fehlentwicklungen in der Bildungspolitik gefährden den Hochschulraum Schweiz. Kaum wahrgenommen von der Öffentlichkeit, drohen die Schweizer Hochschulen ihre Spitzenposition im internationalen Wettbewerb zu verlieren.
Im Podcast benennen Matthias Ammann und Patrik Schellenbauer die Probleme der Schweizer Hochschulpolitik: die Verflechtung von Bund und Kantonen, die Fokussierung auf Regionalpolitik statt auf Exzellenz, die Angleichung der Universitäten und Fachhochschulen, ein geringes Kostenbewusstsein bei den Studierenden sowie ungenutztes Potenzial beim Import und Export von Bildung.
Ein Massnahmenpaket soll diese Fehlentwicklungen bremsen. So müsste beispielsweise die Grundfinanzierung durch den Bund grundlegend neu gedacht werden. Statt einem Standortwettbewerb braucht es verstärkte Konzentration auf Lehre und/oder Forschung. Eine effektivere Finanzierungspolitik und ein effizienterer Umgang mit Finanzierungsmitteln ist nur schon deshalb unverzichtbar, weil die öffentlichen Mittel nicht so schnell wachsen werden wie bisher. Eine weitere Schwierigkeit ist die Tatsache, dass die Schweiz in die Ausbildung von ausländischen Studenten investiert, es ihnen aber anschliessend erschwert oder gar verunmöglicht, die erworbenen Fähigkeiten hierzulande nutzbar zu machen. Deshalb sollten ausländische Studierende von Drittstaatenkontingenten und vom strengen Inländervorrang ausgenommen werden.
Podcast
Die Weltwirtschaft entwickelt sich blendend. Doch ist dem Boom zu trauen?
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Patrik Schellenbauer,
Jakob Schaad
Aufschwung ohne Ende?
PodcastDie Weltwirtschaft entwickelt sich blendend. Doch ist dem Boom zu trauen?
Die Wirtschaftsaussichten sind allseits gut, und die Börsen boomen weltweit mit sinkenden Schwankungen. Nicht nur in den USA, sondern auch in den Ländern der EU könnte sich das Blatt hin zu Wachstum und wiedergewonnener Prosperität gewendet haben. Die Schuldenkrise in der EU scheint überwunden. Trotz jahrelanger ultra-expansiver Geldpolitik zeigt sich kaum Inflation am Horizont, und die Zinsen bleiben tief, wenn nicht sogar negativ. Befinden wir uns also in der besten aller Welten? Hat sich in der Weltwirtschaft etwas Grundlegendes geändert? Oder ist dies nur der vorübergehende Rausch der massiven geldpolitischen Infusion seit der grossen Rezession, der (endlich) einsetzt und bei Entzug einem noch stärkeren Kater weicht?
Der Aufschwung findet vor einem politischen Hintergrund statt, der schwer einzuschätzen ist. Demokratische Institutionen werden von neuen politischen Bewegungen grundsätzlich in Frage gestellt. Seit einem Jahr ist in den USA mit Donald Trump ein erklärter Protektionist an der Macht, und in verschiedenen Ländern der EU diktieren EU-feindliche Protestparteien zunehmend die Agenda. Autoritäre Tendenzen erhalten Auftrieb, geopolitische Spannungen sind wieder aktuell. Kann das gut gehen? Patrik Schellenbauer, Chefökonom von Avenir Suisse, und Jakob Schaad, Verantwortlicher für die strategische Politikanalyse und Forschungsleiter «Leistungsfähige Infrastrukturen und Märkte», diskutieren im Podcast darüber, wie nachhaltig die positiven Nachrichten aus der Wirtschaft in einem wackeligen politischen Umfeld einzuschätzen sind.
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Podcast Spezial: Marco Salvi und Michael Wiederstein, Chefredaktor «Schweizer Monat», über Digitalisierung
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Marco Salvi
Gespräch am digitalen Kaminfeuer
PodcastPodcast Spezial: Marco Salvi und Michael Wiederstein, Chefredaktor «Schweizer Monat», über Digitalisierung
Alles spricht zur Zeit über die Digitalisierung, als würde es sich dabei um ein neues Phänomen handeln. Doch neu ist eigentlich nur die Geschwindigkeit, mit der sie immer mehr Lebensbereiche erfasst.
Düstere, aber auch heitere Prognosen zur digitalen Transformation prägen den gesellschaftlichen und medialen Diskurs. Digitalisierung figuriert dabei sowohl als Bedrohung als auch als Chance – als Schreckensszenario ebenso wie als Heilsversprechen. Optimismus, übertriebene Erwartungen, aber auch Verunsicherung und Angst sind die Folge.
Es ist schwierig, vor diesem Hintergrund eine sachliche Diskussion zu führen. Doch ohne eine nüchterne Auseinandersetzung mit dem Thema lässt sich der Prozess nicht mitgestalten. Marco Salvi, Senior Fellow und Forschungsleiter Chancengesellschaft bei Avenir Suisse, und Michael Wiederstein, Chefredaktor der Zeitschrift «Schweizer Monat», haben sich deshalb zum virtuellen Kaminfeuergespräch getroffen.
