Zur neuen Studie Ab die Post! von Avenir Suisse gab es einige Rückmeldungen. Im Folgenden werden sechs typische Reaktionen auf Online-Portalen und in Zeitungen aufgegriffen und eingeordnet.

Zum «Abbau» des Service public

1. «Die Idee von Avenir Suisse ist ein Abbau und eine Privatisierung des Service public. Und wie das endet, wissen wir bereits.»

Wir wissen, was passiert, wenn die Politik nicht reagiert. Denn die Nachfrage nach postalischen Dienstleistungen hat sich seit der Jahrhundertwende fundamental verändert. Dass wir immer weniger Briefe erhalten, Zahlungen online erledigen und nur noch selten die Filialen aufsuchen, sollte sich auch in den Anforderungen an den Service public widerspiegeln. Weshalb sollte die Pöstlerin noch fünf oder sogar sechs Mal pro Woche die Tour machen müssen, wenn wir in einigen Jahren nur noch zwei Briefe pro Woche erhalten? Reichen da nicht drei oder zwei Zustellungen wie in anderen Ländern?

Das Problem ist, dass die Auflagen für den Service public seit vielen Jahren nicht mehr angepasst, ja sogar weiter ausgebaut wurden. Es wird damit immer teurer, diese zu erfüllen – derzeit kostet das 360 Millionen Franken pro Jahr. Klar ist deshalb: Beharrt die Politik auf den heutigen Vorgaben, wird die Post Subventionen benötigen.

2. «Mit ‹überholten politischen Vorgaben› meint Avenir Suisse den Service public, der auch in dünn besiedelten Regionen noch bestimmte Dienstleistungen ermöglichen soll.»

Natürlich soll die Post weiterhin die Randregionen abdecken. Das ist gerade die Raison d’être eines Service public: flächendeckend für eine ansprechende Qualität zu sorgen. Aber die Post soll freier sein darin, wie sie diesen Service public erbringt. Laut dem Bund würden dafür 300 klassische Filialen reichen. Denn der Service public kann heute auch mit neuen, attraktiven Angeboten erbracht werden, die in der nächsten Reaktion erwähnt werden.

Zur Strategie der Post

3. «Gebraucht wird nun vor allem das Vorantreiben innovativer Lösungen. Dazu gehören Paketstationen, das Integrieren von Postdienstleistungen bei Partnern wie dem Volg, die es auch in entlegenen Gebieten gibt, sowie ein Ausbau des Hausservice. In anderen Worten: Die Post muss ihre Rolle der heutigen Zeit anpassen. Dann, und nur dann, dürfen wir auch weiterhin stolz auf sie sein.»

In dieser Reaktion werden die zielführenden Innovationen, die die Post in den letzten Jahren vorangetrieben hat, gut zusammengefasst. Sie passen perfekt zum Kerngeschäft und entsprechen den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden. So braucht es meist keine teuren eigenen Filialen mehr, vielmehr können Paketstationen zum Zug kommen, oder es kann auch ein Detailhändler Postdienste abwickeln. Vom Hausservice, den man via App bestellen kann, profitieren bereits 517’000 Haushalte in der Schweiz. Mit solchen Angeboten ist die Post also gut unterwegs.

Doch jüngst hat sie auch diverse Digitalfirmen in Bereichen gekauft, die kaum etwas mit Logistik zu tun haben (Cybersecurity, Unternehmenssoftware, Clouddienste). Diese Expansion sollte gestoppt werden. Die Post kommt dort privaten Firmen ins Gehege – ein «Marktversagen», das eine staatliche Aktivität begründen könnte, ist nicht auszumachen.

Zur Finanzierung und Marktordnung

4. «Ich verstehe nicht, wie in einem freien Markt das, was von der Post übrigbliebe, finanziert werden könnte.»

In diversen Bereichen stellt der Markt ein flächendeckendes Angebot zur Verfügung – ganz ohne staatliche Vorgaben. Das klassische Beispiel ist die Versorgung mit Lebensmitteln. Auch die Deutsche Post oder die Swisscom erfüllen einen Grundversorgungsauftrag, ohne dass sie dafür vom Staat entschädigt werden. Sie erwirtschaften im Wettbewerb die nötigen Mittel. Die Schweizerische Post erhält bisher keine Entschädigung, profitiert aber immer noch von einem Restmonopol bei Briefen bis 50 Gramm. Diese Monopoleinnahmen der Post verschleiern die wahren Kosten des Service public, denn die Post steht dadurch finanziell besser da als ohne. Es wird so die Fiktion aufrechterhalten, die Post könne die derzeitige Variante des Service public langfristig aus eigener Kraft finanzieren.

5. «Meiner Meinung nach hätte man die gesamte Infrastruktur der PTT beim Bund belassen sollen.»

1998 wurde die PTT in die Swisscom und die Schweizerische Post aufgespalten. Durch den Wettbewerb im Telekombereich sind die Preise massiv gefallen. Ein zehnminütiges Gespräch in die USA kostete 1990 noch 20 Franken, 1999 und damit kurz nach der Liberalisierung waren es schon nur noch 5 Franken (und heute, über WLAN, ist es oft fast gratis, da in der Flatrate enthalten). Die Liberalisierung und (Teil-)Privatisierung hat somit den Konsumentinnen und Konsumenten grosse Ersparnisse und eine gewaltige Qualitätsverbesserung gebracht. Im Postbereich gibt es hier noch Nachholbedarf, weshalb man das Restmonopol der Post aufheben sollte.

6. «Macht schon Sinn. Ein Gemischtwarenladen sondergleichen, der von zig Interessen und Themen zerrissen wird.»

Das bringt die derzeitige Situation auf den Punkt. Daher wird in unserer neusten Studie «Ab die Post!» gefordert, dass sich die Post darauf konzentrieren sollte, wo sie laut dem Weltpostverein «weltmeisterlich» ist: beim physischen Transport von Informationen und Gütern. In der Privatwirtschaft gibt es zudem kaum noch breit aufgestellte Mischkonzerne: ABB, General Electric, Philips oder Siemens haben sich allesamt aufgespalten und Teile verselbständigt. Aus gutem Grund: Die Unternehmensführung ist in einem Mischkonzern zu kompliziert, und die Vorteile einer breiten Aufstellung sind begrenzt oder oft gar nicht vorhanden – so gibt es zwischen Bankdienstleistungen und der Brieflogistik keine Synergien.