Städtische Verwaltungen sind aufgrund ihrer Dienstleistungsorientierung personalintensive Strukturen. Im Vergleich zu kapitalintensiven Industrieunternehmen trägt daher in öffentlichen Verwaltungen ein gutes Human Resources Management ungleich stärker zu Produktivität und Effizienz bei. Eine moderne Personalpolitik ist hier daher unabdingbares Merkmal. Der Personalbestand grosser Städte ist vergleichbar mit jenem eines grösseren Unternehmens, was die Komplexität und die Anforderungen an ein gutes Personalmanagement unterstreicht. Allerdings sind viele der gängigen Beurteilungskriterien schwierig auf öffentliche Verwaltungen anzuwenden, da sich ihre Arbeitsweise aufgrund der Hoheitlichkeit gegenüber anderen Wirtschaftssubjekten und der teilweise nicht möglichen Wirkungsmessung von der Privatwirtschaft unterscheidet.

Das Städtemonitoring

Eine Beurteilung der Personalpolitik im operativen Sinn muss indirekt geschehen, etwa durch die Evaluation relevanter personalpolitischer Kennzahlen. Auf diese Weise lässt sich beispielsweise die Bundesverwaltung regelmässig durch die Prüforgane der Bundesversammlung evaluieren. Der vorliegende Indikator beschränkt sich auf zwei Kennzahlen:

  • Mittlere Anzahl Krankheitstage pro Mitarbeiter: Aufgrund der hohen Kosten von Krankheitstagen (kein produktiver Beitrag bei gleichzeitiger Lohnfortzahlungspflicht) ist deren Minimierung mit geeigneten Massnahmen ein zentrales Ziel guten Personalmanagements. Doch eine hohe Anzahl Krankheitstage ist nicht nur aus Kostensicht unerfreulich, sondern sie ist auch generell ein Indikator für ein schlechtes Arbeitsklima und unmotivierte Mitarbeitende.
  • Mittleres Pensionierungsalter: Treten Angestellte zu früh in den Ruhestand, geht Know-how unnötig frühzeitig verloren und es entstehen in der Regel Zusatzkosten für den Arbeitgeber. Auch das deutlich verfrühte mittlere Renteneintrittsalter spricht für ein suboptimales Personalmanagement.

Erstes Ziel einer guten Personalführung sollte allerdings sein, diese Zahlen überhaupt zu kennen. Das ist – wie die Auswertung der Städte zeigt – im Bereich dieser öffentlichen Verwaltungen offenbar keine Selbstverständlichkeit. Ohne Kenntnis über diese wichtigen Indikatoren fehlt Grundlage für wichtige Managemententscheide. 

Ranking

Durchschn.
Anzahl Krankheitstage
Punkte
Teilindikator
Durchschn.
Renteneintrittsalter (Jahre)
Punkte
Teilindikator
Total Punkte
St. Gallen
6.5
4
64.0
5
9
Bern
9.9
3
63.0
4
7
Winterthur
6.3
4
62.7
3
7
Basel
5.7
5
k.A.
0
5
Lausanne
13.2
2
62.4
3
5
Biel
k.A.
0
63.5
4
4
Lugano
7.7
4
k.A.
0
4
Luzern
8.5
3
k.A.
0
3
Zürich
k.A.
0
62.5
3
3
Genf
14.6
2
k.A.
0
2
Mittelwert
9.1
63.0
Quelle: Eigene Darstellung 

Ergebnisse

Sechs der zehn untersuchten Städte konnten zu jeweils einer der beiden angefragten Kennzahlen keine Angaben machen. Angesichts der Relevanz solcher Daten verdeutlicht dies den Handlungsbedarf bei der Weiterentwicklung des Personalmanagements.

Der Spitzenplatz im Avenir-Suisse-Städtemonitoring für das Personalmanagement in der Verwaltung geht an St. Gallen. (vug)

Bei den vorliegenden Kennzahlen sticht besonders der Unterschied zwischen den Westschweizer und den übrigen Städten ins Auge. Zwar profitiert Lausanne in der Wertung von der Tatsache, über beide Kennzahlen Angaben gemacht zu haben, doch ist die Belegschaft (wie auch in Genf) beinahe doppelt so oft krankgeschrieben wie in den übrigen Städten, die hierzu Angaben gemacht haben. Auch beim Renteneintrittsalter hat Lausanne den tiefsten Wert, wobei hier der Unterschied zu Zürich oder Winterthur nur marginal ist. Am meisten Punkte gehen an St. Gallen, das mit dem höchsten Renteneintrittsalter und sehr wenigen Krankheitstagen glänzt. In Letzterem wird es nur von Winterthur und Basel knapp geschlagen.

Aufgrund des grosszügigen Bewertungsschemas konnte eine Stadt schon durch die blosse Angabe der beiden Kennzahlen 4 Punkte erreichen. Gemäss BFS beträgt in der Schweiz die durchschnittliche Anzahl Krankheitstage in der öffentlichen Verwaltung 7,95 Tage, das mittlere Pensionierungsalter liegt bei 63,3 Jahren. Erreicht eine Stadt mindestens diese beiden schweizerischen Durchschnittswerte, resultieren schon 8 Punkte. Mit einem mittleren Renteneintrittsalter von 63,0 Jahren und 9,05 Krankheitstagen liegen jene Städte, die überhaupt Angaben dazu machen konnten, aber etwas hinter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt zurück. Gemessen am Personalmanagement in vergleichbar grossen Unternehmen der Privatwirtschaft besteht also auf Ebene der Städte noch signifikanter Aufholbedarf.

Gesundheitsmanagement

Die Frage nach der durchschnittlichen Anzahl Krankheitstage im Rahmen dieses Indikators hat einen konkreten betriebswirtschaftlichen Hintergrund, denn der Ausfall von Mitarbeitern aufgrund von Krankheit oder Unfall ist teuer. Die betroffene Person leistet in dieser Zeit keinen produktiven Beitrag, die Lohnzahlung muss weiterhin ausgerichtet werden. Zusätzliche Kosten können durch Engpässe oder nötigen Koordinationsaufwand eintreten. Ein betriebliches Gesundheitsmanagement, wie es sich im modernen HR-Management etabliert hat, hilft, diese Kosten tief zu halten. Ein solches unterstützt Mitarbeitende bei der Förderung der Gesundheit, erkennt Risiken und versucht diese zu senken (z.B. mittels Grippeimpfung). Dies alles gilt nicht nur für Grossunternehmen, sondern ebenso für Verwaltungen.

Weiterführende Informationen finden Sie in der Studie «20 Jahre Schweizer Stadtpolitik».