In einem 40 Minuten dauernden Podcast Spezial diskutiert der Geisteswissenschafter Wiederstein mit dem Ökonomen Salvi, was Digitalisierung für unseren Alltag bedeutet und in naher Zukunft bedeuten wird. Wo entstehen Spannungsfelder? Welche Rolle kann und soll die Politik dabei übernehmen? – Wo lauern die Fallen, und welche neuen Horizonte eröffnen sich?
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Warum die Diskussion über Einkommensverteilung eher unten statt oben ansetzen sollte
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Natanael Rother
«So lange es Arme gibt, sind wir nicht am Ziel»
PodcastWarum die Diskussion über Einkommensverteilung eher unten statt oben ansetzen sollte
Medien berichten gerne über Einkommen, besonders gerne über jene von Spitzenmanagern. Natanael Rother kann damit nicht viel anfangen, und zwar aus drei Gründen:
Erstens, die publikumsträchtige Neiddiskussion bringt letztlich keine Antwort auf die Frage: «Was können wir gegen Armut tun?»
Zweitens entstehen Löhne nicht in einem Verteilkampf zwischen Managern und Arbeitnehmern, sondern auf dem Arbeitsmarkt. Hohe Steuern auf hohen Einkommen bringen Niedrigverdienern keinen direkten Vorteil.
Drittens hat sich die Einkommensverteilung in der Schweiz in den letzten zehn Jahren erstaunlich stabil entwickelt, wie Rothers kürzlich publizierte Studie «Wie gut geht es uns? Zahlen und Grafiken zur Einkommensverteilung in der Schweiz und in der Welt» zeigt. Im Gegensatz etwa zu den USA ist bei uns keine Entkoppelung der oberen von den unteren Einkommensgruppen feststellbar. Der überwiegenden Mehrheit der Menschen geht es heute besser als 2007, wenn man die Entwicklung ihrer verfügbaren Einkommen (nach Umverteilung, obligatorischen Abgaben und staatlichen Unterstützungsleistungen) vergleicht. Etwas mehr Gelassenheit in der hitzigen Diskussion über die hohen Löhne einiger weniger wäre aufgrund der Faktenlage durchaus angebracht.
Und trotzdem: Diese guten Nachrichten punkto Einkommensverteilung dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass es in der Schweiz aktuell immer noch 100 000 Menschen gibt, die in Armut leben. Und genau hier, also bei der Suche nach konstruktiven Lösungen zur Bekämpfung der Armut, sollte die Verteilungsdiskussion ansetzen.
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Wie eine erfolgreiche Staatsform für die Zukunft gerüstet werden kann
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Natanael Rother,
Nico Leuenberger
Ist der Föderalismus von gestern?
PodcastWie eine erfolgreiche Staatsform für die Zukunft gerüstet werden kann
Eine grossangelegte Umfrage hat es vor einigen Monaten gezeigt – kaum jemand von den Jungen interessiert sich für Föderalismus. Auch bei älteren Semestern scheint der Rückhalt für den kleinräumigen Staatsaufbau der Schweiz zu bröckeln. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die grossen Herausforderungen dieser Zeit vielmehr auf internationaler Ebene als auf nationaler, kantonaler oder gar kommunaler Ebene gesehen werden. Warum sollten wir uns also mit dem Kantönligeist abgeben in Zeiten immer ausgeprägterer Globalisierung?
Im jüngsten Avenir-Suisse-Podcast lenkt Natanael Rother den Fokus auf einen wenig besprochenen Aspekt der föderalen Organisation der Schweiz: Föderalismus ist nicht einfach Selbstzweck oder Worthülse der Vergangenheit. Es ist nicht in erster Linie die Tradition, die dem Föderalismus eine Daseinsberechtigung gibt, sondern der Erfolg: Die kleinräumige Organisation mit weitgehend selbständigen Kantonen war in der Vergangenheit erfolgreicher als andere Staatsformen darin, die richtigen Leistungen zu einem möglichst tiefen Preis zu erbringen. Die Kleinräumigkeit schafft Bürgernähe, und die Kantone konnten immer wieder auch als Ideenlabor wirken.
Trotz des Erfolgs in früheren Jahren zeichnen sich heute verschiedene Herausforderungen ab: Die Aufgaben wurden mit der NFA weniger konsequent entflochten als geplant, und seither sind wieder Zentralisierungen und Verflechtungen zu beobachten, die wenig mit dem Bemühen um die möglichst effiziente Erfüllung öffentlicher Aufgaben zu tun haben. Die Folge davon ist eine (nicht zielgerichtete, zu teure) Erbringung staatlicher Leistungen, kurz: ein zu geringer «value for tax money».
Gerade weil die Schweiz so dezentralisiert und fragmentiert ist, braucht sie eine gut organisierte Struktur, die die Anreize im Umgang mit Steuergeldern richtig setzt. Eine ungünstige Ausgestaltung von Regeln und Institutionen würde schnell dazu führen, dass die potenziellen Nachteile (z.B. Koordinationskosten, geringe Ausnutzung von Grössenvorteilen) gegenüber den potenziellen Vorteilen (Bürgernähe, Wettbewerb, Entdeckungsverfahren) überwiegen.
