Auf der grossen Allmend in Frauenfeld, am Ufer des Genfersees in Nyon oder in der Steinberggasse in Winterthur: An all diesen Orten ist die Musik im vergangenen Sommer verstummt. Etliche Festivals fielen der Pandemie zum Opfer. Rechnet man allein die Eintrittszahlen der zehn grössten Musikfestivals der Schweiz zusammen, wurden in diesem und im letzten Sommer rund zwei Millionen Besuche verunmöglicht. Hinter jedem Besuch hätten einmalige Erlebnisse und unvergessliche Nächte stecken können.

Die ergriffenen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie trafen die Jüngeren besonders hart. Die psychische Gesundheit der jungen Menschen litt sehr, die Lehrsäle an den Universitäten geschlossen, das Nachtleben war tot. Nachdem schon die Festivalsaison im Sommer 2020 ausgefallen war, freute sich das Partyvolk umso mehr auf dieses Jahr. Der Festivalsommer 2021 stellte für viele einen Lichtblick während der Coronakrise dar und stärkte den Durchhaltewillen. Für einen grossen Teil der Bevölkerung, insbesondere für die jungen Menschen, sind diese Grossveranstaltungen das Highlight des Jahres.

Musikfestivals (Stand 13.07.2021)

 

  • Montreux Jazz Festival (Kapazität: 250’000, 1x abgesagt, findet 2021 in einem kleineren Rahmen statt)
  • Paléo Festival (Kapazität: 230’000, 2x abgesagt)
  • Openair Frauenfeld (Kapazität: 150’000, 1x abgesagt, findet 2021 in einem kleineren Rahmen statt)
  • Openair Gampel (Kapazität: 105’000, 1x abgesagt, findet 2021 statt)
  • Blue Balls Festival Luzern (Kapazität: 100’000, 2x abgesagt)
  • Openair St.Gallen (Kapazität: 90’000, 2x abgesagt)
  • Gurtenfestival (Kapazität: 80’000, 2x abgesagt)
  • Zürich Openair (Kapazität: 80’000, 1x abgesagt, findet in einem kleineren Rahmen statt)
  • Greenfield Festival (Kapazität: 75’000, 2x abgesagt)
  • Winterthurer Musikfestwochen (Kapazität: 55’000, 1x abgesagt, findet 2021 statt)

Doch nun fällt die Festivalsaison 2021 ebenfalls mehrheitlich ins Wasser – und damit so Vieles: die Nervosität vor der Aufführung des Lieblingskünstlers, die Überforderung bei der Aufstellung des Zeltes, schlaflose Nächte mit Freundinnen und neuen Bekannten und vieles mehr. Die Festivals sind eine Flucht aus der Normalität. Es soll Leute geben, die ihre Jahresplanung danach ausrichten.

Langes Warten auf Openair-Festivals. (Aranxa Esteve, Unsplash)

Unbestritten ist, dass Grossveranstaltungen aus epidemiologischer Sicht ein Risiko darstellen. Trotzdem muss die Wichtigkeit der Festivals als ein bedeutender Zweig der Kulturbranche unterstrichen werden. Die Schweiz weist weltweit die höchste Festivaldichte auf. Doch in diesem Sommer bleibt das Impffestival das grösste Sommerevent.

Bereits 8,17 Mio. Gratistickets für Anti-Corona-Spritzen wurden verteilt – obschon die Attraktivität dieser wohl grössten Massenveranstaltung der Schweiz wenig berauschend ist. Doch wird das Event ein Erfolg, dürfen sich Musikfans und Nachtschwärmer auf einen dröhnenden Sommer 2022 im Mondlicht freuen.

In der Sommerreihe «Corona in Zahlen» beleuchten die jüngeren Forscherinnen und Forscher von Avenir Suisse die Folgen der Pandemie für unterschiedlichste Bereiche unserer Gesellschaft: die Staatsausgaben, den Aussenhandel, Verkehrsfragen, die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen, die Gleichstellung – und vieles mehr.