Avenir Suisse hat in der Studie «NFA II – Für die Revitalisierung des Schweizer Föderalismus» Handlungsfelder für gezielte Entflechtungen vorgeschlagen, um die Zusammenarbeit von Bund und Kantonen klarer zu strukturieren und den Kantonen wieder mehr Freiheiten zu gewähren.
Podcast
Über inkonsequente Ordnungspolitik und ihre möglichen Folgen
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Samuel Rutz,
Christian Jaag,
Nico Leuenberger
Wie weiter mit der Postfinance?
PodcastÜber inkonsequente Ordnungspolitik und ihre möglichen Folgen
Im September wurde die Staatsgarantie für die Postfinance offiziell aufgehoben. Trotzdem bleibt der Bund Eigner der Postfinance – und somit in der Verantwortung für ihren Geschäftsgang. Gleichzeitig nimmt er weiterhin Einfluss auf das Geschäftsmodell, zum Beispiel mit dem Verbot, Kredite oder Hypotheken zu vergeben, oder auch mit dem Grundversorgungsauftrag.
Ergibt der regulatorische Rahmen für die Postfinance in der modernen Welt noch Sinn? Oder gäbe es bessere Wege? Samuel Rutz, Adjunct Fellow bei Avenir Suisse und Wettbewerbsexperte diskutiert diese Fragen mit Christian Jaag, der als Managing Partner bei Swiss Economics Unternehmen in Regulierungsfragen berät und mit der Situation der Postfinance vertraut ist.
Samuel Rutz sähe in einer Privatisierung einen Befreiungsschlag für die Postfinance, weil sie dann mit den anderen Finanzinstituten in einen ganz normalen Wettbewerb treten könnte. Den Grundversorgungsauftrag würde er abschaffen, weil der Postfinance heute keine entscheidende Rolle mehr für die Sicherstellung des Zahlungsverkehrs zukommt. Auch andere Länder würden gut ohne derartige semistaatliche Finanzdienstleister auskommen.
Christian Jaag sieht es nicht ganz so kritisch, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Postfinance (noch) Gewinn erwirtschaftet – im vergangenen Jahr knapp 400 Mio. Franken. Postfinance trägt damit einen wesentlichen Teil zum Gewinn der Postgruppe bei. Ausserdem gäbe es mit der traditionellen Post durch die gemeinsam benutzten Infrastrukturen Synergien.
Einig sind sich die beiden Ökonomen, dass eine Privatisierung oder eine Teilprivatisierung keine Einzelmassnahme sein dürfte und der Grundversorgungsauftrag und das Kreditverbot auf jeden Fall gleichzeitig zur Disposition zu stellen wären.
Entgegen der ordnungspolitischen Logik weitet sich der Einfluss der Politik auf die Postfinance laufend aus. Aktuell gibt es Bemühungen im Nationalrat, die Postfinance dazu zu verpflichten, allen Auslandsschweizern ein Konto anzubieten. Auch an Postfinance-Dogmen herrscht kein Mangel: bei bürgerlichen Politikern ist es das kategorische Festhalten am Kreditverbot, im linken Lager die Frage des Staatseigentums.
«Der Realzinsvorteil entlastet Industrie und Gewerbe»
Podcast
Fabian Schnell zu den Perspektiven der Schweizer Geldpolitik
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Fabian Schnell,
Nicole Dreyfus
«Der Realzinsvorteil entlastet Industrie und Gewerbe»
PodcastFabian Schnell zu den Perspektiven der Schweizer Geldpolitik
Die Inflation bleibt in der Schweiz niedrig, obwohl die SNB seit Jahren im Windschatten der EZB und des FED eine sehr expansive Geldpolitik verfolgt. Immerhin ist sie nicht mehr negativ.
Es gibt noch mehr Licht am Horizont: In der Exportwirtschaft hat sich die Stimmung merklich verbessert, denn mit der Weltwirtschaft – und der Nachfrage nach Schweizer Produkten – scheint es wieder aufwärts zu gehen.
Fabian Schnell rechnet trotzdem nicht mit einem baldigen Kurswechsel in der Schweizer Geldpolitik – zu viele Unsicherheiten gibt es noch in den USA, in der Eurozone und anderswo. Und längst nicht alle Nachwehen der Finanz-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise sind wirklich überstanden. Generell sieht es so aus, als ob die SNB noch länger mit Unsicherheiten zu kalkulieren hat.
Neuen Rufen nach einer Wechselkursuntergrenze für den Franken erteilt Schnell aber eine Absage. In der jetzigen Lage wäre ein solcher Schritt «reine Industriepolitik». Ein Mindestkurs für den Euro könne aufgrund der hohen Kosten auch niemals von langer Dauer sein.
Grundsätzlich hat die Schweiz seit dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems sehr gute Erfahrungen mit flexiblen Wechselkursen gemacht. Mit ihrer unabhängigen Geldpolitik konnte die SNB im Vergleich zu anderen Ländern tiefere Inflationsraten und stabileres Wirtschaftswachstum erwirken. Die tiefere Teuerung war jeweils besonders hilfreich für Industrie-und Gewerbe: Sie bescherte den Unternehmen einen nicht zu unterschätzenden Realzinsvorteil.
«Richtige Rahmenbedingungen und neue Geschäftsmodelle»
Podcast
Daniel Müller-Jentsch im Gespräch mit Nicole Dreyfus zur Überwindung der Strukturkrise im Berggebiet
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Daniel Müller-Jentsch,
Nicole Dreyfus
«Richtige Rahmenbedingungen und neue Geschäftsmodelle»
PodcastDaniel Müller-Jentsch im Gespräch mit Nicole Dreyfus zur Überwindung der Strukturkrise im Berggebiet
Die Schweizer Berggebiete kämpfen derzeit auf verschiedenen Ebenen mit wirtschaftlichen Problemen: Der Tourismus leidet unter neuer Konkurrenz und dem starken Franken, die Baubranche kämpft mit den Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative und die Energiewende nagt an der Profitabilität der Wasserkraft.
Im Gespräch mit Daniel Müller-Jentsch, dem Autor der Studie «Strukturwandel im Schweizer Berggebiet», fragt Nicole Dreyfus, wie Gegensteuer gegeben werden könnte. Für den Senior Fellow von Avenir Suisse gibt es keine Pauschallösung. Wenn angestammte Produkte nicht mehr genügend nachgefragt werden, bedürfe es innovativer Geschäftsmodelle der Marktakteure. Der Staat könne eine mangelnde Nachfrage nicht einfach ersetzen. Vielmehr sei es seine Aufgabe, die richtigen Rahmenbedingungen für eine ökonomische Entwicklung zu setzen. Im Podcast skizziert Müller-Jentsch verschiedene Ansätze für innovative Geschäftsmodelle und nennt zahlreiche Beispiele aus dem In- und Ausland, wo es bereits gelungen ist, aus der wirtschaftlichen Abwärtsspirale auszubrechen.
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Daniel Kalt und Jakob Schaad debattieren über die Idee eines Schweizerischen Staatsfonds
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Jakob Schaad,
Nicole Dreyfus,
Daniel Kalt
«Der Staat ist auch kein besserer Investor»
PodcastDaniel Kalt und Jakob Schaad debattieren über die Idee eines Schweizerischen Staatsfonds
Die Devisenreserven regen die Phantasie der Schweizer Politiker seit Jahren und in grosser Regelmässigkeit an. Gerade kürzlich wurde ein neuer Vorstoss für die Gründung eines «strategisch investierenden Staatsfonds» eingereicht.
Im Podcast diskutieren Daniel Kalt, Chefökonom der UBS, und Jakob Schaad, Vizedirektor von Avenir Suisse, diese Idee. Einig sind sich die beiden Gesprächspartner über die zentrale Bedeutung einer unabhängigen Nationalbank. Unterschiede hingegen zeigen sich bei der Frage, wie diese am besten gewährleistet werden könnte.
Für Daniel Kalt wäre die Gründung eines Staatsfonds in einem einzigen Szenario plausibel, und zwar dann, wenn es der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im Fall einer sich wieder allmählich normalisierenden Geldpolitik gelänge, ihre während der letzten Jahre angehäuften Devisenreserven mit Gewinn abzubauen. Kalt plädiert dafür, einen derartigen «Windfall-Gain» nicht, wie für Nationalbankgewinne bisher vorgesehen, direkt an Kantone und Bund auszuschütten, sondern ihn in einem Fonds anzulegen, sodass mehrere Generationen von den Erträgen profitieren könnten.
Jakob Schaad kann die Motive hinter dieser Idee gut nachvollziehen, fürchtet aber das Risiko der politischen Einflussnahme. Entscheidend sei bei einem derartigen Fonds nämlich die Governance. Wie könne diese gewährleistet werden, wenn jeder Politiker unter «strategischen» Anlagen etwas anderes verstehe? Er warnt davor, jetzt Strukturen zu schaffen für eine Situation, die noch gar nicht eingetreten sei. Damit öffne man dem Klientelismus Tür und Tor. Im schlimmsten Fall könnte die SNB dadurch die Hoheit über ihre Bilanz verlieren.
PodcastNach der Reform ist vor der Reform - unabhängig davon, wie die Volksabstimmung über die Altersvorsorge im September ausgeht
Die Schweizer Gesellschaft ist mit ihrer Haltung zum Thema Altersvorsorge zutiefst widersprüchlich: Obwohl die Lebenserwartung eine der höchsten weltweit ist und laufend steigt, bleibt ein höheres Rentenalter ein Tabu.
Quasi das politische Kind dieses Zustands ist die Abstimmungsvorlage «Altersvorsorge 2020». Diese enthält ein ganzes Sammelsurium von Massnahmen, die jedoch in ihrer Summe nur an der Oberfläche kratzen und mit denen es unterm Strich nicht gelungen ist, die Renten langfristig zu sichern. Im Gegenteil werden mit dem geplanten AHV-Ausbau die jüngeren Generationen überproportional belastet. Nicht zuletzt deshalb sei es für die Jungen enorm wichtig, dass sich persönlich für das Thema Altersvorsorge interessierten, auch wenn die eigene Rente noch in der Ferne liege.
Im Gespräch mit Nicole Dreyfus erklären Jérome Cosandey, Forschungsleiter Finanzierbare Sozialpolitik bei Avenir Suisse, und die Vertreter von Avenir Jeunesse, Salomè Vogt und Fabio Wüst, wie die Finanzierbarkeit der Renten auf Dauer gewährleistet werden könnte. Eine der wichtigsten Massnahmen ist aus ihrer Sicht die Koppelung des Rentenalters an die Lebenserwartung. Im Interesse der Arbeitnehmer wäre auch ein sanfter Übergang in die Pensionierung durch die allmähliche Reduktion des Pensums.
Bei der nächsten Reform der Altersvorsorge müsse zudem der gesellschaftliche Wandel stärker berücksichtigt werden. Auch die Arbeitswelt ist im Umbruch, und schon bald könnten mehrere Teilzeitjobs anstatt einer einzigen Anstellung nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein. Die Vorsorgewerke, allen voran die zweite Säule, müssen dieser Entwicklung Rechnung tragen.
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Warum halbherzige Privatisierungen keine Wohlstandsgewinne bringen
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Samuel Rutz,
Nicole Dreyfus
«Bei Privatisierungen gibt es nur Null oder Eins»
PodcastWarum halbherzige Privatisierungen keine Wohlstandsgewinne bringen
Privat oder staatlich? Diese Frage ist mit der Krise der Energieunternehmen wieder aktuell geworden und zwar nicht zum ersten Mal – man erinnere sich nur an die Turbulenzen der Kantonalbanken in den 1990er-Jahren.
Grundsätzlich gehören Risiken zum Unternehmertum, ebenso wie Konkurse, die staatliche wie private Unternehmen treffen können. Die Frage, die sich für Samuel Rutz im Gespräch mit Nicole Dreyfus vielmehr stellt, ist: Wie viel Risiko soll die Öffentlichkeit auf sich nehmen?
Seine Antwort ist im Grunde simpel: Staatseingriffe sind nur dort sinnvoll, wo «der Markt versagt» und echter Wettbewerb schwer zu garantieren ist. Dies ist häufig der Fall im Bereich der Infrastrukturen, bei der Post, Kultur oder Bildung. Sobald aber staatliche Unternehmen in Konkurrenz zu Privaten stehen und der Markt funktioniert, wird es Zeit für den Rückzug des Staates. In der Schweiz ist dies aktuell zum Beispiel bei den Kantonalbanken der Fall.
Zu Unrecht hätten Privatisierungen in der Bevölkerung ein negatives Image. Die Aufhebung des PTT-Monopols etwa brachte den Konsumenten grosse Vorteile in Form eines günstigeren und besseren Angebots in der Telekommunikation. Eines sei aber zentral: Es genügt nicht, ein Unternehmen zu verkaufen. Ebenso wichtig sind Rahmenbedingungen, die einen echten Wettbewerb erlauben, damit sich die erhofften Wirkungen einer Privatisierung überhaupt einstellen können.
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Warum ein neues Modell für die Berechnung der Wasserzinsen überfällig ist
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Patrick Dümmler,
Nicole Dreyfus
Langsamer Abschied von einer 99-Jährigen
PodcastWarum ein neues Modell für die Berechnung der Wasserzinsen überfällig ist
Rund 550 Mio. Fr. an Wasserzinsen bezahlen die Energiekonzerne jährlich an die Standortkantone und Gemeinden. Diese Leistungen gehen zurück auf eine Gesetzgebung aus dem Jahr 1918, als noch die Elektrifizierung oberstes Ziel der Schweizer Energiepolitik war.
In der marktwirtschaftlich geprägten Energiewirtschaft des Jahres 2017 sind die Wasserzinsen gewissermassen ein planwirtschaftlicher Fremdkörper. Ihre Höhe berechnet sich aus installierter Kapazität und durchfliessendem Wasser. Unberücksichtigt bleibt der am Markt erzielte Strompreis, was sich in jüngerer Zeit entsprechend negativ auf die Ertragskraft der Stromproduzenten auswirkte.
In einem ersten Schritt und für die Dauer von zwei Jahren will der Bundesrat nun den maximalen Wasserzins von 110 Fr. auf 80 Fr. senken. Spätestens ab 2020 aber sollen die Wasserzinsen mit einem Gesetz geregelt werden, das die Wettbewerbsfähigkeit der Wasserkraft langfristig wiederherstellt, und trotzdem den Gebirgskantonen eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen erhält.
Im Podcast zeigt Patrick Dümmler im Gespräch mit Nicole Dreyfus zwei gangbare Wege auf:
Flexibilisierung der Preise: Der erzielte Marktpreis bestimmt zu einem grösseren Teil die jährlich zu bezahlenden Wasserzinsen.
Ausschreibung der Lizenzen: Kantone und Gemeinden vergeben Konzessionen für jeweils 20 bis 30 Jahre an die Meistbietenden.
In beiden Fällen wäre sichergestellt, dass die Wasserzinsen einen Bezug zum Marktwert der Ressource bekämen. Im ersten Fall wären die reelen Marktpreise eine Grundlage, im zweiten unternehmerische Kalkulationen. Wir dürfen auf das Ergebnis des politischen Prozesses gespannt sein.
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Podcast mit Jérôme Cosandey über sein Modell einer finanzierbaren Alterspflege
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Jérôme Cosandey,
Nicole Dreyfus
«Nichts machen ist keine Lösung»
PodcastPodcast mit Jérôme Cosandey über sein Modell einer finanzierbaren Alterspflege
Eine Steuererhöhung um 12 Prozent und eine Verdoppelung des Krankenkassen-Anteils: Durch die demografische Entwicklung und das Kostenwachstum drohen die finanziellen Belastungen für die Alterspflege aus dem Ruder zu laufen. Gelingt es nicht, diese Entwicklung zu stoppen, werden jüngere Generationen unverhältnismässig unter den Kosten für die Alterspflege leiden. Im Podcast skizziert Jérôme Cosandey, Forschungsleiter Sozialpolitik von Avenir Suisse, eine liberale Antwort auf die Herausforderungen der demografischen Verschiebungen.
Ziel des von Avenir Suisse vorgeschlagenen Finanzierungsmodells ist es, die Nutzniesser von Pflegeleistungen und diejenigen, die dafür aufkommen müssen, besser in Einklang zu bringen. Durch die Bildung eines Pflegekapitals mit einer obligatorischen Pflegeversicherung – beispielsweise ab 55 Jahren – sollen die Jüngeren entlastet werden. Das so angesparte, vererbbare Kapital eröffnet die Möglichkeit, das Geld im Pflegefall für seine individuellen Bedürfnisse zu verwenden – sei es stationär, ambulant oder für eine intermediäre Struktur. Der Staat kommt erst subsidiär in die Pflicht.
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Fabian Schnell erläutert im Podcast die Hintergründe des liberalen Schattenbudgets von Avenir Suisse.
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Fabian Schnell,
Nicole Dreyfus
Labor für zukunftsorientierte Finanzpolitik
PodcastFabian Schnell erläutert im Podcast die Hintergründe des liberalen Schattenbudgets von Avenir Suisse.
Die Schuldenbremse des Bundes wird in den kommenden Jahren auf eine harte Probe gestellt. Gemäss Berechnungen von Avenir Suisse ist mit einem Bundesdefizit von 2 Mrd. Fr. pro Jahr zu rechnen. Zur Einhaltung der Schuldenbremse werden Stabilisierungsmassnahmen unausweichlich. Als eine Art Labor für eine zukunftsgerichtete Finanzpolitik hat Avenir Suisse deshalb ein liberales Schattenbudget erstellt. Fabian Schnell erläutert im Podcast, wie das Bundesbudget entlastet werden könnte und auf welche Weise die Gelder effizienter genutzt werden sollten.
Das «Liberale Schattenbudget» zeigt die Finanzpolitik aus der Froschperspektive. Dringender Handlungsbedarf etwa besteht im Bereich der sozialen Wohlfahrt, die schon heute über einen Drittel des ganzen Bundeshaushaltes verschlingt. Auch in den Tabu-Bereichen Bildung und Forschung gäbe es viel zu tun – wobei es hierbei weniger um Budgetkürzungen geht als um eine Steigerung der Effizienz und der Exzellenz. Auch im Verkehr zeigten sich noch viel zu grosse Unterschiede zwischen finanzpolitischen Sonntagsreden und der Realität. Im Podcast diskutiert werden ausserdem Bereiche wie Militär oder staatliche Pferdezucht.
«Die Flankierenden sind ein Deckmantel für Protektionismus»
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Tobias Schlegel und Marco Salvi erklären, warum die flankierenden Massnahmen reformbedürftig sind.
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Tobias Schlegel,
Marco Salvi,
Nicole Dreyfus
«Die Flankierenden sind ein Deckmantel für Protektionismus»
PodcastTobias Schlegel und Marco Salvi erklären, warum die flankierenden Massnahmen reformbedürftig sind.
Die flankierenden Massnahmen (FlaM) wurden 2004 eingeführt, um eine politische Mehrheit für die Personenfreizügigkeit zu ermöglichen. Seither können Gesamtarbeitsverträge (GAV) erleichtert allgemeinverbindlich erklärt werden, was zu einer schleichenden Einführung von Mindestlöhnen auf breiter Front führte.
Insofern beeinträchtigen die FlaM die Flexibilität des Arbeitsmarkts: Für Berufs- und Quereinsteiger sowie Niedrigqualifizierte erschweren sie es, niederschwellige Jobs zu finden. Gleichzeitig dienen die FlaM als «Deckmantel für Protektionismus», wie Tobias Schlegel erklärt. Der Preiswettbewerb werde zulasten der Konsumenten ausgeschaltet. Die protektionistische Seite der Flankierenden sei im Tessin besonders gut zu beobachten, ergänzt Marco Salvi. Mit diesem Instrument lasse sich lästige Konkurrenz bequem vom Markt fernhalten.
Das eigentliche Ziel der Flankierenden jedoch, der Schutz der inländischen Arbeitnehmer, ist mit den Flankierenden nicht zu erreichen. Denn bevorteilt werden per se nicht etwa alle Inländer, sondern die sogenannten Insider – all jene, die bereits eine Stelle haben. Weil die Integration von Berufs- und Quereinsteigern aber auch Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt an Bedeutung noch gewinnen wird, ist dies besonders stossend.
Der flexible Arbeitsmarkt, ein zentraler Standortvorteil der Schweizer Volkswirtschaft, gerät immer mehr unter Druck. Deshalb schlägt Avenir Suisse vor, die erleichterte Allgemeinverbindlichkeit von Gesamtarbeitsverträgen zu streichen und die FlaM nur noch auf gefährdete Branchen anzuwenden. Nachdem sich der Arbeitsmarkt auf die Personenfreizügigkeit eingestellt hat, ist eine schrittweise Abschaffung vorzunehmen, damit der freie Personenverkehr für den Arbeitsmarkt mittelfristig zum Normalfall wird.
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In der Alterspflege sind dringend neue Denkmuster gefragt, betont Jérôme Cosandey im Podcast.
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Jérôme Cosandey,
Nicole Dreyfus
«Ambulant mit stationär»
PodcastIn der Alterspflege sind dringend neue Denkmuster gefragt, betont Jérôme Cosandey im Podcast.
Die Babyboomer stellen die Alterspyramide der Schweiz auf den Kopf. In den nächsten 20 Jahren wird die Zahl der über 80-Jährigen deutlich stärker wachsen als die der Erwerbstätigen. Die Organisation der Alterspflege – und die Sicherstellung ihrer Qualität – wird damit zu einer grossen Herausforderung.
Jérôme Cosandey betont in seinem Podcast, dass je nach Pflegebedarf und je nach persönlichem Umfeld ambulante Massnahmen nicht immer günstiger (und besser) seien als stationäre. Er plädiert für eine komplementäre Sichtweise in der Versorgungsplanung, die die Vielfalt der Angebote mehr als bisher berücksichtigt. Zum Beispiel können Tagesstrukturen einen sinnvollen Mittelweg zwischen ambulanter und stationärer Pflege bieten und den Bedürfnissen der Pflegebedürftigen sowie deren Angehörigen entsprechen. Ein neues Leitmotiv «ambulant mit stationär» könnte auch dem grossen Informationsbedarf auf Seite der Betroffenen entgegenkommen.
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Podcast mit Patrick Dümmler und Fabian Schnell über die Energiestrategie 2050
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Patrick Dümmler,
Fabian Schnell,
Nicole Dreyfus
Viel Energie für wenig Strategie
PodcastPodcast mit Patrick Dümmler und Fabian Schnell über die Energiestrategie 2050
Die Schweizer Strompolitik steht vor einer Wende. Bisher galt ein Mix aus 55% Wasserkraft, 40% Kernenergie und 5% Alternativstrom aus Sonne, Wind und Biomasse als Garant einer sicheren, wirtschaftlichen und umweltverträglichen Versorgung. Doch wie soll die Zukunft der Schweizer Stromversorgung aussehen? Patrick Dümmler und Fabian Schnell nehmen im Podcast die Energiestrategie 2050 unter die Lupe.
Die Energiestrategie 2050 gilt in der Öffentlichkeit als Strom-Strategie – in Wahrheit umfasst sie jedoch noch diverse andere Bereiche. Angesprochen sind beispielsweise Fragen der Energieeffizienz oder der Forschung und Entwicklung. Viele Fragen stehen aufgrund dessen bis anhin unbeantwortet im Raum.
Trägt die Energiestrategie 2050 dazu bei, die Umweltbelastung in der Schweiz zu reduzieren? – Im Bereich Strom eher nicht. In der Schweiz ist die Stromproduktion nahezu zu 100% CO2-frei oder zumindest CO2-neutral. Allerdings muss Strom aus dem Ausland zugekauft werden. Die mehrheitlich aus Deutschland und Frankreich importierte Elektrizität stammt teilweise aus Atom-, Kohle- oder Gaskraftwerken. Damit die Umweltbilanz dadurch nicht zusätzlich belastet wird, hat sich europaweit ein Handel mit CO2-Zertifikaten etabliert.
Die Energiestrategie 2050 sieht ein Abschalten der Kernkraftwerke ohne Ersatz vor. Welchen Einfluss hat das auf den Forschungsstandort Schweiz? – Forschung im Wissen zu betreiben, dass die Ergebnisse zumindest im Inland nicht angewendet werden dürfen, ergibt wenig Sinn. Die Nuklearforschung wird in der Schweiz daher keine Rolle mehr spielen.
Wenn die Kernkraftwerke in absehbarer Zeit vom Netz gehen: Wie deckt dann die Schweiz ihren Strombedarf? – Die Energiestrategie verbietet neue Rahmenbewilligungen für Kernkraftwerke, diese Option verbaut sich die Schweiz also gegebenenfalls selbst. Falls die Schweiz nicht mehr Strom importieren will, müssen andere, wetterunabhängige Produktionsarten den Wegfall der Kernkraftwerke kompensieren. Eine Möglichkeit wären Gaskraftwerke. Diese produzieren allerdings viel CO2 und stehen damit im Widerspruch zur Klimapolitik.
Subventionen führen zu höheren Kosten und verzerren Investitionsentscheide. Wer wird zur Kasse gebeten? – Vorab die Konsumenten, insbesondere die privaten Haushalte, die heute ihren Stromversorger nicht frei wählen dürfen.
Für Avenir Suisse schont der bunte und wenig kohärente Mix aus Subventionen und Verboten weder die Umwelt noch das Portemonnaie der Stromkunden. Alles in allem vermissen Patrick Dümmler und Fabian Schnell bei der Energiestrategie 2050 vor allem eines: die Strategie.
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Podcast mit Jérôme Cosandey über die Bedeutung von Senioren an den Märkten
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Jérôme Cosandey,
Nicole Dreyfus
Goldenes Potenzial der Silver Economy
PodcastPodcast mit Jérôme Cosandey über die Bedeutung von Senioren an den Märkten
Bis 2030 wird es bis zu 670’000 mehr Pensionäre geben. Wer die Bedürfnisse des rasant wachsenden Seniorenmarktes berücksichtigt, findet in Bereichen wie Wellness, Reisen, Kultur oder Finanzwesen lukrative Geschäftsfelder.
Doch obschon die finanzstarke Generation der Babyboomer das Konsumverhalten immer mehr bestimmt, ist der Seniorenmarkt keine homogene Entität. Unzählige Subgruppen mit verschiedenen Wünschen, Ansprüchen, Wertschätzungen und folglich auch Bedürfnissen bieten Chancen für neue Produkte und Dienstleistungen.
Allerdings will niemand als Senior angesprochen werden. Deshalb gilt es, das Design altersunabhängig zu gestalten, ohne die Bedürfnisse der Senioren zu vernachlässigen. Gerade ältere Mitarbeiter können für diese Aufgabe eine zentrale Rolle spielen: Aus ihrer Perspektive sind sie in der Lage, entscheidende Inputs für die Gestaltung der Produkte und ihre Vermarktung zu geben, betont Jérôme Cosandey im Podcast. Gerade in Bereichen, die Erfahrung voraussetzen, ist eine effektive Integration der Älteren wichtig. Für die Arbeitgeber ist es deshalb entscheidend, sich von starren Arbeitsmodellen zu lösen: Ein systematischer Dialog mit älteren Mitarbeitern im Hinblick auf Arbeitszeiten und -pensen ist ein Schlüssel zum Erfolg.
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Podcast mit Patrick Dümmler über den schädlichen Protektionismus in der Landwirtschaft
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Patrick Dümmler,
Nicole Dreyfus
Im Namen des Heimatschutzes
PodcastPodcast mit Patrick Dümmler über den schädlichen Protektionismus in der Landwirtschaft
Protektionistische Ideen sind weltweit im Kommen. Nicht anders verhält es sich im Schweizer Agrarsektor. Doch wie viel Abschottung im Namen des Heimatschutzes verträgt es? Die Schweiz war nie autark hinsichtlich Lebensmittelversorgung. Sie sei auf Freihandel angewiesen, betont Patrick Dümmler. Im Podcast nimmt der Avenir-Suisse-Experte einige protektionistische Massnahmen unter die Lupe und identifiziert eine Wahrnehmungsverzerrung in Bezug auf die ökologische Produktion von Lebensmitteln.
Seit 2009 hat die Schweiz 19 Massnahmen in Kraft gesetzt, die den wirtschaftlichen Austausch einschränken. Das neue Swissness-Gesetz von 2017 ist ein Beispiel dafür. Statt «Swiss Made» steht seit 2017 bei Lebensmitteln das «Swiss-Grown-Prinzip» im Vordergrund, was die inländische Landwirtschaft begünstigt.
Befürworter einer solchen Politik zugunsten der Landwirtschaft und zulasten der Konsumenten fokussieren auf zwei Themen: Versorgungssicherheit und ökologische Produktion. Doch die Vorstellung einer möglichst autarken Versorgung der Schweiz ist unrealistisch, selbst in den Kriegsjahren fand ein limitierter Austausch von Lebensmitteln mit dem Ausland statt.
Auch das Argument, mit mehr inländischer Produktion werde die Ökologie gefördert, hält einer kritischen Untersuchung nicht stand. Regionale Produkte weisen nicht per se eine bessere Ökobilanz auf als solche, die aus aus dem Ausland importiert sind. Die massive Werbung von landwirtschaftlichen Vermarktungsorganisationen und Detailhändlern zugunsten von regionalen Produkten erschweren einen breiten, kritischen und faktenbasierten Dialog. Das Marketing führt zu einer Verklärung der inländischen Lebensmittelproduktion und weckt indirekt Abschottungssehnsüchte bei der Bevölkerung. Dabei wären mit «Swiss Made» und Qualität auch bei Lebensmitteln im Ausland Absatzerfolge möglich. Dies bedingt jedoch eine Öffnung des Agrarmarktes für Importe und Exporte.